Drehten sich in Schleswig-Holstein Anfang der 1990-er Jahre nur die Rotoren von knapp 50 Windrädern, so speisen im nördlichsten Bundesland heute rund 3.100 Windenergieanlagen den Strom ins Netz ein. Die Windkraft hat sich längst zu einem der Hauptproduzenten von klimafreundlichem Strom entwickelt. 1989 lag die im Netzbereich der Schleswig-Holstein Netz AG (SH Netz) installierte Windkraftleistung bei 5 Megawatt (MW), 35 Jahre später liegt sie bei 6.690 MW – mehr als das 1.300-fache. Hinter Niedersachsen und Brandenburg liegt Schleswig-Holstein bei der installierten Leistung im Bundesländervergleich auf Platz drei.
Die 30 Windräder der „ersten Stunde“ – 20 Anlagen des Typs „Aeroman“ von MAN mit je 30 kW Leistung, 5 Anlagen des Typs „E 16“ von Enercon mit je 55 kW Leistung und die Windkraftzentrale mit 5 Anlagen des Typs „elektrOmat“ mit je 25 kW Leistung – hatten eine Leistung von zusammen 1 Megawatt (MW). Zum Vergleich: Mit 5,6 MW ist die Vestas V162 in Brandenburg (Inbetriebnahme 02/2022) laut Bundesverband WindEnergie (BWE) aktuell die leistungsstärkste Windenergieanlage in Deutschland. Auch die Nabenhöhe (142 Meter) und der Rotordurchmesser (162 Meter) sind im Vergleich zu den Anfängen von 1987 beeindruckend. So kam die „elektrOmat“ nur auf eine Nabenhöhe von 14,5 Metern und einen Rotordurchmesser von 10,4 Metern.
Die Einspeisung der Windenergie und anderer regenerativer Energien stellt Netzbetreiber wie die SH Netz allerdings vor Herausforderungen. „Wir müssen die Infrastruktur unserer Netze stetig an die Anforderungen anpassen“, sagt Dieter Haack, Abteilungsleiter Betrieb Spezialnetze bei SH Netz und zugleich Prokurist der Windenergiepark Westküste GmbH. Damals kämpften die Entwickler mit anderen Problemen – Geräuschpegel, Oberschwingungen und Abschaltungen wegen Überhitzung von Bauteilen.
35 Jahre nach der Inbetriebnahme hat sich der Windenergiepark Westküste stark verändert. Nach dem zweiten Repowering stehen nur noch vier Windenergieanlagen mit einer Leistung von zusammen 7,4 MW auf der etwa 20 Hektar großen Fläche. Durch regelmäßigen Austausch der Anlagen konnten grundlegende Kenntnisse für den Anschluss von Windkraftanlagen an ein regionales Stromnetz, Design und Materialverhalten erforscht werden. „So sind bis heute fast 75 Diplom-, Master-, Bachelor- und Doktorarbeiten entstanden – in Dithmarschen, der Keimzelle der Windenergieerzeugung in Deutschland“, erzählt Geschäftsführer Roman Grunwald.
Quelle: HanseWerk AG