Der Bericht nennt einerseits Banken und Investoren, die den führenden Öl- und Gas-Multis Finanzmittel zur Verfügung stellen. Andererseits zeigen die 12 Fallstudien die Umweltschäden auf: Dazu gehören die Verletzung der Rechte indigener Völker, negative Auswirkungen auf die Gesundheit, Menschenrechtsprobleme und die zu erwartenden CO2-Emissionen. Die Nichtregierungsorganisationen, die federführend hinter dem Bericht stehen, haben konkrete politische Forderungen an die Finanzindustrie formuliert: Der gemeinsame Aufruf stellt die Forderung, das Geld so schnell wie möglich aus dem Sektor der fossilen Brennstoffe abzuziehen. Oberste Priorität sollte es sein, Kohle-, Öl- und Gasausbauprojekte nicht mehr finanziell zu unterstützen.

Die 12 Förderprojekte und Kohlenstoffemissionen

Die in dem Bericht aufgerührten Fallstudien wurden aufgrund der Umweltschäden ausgewählt, die sie weltweit verursachen. Sie werden gegen lokale Widerstände der Zivilgesellschaft und trotz zahlreicher Boykott-Aufrufe von Wissenschaftlern und Politikern, die den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen unterstützen, vorangetrieben.

Die 12 Fallstudien:

  • Gasförderung in Mosambik;
  • Öl- und Gaserschließung in Surinam;
  • Öl- und Gasbohrungen im Permian Basin in den USA;
  • Öl- und Gasförderung in der argentinischen Vaca-Muerta-Region;
  • Kohle- und Gasverbrauch im Payra Hub in Bangladesch;
  • neue Kohlekraftwerke in China;
  • Kohleminen in Indien;
  • Kohleausbau auf den Philippinen;
  • Gasförderung als Teil des Burrup Hub in Australien;
  • Bohrungen nach Öl und Gas in der norwegischen Barentssee;
  • Öl- und Gasförderung und Pipelinebau im östlichen Mittelmeerraum;
  • und Offshore-Bohrungen in Großbritannien.

Es wird erwartet, dass diese 12 Projekte zusammen mindestens 175 Gigatonnen zusätzlicher CO2-Emissionen verursachen, sollten sie von den beteiligten Unternehmen realisiert werden. Dies ist fast die Hälfte des verbleibenden Kohlenstoffbudgets von 395 Gigatonnen, um die globale Erwärmung nach dem Pariser Klimaabkommen (mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent) auf 1,5°C zu begrenzen. Es sind fast 75 Prozent des verbleibenden 235 Gigatonnen umfassenden Kohlenstoffbudgets, mit denen die globale Erwärmung mit einer 66 prozentigen Wahrscheinlichkeit auf 1,5°C begrenzt werden könnte.  

Die Rolle führender multinationaler Konzerne

Acht der weltweit größten Öl- und Gaskonzerne sind an mehreren der extrem umweltschädigenden Förderprojekte beteiligt, die im „Five Years Lost“-Bericht vorgestellt werden. Zu den Unternehmen, die in den meisten Fallstudien genannt werden zählen ExxonMobil, BP und Total. Sie sind jeweils an sechs der acht Öl- und Gasprojekte im Bericht beteiligt. Royal Dutch Shell und Chevron engagieren sich jeweils in fünf der acht Öl- und Gasprojekte. Equinor ist an vier beteiligt, während Repsol und Eni jeweils mit drei Projekten in Verbindung stehen.

1,6 Billionen Dollar Investitionen

Der Bericht stellt fest, dass Finanzinstitute seit Januar 2016 1,6 Billionen Dollar in Form von Krediten bereitgestellt und bis August 2020 1,1 Billionen Dollar in Anleihen und Aktien in die 133 Unternehmen investiert haben, von denen die 12 beschriebenen Ausbauprojekte für fossile Brennstoffe vorangetrieben werden. Auf der Bankenseite sind es folgende Unternehmen, die seit dem Pariser Abkommen die meisten Finanzmittel erhalten haben: BP, ExxonMobil, Petrobras, State Grid Corporation of China und Occidental Petroleum mit insgesamt 358 Mrd. Dollar an Krediten und Emissionsübernahmen von Januar 2016 bis August 2020. Zu den Unternehmen im Bericht mit dem höchsten Investitionswert gehören Chevron, ExxonMobil, Royal Dutch Shell, Total und BP. Zusammen halten Investoren Anleihen und Aktien im Wert von 394 Mrd. Dollar in diesen fünf Unternehmen (Stand: August 2020).

Die Top-Investoren

Es sind 20 Investoren, die fast die Hälfte der im Bericht ermittelten Gesamtinvestitionen bereitstellen: 535 Mrd. der insgesamt 1,1 Billionen Dollar. Ganz oben auf der Liste der Top-Investoren stehen führende US-Finanzinstitute. Mit Anleihen und Aktien im Wert von 110 Mrd. Dollar ist BlackRock (USA) der Top-Investor in Kohle-, Öl- und Gasunternehmen. Dicht dahinter folgt Vanguard (USA) mit Anleihen und Aktien im Wert von 104 Mrd. Dollar. State Street (USA) liegt mit 50,8 Mrd. Dollar an dritter Stelle, gefolgt von Capital Group (USA) mit 48,4 Mrd. Dollar. Nur vier der Top-20-Investoren kommen nicht aus den USA: der Norwegian Government Pension Fund mit 31,9 Mrd.  Dollar übernimmt den fünften Platz, UBS (Schweiz) mit 11,8 Mrd. Dollar den 11. Platz, Deutsche Bank (Deutschland) mit 10,4 Mrd. Dollar den 19. und Legal & General (UK) mit 9,8 Mrd. Dollar den 20. Platz.


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