Während der Ausbau der Windenergie an Land in Deutschland 2019 auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren einbrach, bezeichnete der internationale Dachverband Global Wind Energy Council (GWEC) das Jahr als „ein großes für die Windindustrie“. Mit weltweiten Installationen on und offshore von 60,4 Gigawatt (GW) war es nach dem Rekordjahr 2015 das zweitbeste Jahr in der Geschichte. Damals wurden 63,8 GW installiert. Der Anteil der Windenergie an Land betrug 2019 knapp 54,2 GW, auf See wurden über 6 GW errichtet. Gegenüber 2018 entspricht dies einer Steigerung um 19 Prozent. Laut dem jährlichen Global Wind Report von GWEC waren die Haupttreiber beim Ausbau China, die USA, Großbritannien, Indien und Spanien. Zusammen seien sie im vergangenen Jahr für 70 Prozent der weltweiten Neuanlagen verantwortlich gewesen. „Der asiatisch-pazifische Raum ist weiterhin führend in der globalen Windenergieentwicklung und macht im vergangenen Jahr 50,7 Prozent der weltweiten Neuinstallationen aus, gefolgt von Europa (25,5 Prozent), Nordamerika (16,1 Prozent), Lateinamerika (6,1 Prozent) sowie Afrika und dem Nahen Osten (1,6 Prozent)“, heißt es in dem Bericht.
Corona senkt Ausbau-Prognose
Betrachtet man die Gesamtinstallationen, positioniert sich Deutschland hinter China und den USA auf Rang drei, gefolgt von Indien und Spanien. Zusammen haben diese Länder 72 Prozent der weltweiten Windenergieanlagen (651 GW) errichtet. Für 2020 erwartet GWEC mit 55 GW an Land einen globalen Ausbau ungefähr auf dem Niveau von 2019. Aufgrund der Corona-Pandemie hat der Verband seine Prognose nach unten korrigiert. Zunächst rechnete man mit Installationen in Höhe von 70 GW, 28 GW davon in Asien, 16 GW in Nordamerika und 10 GW in Europa. WindEurope zufolge liegt Deutschland im europäischen Vergleich beim Zubau neuer Anlagen im ersten Halbjahr 2020 mit 587 Megawatt (MW) an der Spitze, Frankreich folgt mit 494 MW. Insgesamt wurden in Europa in diesem Zeitraum 5,1 GW Windstrom installiert (3,9 GW onshore und 1,2 GW offshore). Im Jahr 2019 waren es in Europa 15,4 GW – 27 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit konnten laut WindEurope 15 Prozent des europäischen Stromverbrauchs gedeckt werden. Giles Dickson, CEO von WindEurope, wies jedoch darauf hin, dass dieser Anteil der Windenergie bei weitem nicht ausreicht: „Die Klimaneutralität und der Green Deal erfordern, dass Europa jedes Jahr mehr als doppelt so viel neue Windenergieleistung installiert wie im Jahr 2019. Das Wachstum muss sowohl von der Offshore- als auch der Onshore-Windenergie getragen werden. Dies erfordert einen neuen Ansatz für die Planung und Genehmigung sowie für weitere Investitionen in Stromnetze. Die nationalen Energie- und Klimapläne für 2030 sind hier von entscheidender Bedeutung. Die EU muss sicherstellen, dass sie ehrgeizig sind und konsequent umgesetzt werden.“
Chancen für deutsche Unternehmen
Der weltweit hohe Zubau der Windenergie ist eine Chance für deutsche Unternehmen. Nicht nur die Windenergieanlagenhersteller konzentrieren sich aufgrund der stockenden Auftragslage in Deutschland schon länger verstärkt auf internationale Märkte. Auch Projektentwickler und Serviceunternehmen sind erfolgreich im Ausland tätig.