BWE-Präsident Hermann Albers: „In der aktuellen Ausschreibungsrunde wurde das mögliche Volumen nur zu rund 58,5 Prozent gefüllt. Damit ist die zweite Ausschreibungsrunde in Folge deutlich unterzeichnet. Der dringend notwendige Zubau gerät so auf eine schiefe Bahn. Um künftige Ausschreibungsrunden wieder auszufüllen, muss der aktuelle Ausschreibungsrahmen dringend an die Marktentwicklungen und den Deutschen Industriepreisindex angepasst werden. Corona-Pandemie und der russische Angriff auf die Ukraine haben zu massiven Preis- und Zinssteigerungen geführt. Angesichts dieser Kostenexplosion entlang der gesamten Wertschöpfungskette ist der ausgeschriebene Höchstwert keine solide Basis für den Abschluss von Projekten. Laut einer Erhebung der Fachagentur Windenergie an Land lagen im ersten Halbjahr 2022 durchschnittlich 25,7 Monate zwischen Zuschlag und Inbetriebnahme. Auch angesichts dessen bieten die niedrigen Zuschlagswerte keine Umsetzungsgarantie mehr.“
Zur Ausschreibung stand ein Gesamtvolumen von 1.320 Megawatt. Bezuschlagt wurden davon jedoch nur Projekte im Umfang von 772 Megawatt. Beim Blick auf die regionale Verteilung der erteilten Zuschläge zeigt sich erneut, dass diese zum größten Teil auf die Länder Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen entfallen. Damit verfestigt sich das ohnehin schon deutlich ausgeprägte Nord-Süd-Gefälle beim Ausbau der Windenergie weiter.
Hermann Albers:
„Die fehlenden Projekte im verbrauchsstarken Süden - die wir seit Jahren beklagen - vergrößern die dort erkennbare Stromlücke weiter. Dass die dort verantwortlichen Landesregierungen hier nicht längst aktiv werden, ist inzwischen nur noch als politisches Versagen zu bewerten. Um die fossile Energiekrise zu überwinden, braucht es den schnellen Zubau an Erneuerbaren Energien – insbesondere beim Leistungsträger Wind. Gegenwärtig warten Projekte mit mehr als 10.000 Megawatt Leistung noch immer auf die Entscheidung im Genehmigungsverfahren. Diese Projekte müssen jetzt dringend noch bis Ende des Jahres entschieden zu werden, um das Volumen für das kommende Jahr zu erreichen.“
Für die Ausschreibung am 1.12.2022 war ein Volumen von 1.190 Megawatt vorgesehen. Hierfür stehen formal ausreichend Genehmigungen bereit. Allerdings ist ohne eine Anpassung des Höchstwertes oder eine Indexierung von Zuschlägen in Verbindung mit der Option, diese rückwirkend anzupassen, die betriebswirtschaftliche Motivation für eine Teilnahme zweifelhaft. Daher braucht es nun zügig ein Signal des Bundesgesetzgebers, das zu ausreichenden Teilnahmen und Umsetzungen führt“, forderte der BWE-Präsident.