Gegen die Ablehnung von sechs Windkraftanlagen im hessischen Nentershausen (Landkreis Hersfeld-Rotenburg) erhebt der Wiesbadener Projektentwickler ABO Wind Klage beim Verwaltungsgericht. Das Regierungspräsidium Kassel hatte den Genehmigungsantrag Mitte Mai abgelehnt.

Die Ablehnung ist nach Ansicht des Projektentwicklers symptomatisch für die Probleme mit dem Ausbau der Windkraft in Hessen. Die Regionalversammlungen haben hessenweit knapp zwei Prozent des Landes als Vorranggebiete für Windkraftnutzung ausgewiesen. Nur wenn diese besonders geeigneten Areale konsequent genutzt würden, um klima- und umweltfreundlich Strom zu erzeugen, ließen sich die energiepolitischen Ziele des Landes erfüllen. Der Begriff Vorranggebiet suggeriert, dass Windparks auf diesen Flächen in der Regel ermöglicht werden. Tatsächlich aber scheitert ein Großteil der Projekte in den Genehmigungsverfahren.

Davon betroffen ist auch das Vorhaben in Nentershausen. „Dabei haben wir in rund fünfjähriger Arbeit alle Voraussetzungen und Anforderungen erfüllt, damit der Windpark genehmigt wird“, sagt Kristof Frank, Abteilungsleiter für Windkraftplanung bei ABO Wind. Unabhängige Gutachter haben im Auftrag des Unternehmens zwei Jahre lang die in dem Gebiet lebenden geschützten Arten beobachtet und kartiert und sind damit weit über das übliche einjährige Monitoring hinausgegangen. Dennoch wurde das Projekt nun untersagt. „Die insbesondere für den Rotmilan erstellten Raumnutzungsanalysen kommen für beide Jahre eindeutig zu dem Ergebnis, dass Artenschutz und Windkraftnutzung in Nentershausen vereinbar sind“, betont Frank. Raumnutzungsanalysen beschreiben detailliert, wo die Vögel brüten und jagen. Und sie bewerten das Kollisionsrisiko.

Da in Hessen in großem Stil genehmigungsfähige Windparks in Vorranggebieten an den Genehmigungsbehörden scheitern, ist der Ausbau praktisch zum Erliegen gekommen. Besonders viele Projekte erhalten wegen angeblicher Konflikte mit dem Artenschutz keine Genehmigung. So sind im vergangenen Jahr lediglich sechs neue Windkraftanlagen in Hessen ans Netz gegangen. 2020 sind bislang erst drei Anlagen genehmigt worden. Zwischen 2014 und 2017 waren immerhin noch durchschnittlich 91 Windkraftanlagen in Hessen pro Jahr errichtet worden. Danach ist der Ausbau geradezu eingebrochen. Als Ursache sieht ABO Wind vor allem die immer restriktivere Genehmigungspraxis in den Regierungspräsidien, die der Landesregierung unterstellt sind.

Abhilfe soll ein neuer hessischer Naturschutzleitfaden schaffen, an dem aktuell gearbeitet wird. „Wir brauchen diesen neuen Leitfaden so schnell wie möglich und es darf dabei vor allem nicht um kosmetische Korrekturen gehen. Wir brauchen eine deutliche Verbesserung, ansonsten bleibt die Energiewende in Hessen weiterhin völlig unplanbar und die Landesregierung wird ihre Ziele nicht erreichen“, gibt Frank zu bedenken.

Seit nunmehr fünf Jahren arbeitet ABO Wind an dem Windpark in Nentershausen. Das Unternehmen hat die Öffentlichkeit frühzeitig und umfassend über die Planungen informiert – unter anderem bei einer Informationsmesse vor drei Jahren in Nentershausen sowie auf der Internetseite www.windpark-nentershausen.de. Im August 2018 hat die Trianel Erneuerbare Energien GmbH & Co. KG dieses und weitere Projekte in der Entwicklungsphase erworben und setzt die Entwicklung gemeinsam mit ABO Wind fort, um die Windparks langfristig zu betreiben und eine zukunftssichere Stromversorgung aufzubauen. Gemeinsam wollen die Partner die sechs Anlagen in Nentershausen ans Netz bringen.

Quelle: abo-wind.com