Der Umsatz blieb mit 5.642,6 Millionen Euro (Vorjahr: 5.659,3 Mio. Euro) stabil auf dem Niveau von 2019. Das Operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (OEBIT) – die wesentliche Kennzahl für die operative Geschäftstätigkeit – lag mit 442,0 Millionen Euro mit einem Rückgang von 3,0 Prozent nur leicht unter dem Ergebnis des vorherigen Geschäftsjahres (455,9 Millionen Euro). Das Konzernperiodenergebnis hat sich aufgrund von Sondereffekten mit 293,9 Millionen Euro im Vorjahresvergleich mehr als verdoppelt (127,5 Millionen Euro). Die Investitionen stiegen im Vorjahresvergleich um 11,8 Prozent von 587,4 Millionen Euro auf 656,7 Millionen Euro.

Stefan Dohler, Vorstandsvorsitzender der EWE AG:

„Das Geschäftsjahr 2020 ist für EWE erfolgreich verlaufen. Trotz der Pandemie haben wir in allen wesentlichen operativen Segmenten unsere Ziele erreicht oder übererfüllt. Wir haben uns vorgenommen, unsere Mitarbeitenden, unsere Kundinnen und Kunden und unser Unternehmen in dieser Pandemie zu schützen. Das ist uns gelungen, wir sind für die Zukunft gut aufgestellt und gleichzeitig können wir unseren Anteilseignern eine hohe Dividende ausschütten. Die Menschen im Nordwesten konnten und können sich auf uns und unsere Leistungen verlassen.“ Weiter berichtete Stefan Dohler: „2020 war ein Jahr unserer neuen Partnerschaften und ein Jahr des Aufbruchs. Im Februar haben wir unseren strategischen Partner Ardian an Bord geholt. Für die Digitalisierung des Nordwestens startete im vergangenen Jahr unser Gemeinschaftsunternehmen Glasfaser Nordwest in 14 Städten und Gemeinden den Ausbau des Glasfasernetzes. EWE hat sich das ambitionierte Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu sein. Für die klimaneutrale Energieversorgung auch zukünftiger Generationen haben wir mit der Aloys Wobben Stiftung das Unternehmen Alterric gegründet, das mit dem Bau und Betrieb von Onshore-Windkraftanlagen Deutschlands größter Grünstromproduzent in diesem Bereich wird. Auch für unsere Kunden wird grüner Strom ab dem kommenden Jahr zum Standard, da wir unser Angebot entsprechend umgestalten und über 85 Prozent unserer Privat- und Gewerbekunden dann Strom aus erneuerbaren Energien beziehen.“

Corona-Maßnahmen erfolgreich / Investitionen unterstützen die Region

Die das vergangene Jahr dominierende Corona-Pandemie hatte einen großen Einfluss auf die Tätigkeiten und Angebote des Konzerns, weitreichende Folgen konnten aber Dank schneller und konsequenter Maßnahmen verhindert werden. „Wir haben seit über einem Jahr fast 5.000 Kolleginnen und Kollegen im Homeoffice – unsere IT-Infrastruktur hat uns seinerzeit eine schnelle Reaktion erlaubt und bietet seither die stabile Grundlage für das Tagesgeschäft in besonderen Zeiten. Auch unsere 52 Shops haben wir frühzeitig geschlossen und öffnen diese, wenn die Inzidenzwerte es zulassen. Wir wissen, wie wichtig die Präsenz vor Ort für unsere Kundinnen und Kunden ist“, berichtet Stefan Dohler. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie konnte EWE durch verschiedene Maßnahmen geringhalten. Die Nachfrage ging in einigen Bereichen zurück, zog aber auch in Geschäftsbereichen wie Telekommunikation deutlich an. Die positive Botschaft für den Nordwesten ist, dass EWE trotz der Pandemie die Investitionen deutlich steigern konnte und damit einen wesentlichen Beitrag für die wirtschaftliche Stabilität der Region geleistet hat. „Die Pandemie sorgt auch bei uns für Einschränkungen im Energie-Vertrieb und Absatz und wirkt hier ergebnisbelastend, gleichzeitig spüren wir aber auch eine hohe Nachfrage für unsere Internetprodukte mit hohen Bandbreiten. Trotz Pandemie gelang es uns, die Investitionen von 587,4 Millionen Euro um 11,8 Prozent auf 656,7 Millionen Euro zu steigern. Diese Summe kommt direkt dem Nordwesten zugute und ist Teil der jährlichen sehr hohen Wertschöpfung, die EWE für die Region erbringt“, so Stefan Dohler.

Im Jahr 2020 hat das Unternehmen Conoscope ermittelt, dass die Geschäftstätigkeit von EWE jährlich zu einer Wertschöpfung von insgesamt über 2,4 Milliarden Euro – allein in der Ems-Weser-Elbe-Region – führt.

