Das ist ein Anstieg von 9 Prozentpunkten gegenüber 2023, als es noch 74 Prozent waren. Nur 13 Prozent bewerten die Digitalisierung als Risiko für die Energiewende (2023: 19 Prozent). Insbesondere das Interesse an sogenannten Smart Metern, also intelligente Verbrauchszählern, die aus einem digitalen Stromzähler und einem sogenannten Smart-Meter-Gateway bestehen, ist erneut gestiegen. Schon 63 Prozent können sich vorstellen, einen Smart Meter in ihrem Haushalt zu nutzen. Zu Beginn der Markteinführung der Smart Meter im Januar 2020 hatten sich erst 36 Prozent der Menschen in Deutschland offen gegenüber dieser Technologie gezeigt. Das zeigen Ergebnisse einer aktuellen repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter 1.005 Personen in Deutschland ab 18 Jahren.
„Für eine erfolgreiche Energiewende ist die Digitalisierung entscheidend. Nur mit Smart Grids kann die Energie aus Sonne und Wind mit hohen und zugleich wechselhaften Verbräuchen durch E-Autos oder Wärmepumpen ausbalanciert werden. Smart Meter sind der Schlüssel für eine nachhaltige, digital gesteuerte Energieversorgung“,
sagt Bitkom-Präsidiumsmitglied Matthias Hartmann.
28 Prozent können den eigenen Stromverbrauch nicht beziffern
Die Menschen in Deutschland beschäftigen sich zunehmend mit ihrem Stromverbrauch und wünschen sich mehr Durchblick und Transparenz. Aktuell kann zwar noch immer mehr als ein Viertel der Deutschen (28 Prozent) nicht beziffern, wie hoch der Stromverbrauch im eigenen Haushalt pro Jahr ist, allerdings ist dieser Anteil im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zurückgegangen. 2022 wussten sogar 40 Prozent nicht, wie viele Kilowattstunden ihr Haushalt in etwa verbraucht, 2023 waren es noch 32 Prozent. Über alle Befragten hinweg, die ihren jährlichen Verbrauch an Haushaltsstrom in 2024 grob beziffern konnten, beläuft sich der durchschnittliche Wert auf rund 3.000 kWh pro Jahr.
Auch die Wechseldynamik ist hoch: 18 Prozent haben sich im vergangenen Jahr für einen neuen Stromanbieter entschieden. Die Gründe sind vielfältig, aber ausschlaggebend war in vielen Fällen das Geld: Bei 77 Prozent derjenigen, die ihren Anbieter gewechselt haben, war der neue schlichtweg günstiger als der vorherige, 42 Prozent wurde eine Wechselprämie angeboten und 21 Prozent aus dieser Gruppe wechseln ohnehin regelmäßig, um Geld zu sparen. Aber auch spezielle Tarife sind für einen Anbieterwechsel Ausschlag gebend: Die Hälfte (52 Prozent) ist wegen eines Ökostrom-Tarifs gewechselt, schon ein Zehntel (10 Prozent) wollte einen dynamischen Stromtarif und 6 Prozent sind gewechselt, weil der neue Anbieter einen Wallbox-Tarif im Portfolio hat.
Bereitschaft zum Energiesparen bleibt hoch
Die Bereitschaft zum Energiesparen ist gegenüber 2023 zwar leicht gesunken, bewegt sich aber weiterhin auf sehr hohem Niveau. 83 Prozent der Deutschen ab 18 Jahren sparen bewusst Energie ein, vor einem Jahr traf dies noch auf 89 Prozent zu. 79 Prozent wünschen sich hierfür aber deutlich mehr Durchblick und sagen: Ich möchte meinen Stromverbrauch so einfach ablesen können wie den Datenverbrauch an meinem Handy oder den Spritverbrauch im Auto.
„Für eine erfolgreiche Energiewende muss die Energieeffizienz in Deutschland insgesamt deutlich gesteigert werden. Die Haushalte können und wollen ihren Teil dazu beitragen – brauchen aber mehr Informationen und praktische Hilfestellung“,
betont Hartmann.
Gefragt danach, welche zusätzlichen Informationen über Stromverbrauch und -kosten sie konkret interessieren würden, nennen drei Viertel (77 Prozent) die Verbräuche einzelner Geräte, um so die Stromfresser im Haushalt identifizieren zu können. 56 Prozent wüssten gern, wie viel CO₂ ihr eigener persönlicher Verbrauch verursacht. Der eigene Stromverbrauch in bestimmten Zeiträumen wäre für 46 Prozent der Befragten interessant. Nur 11 Prozent sind an gar keinen zusätzlichen Informationen zu ihrem Stromverbrauch interessiert.
Eine App, die per Smartphone oder Tablet Bescheid gibt, wenn der Strom durch viel Wind- und Sonnenenergie am eigenen Wohnort gerade besonders klimafreundlich ist – das interessiert viele Menschen sehr. Aktuell ist das Angebot an solchen Apps noch sehr überschaubar: Erst 2 Prozent haben eine solche Anwendung auf ihrem Gerät installiert. 59 Prozent können sich die Nutzung einer solchen App jedoch künftig vorstellen – und nur 18 Prozent schließen dies aus. 16 Prozent nutzen generell keine Apps, verfügen also über kein Smartphone oder Tablet. Hartmann:
„Auch kleine Maßnahmen können große Wirkung entfalten. Wer gezielt bei viel verfügbarer erneuerbarer Energie die Waschmaschine anstellt oder das E-Auto lädt, betreibt aktiven Klimaschutz und leistet einen Beitrag zur Energiewende.“
Drei Viertel sorgen sich vor Hacker-Angriffen auf das Stromnetz
Bei drei Vierteln (78 Prozent) gibt es jedoch die Sorge, dass Hacker ein digitalisiertes Stromnetz lahmlegen könnten. Die Hälfte der Verbraucherinnen und Verbraucher (52 Prozent) fürchtet die Gefahr eines Blackouts.
„Das deutsche Stromnetz ist eines der zuverlässigsten der Welt. Großflächige oder gar komplette Blackouts sind seit Jahrzehnten ausgeblieben und bleiben auch künftig extrem unwahrscheinlich. Klar ist aber: Energieversorger müssen sich angesichts anhaltender Warnungen vor Cyberattacken besonders schützen. Die IT-Sicherheit muss weiter gestärkt werden, um frühzeitig Angriffe auf kritische Infrastrukturen erkennen und abwehren zu können“,
betont Hartmann.
Wie mit Daten Heizenergie gespart werden kann
Auch beim Thema Heizen zeigen die Deutschen eine erhöhte Preissensibilität und einen Wunsch nach mehr Transparenz. Zwei Drittel (67 Prozent) wünschen sich ein Siegel oder Label, dass ihnen Auskunft darüber gibt, ob ihre Heizung energieeffizient ist. Noch etwas mehr (70 Prozent) möchten intelligente Zähler nutzen, die in Echtzeit anzeigen, wie viel Energie ihre Heizung gerade verbraucht. Zwei Drittel (69 Prozent) können sich vorstellen, detaillierte Daten zu Ihrem persönlichen Heizverbrauch anonymisiert dem Ersteller der Heizkostenabrechnung bzw. Ablesedienstleister zur Verfügung zu stellen, wenn sie dadurch künftig Heizkosten einsparen.
„Je detaillierter Verbrauchsdaten ausfallen, desto präziser lassen sich die eigenen Heizgewohnheiten anpassen. Durch den Vergleich mit ähnlichen Haushalten können der Energieverbrauch gesteuert und die Energieeffizienz verbessert werden“,
betont Bitkom-Präsidiumsmitglied Matthias Hartmann.
„Die Wärmewende läuft. Aber noch geht ein zu großer Teil des Endenergieverbrauchs für warme Wohnungen und warmes Wasser drauf. Die Auswertung von Gebäude- und Verbrauchsdaten, die Reduktion von Datenbrüchen sowie eine smarte Steuerung von Heizungsanlagen – in Gewerbeimmobilien ebenso wie in Privathaushalten – kann diesen Anteil drastisch reduzieren.“
Digitale, geringinvestive Technologien müssten daher viel stärker in der Klimapolitik und bei Förderprogrammen für Sanierungsmaßnahmen miteinbezogen werden. Wie die Bitkom-Studie „Klimaeffekte der Digitalisierung“ zeigt, können bei einer beschleunigten Digitalisierung bei smart Homes und smart Buildings im Stichjahr 2030 bis zu 18,3 Millionen Tonnen CO₂ im Gebäudesektor eingespart werden.
Energiepolitik verunsichert Haushalte
Ob neues Heizungsgesetz oder das Aus der E-Auto-Förderung: Die weit überwiegende Mehrheit der Deutschen ist angesichts der aktuellen Klima- und Energiepolitik verunsichert. 93 Prozent haben das Gefühl, bei der Energiepolitik nicht mehr durchzublicken. 85 Prozent fordern, dass insbesondere Eigentümerinnen und Eigentümern von Häusern oder Wohnungen dauerhaft stabile und verlässliche Rahmenbedingungen geboten werden. Der Zuspruch zur Energiewende ist aber weiterhin hoch: Zwei Drittel (68 Prozent) bewerten das Tempo der Energiewende dabei als zu langsam und 14 Prozent als genau richtig. 14 Prozent geht es allerdings zu schnell – eine deutliche Steigerung gegenüber 2023, als es nur 4 Prozent waren, die ein zu schnelles Tempo kritisierten. 61 Prozent stimmen der Aussage zu, dass es für die Energiewende möglichst viele Haushalte mit Solaranlagen, Heimspeichern, E-Autos und Wärmepumpen brauche. „Jeder und jede kann hier seinen Beitrag leisten, indem er oder sie selbst nachhaltig Energie produziert, ganz gleich ob am Balkon oder auf dem Dach. Jeder Beitrag zählt“, betont Hartmann. Schnell wirksame Maßnahmen seien dabei ebenso wichtig wie der Aufbau smarter Stromnetze und ein zügiger Smart-Meter-Rollout. „Energieeffizienz, Klimaschutz und die Dekarbonisierung hängen untrennbar mit der Digitalisierung zusammen.“
Neben einer Erleichterung und Ausweitung der Nutzung anonymisierter Verbrauchsdaten sei insbesondere der verstärkte Einsatz digitaler und automatisierter Steuerungssysteme für Heizung, Klima und Warmwasser wichtig. „Mit digitalen Technologien der Gebäudeautomation lässt sich die Energie- und Prozesseffizienz im Gebäude massiv steigern und der Komfort für die Nutzer verbessern“, betont Hartmann. Auch Vermieterinnen und Vermieter könnten gezielt Smart-Building- und Smart-Home-Technologien in ihren Immobilien installieren. Hartmann:
„Mit Hilfe der Digitalisierung können wir effizienter auf erneuerbare Energien umsteigen und die Energiewende sehr schnell und sehr wirksam vorantreiben.“
Quelle: Bitkom e. V.
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