Digitale Teilhabe – Schulen und Gewerbegebiete im Fokus

Die Digitalisierung des Nordwestens hat EWE im vergangenen Jahr deutlich vorangetrieben. Sowohl im eigenwirtschaftlichen als auch im geförderten Glasfaserausbau war das Unternehmen auch im vergangenen Jahr sehr aktiv. Der eigenwirtschaftliche Ausbau wird seit Jahresbeginn 2020 vom Gemeinschaftsunternehmen Glasfaser Nordwest übernommen. Die im Vorfeld bereits beauftragten Gebiete baut EWE noch eigenwirtschaftlich aus.
Für acht Förderverfahren, mit denen der Glasfaserausbau in sehr ländlichen Regionen vorangetrieben wird, hat EWE im vergangenen Jahr den Zuschlag erhalten und wird hier den Ausbau in den kommenden Jahren vornehmen. Das Gemeinschaftsunternehmen Glasfaser Nordwest hat im ersten Jahr des Bestehens bereits in 14 Städten und Gemeinden den Glasfaserausbau gestartet.
„Mit dem Gemeinschaftsunternehmen Glasfaser Nordwest werden wir 1,5 Millionen Haushalten und Unternehmensstandorten einen Glasfaserhausanschluss bieten. Damit leisten wir einen enormen Beitrag für die Digitalisierung des Nordwestens“, erläutert Stefan Dohler, „klar ist aber auch: wir können nicht überall gleichzeitig ausbauen, dafür stehen nicht genug Bauunternehmen zur Verfügung. Es fehlen die Bagger und vor allem die Baggerfahrerinnen und -fahrer. Daher fokussieren wir uns bei unseren Ausbauaktivitäten und gehen priorisiert vor. Die Glasfaseranbindung von Schulen steht dabei weit oben auf unserer Liste. Für Schulen bieten wir umfassende Digitalisierungspakete vom Glasfaseranschluss über W-LAN-Ausleuchtung bis zur Netzwerksicherheit.“

Nordwesten wird zur Vorreiterregion für Klimaneutralität

Im Dezember 2020 gab der EWE-Konzern bekannt, dass er das Ziel verfolgt, bis 2035 klimaneutral zu sein. Schon im letzten Jahr gelang es dem Unternehmen die spezifischen CO2-Emissionen der Stromproduktion um 54 Prozent auf 267 Gramm pro Kilowattstunde zu senken (2019: 497 Gramm pro Kilowattstunde). Der Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2023 und der weitere Ausbau der Stromproduktion aus Windkraft mit Alterric, dem neuen Gemeinschaftsunternehmen mit der Aloys Wobben Stiftung, wird diesen Wert in den kommenden Jahren weiter massiv senken. „Mit Alterric haben wir ein junges Unternehmen mit viel Erfahrung in der Entwicklung, dem Bau und der Bewirtschaftung von Windparks. Mit 2300 MW an drehenden Windkraftanlagen und der Projektentwicklungspipeline von 9.400 MW machen die Gesellschafter deutlich, dass wir Alterric zu einem der größten Grünstromerzeuger in Deutschland und Frankreich ausbauen werden. Hier verbinden wir unternehmerisches Handeln mit unserer Verantwortung, die wir für zukünftige Generationen tragen. Dafür brauchen wir aber auch die passenden Rahmenbedingungen. Der Nordwesten kann Vorreiterregion für Klimaneutralität und Energiewende werden. Entscheidend ist, dass klimagerechte Energieerzeugung aus Wind nicht so leicht ausgebremst wird“, verdeutlicht Stefan Dohler. Auch für die Wasserstoffaktivitäten, die EWE im letzten Jahr weiter ausgebaut hat und die wesentlich für die Energiewende sind, benötigt der Konzern deutlich mehr Windkraftkapazitäten. Der weitere Aufbau von Windkraftanlagen ist geplant, unterliegt aber umständlichen und langwierigen Genehmigungsprozessen. Gemeinsam mit McDonald’s wird das Tochterunternehmen EWE Go weitere McDrive-Standorte mit Ladesäulen für Elektromobilität ausstatten. Der im Vorjahr geschlossene Vertrag sieht vor, bis zu 1.000 McDonald's-Filialen in den kommenden Jahren mit Schnellladesäulen auszustatten, die ebenfalls mit Grünstrom betrieben werden und eine klimafreundliche Mobilität ermöglichen.

Grünstrom wird Standard

Für Privat- und Gewerbekunden wird grüner Strom schon zu Beginn des kommenden Jahres zum Standard. EWE wird die Grundversorgung mit grünem Strom sicherstellen. Dann werden über 85 Prozent aller EWE-Stromkundinnen und -kunden mit grünem Strom versorgt. Zusätzlich werden ab 2022 die bereits jetzt verfügbaren Grünstrom-Angebote sukzessive mit regionalem Grünstrom angereichert. EWE wird weiterhin ein Produkt beinhalten, dass sogenannten grauen Strom bietet, sodass alle Kundinnen und Kunden weiterhin die freie Wahl haben.
„Wir sind uns unserer Verantwortung für das Klima bewusst, daher wird grüner Strom bei EWE zum Standard. Die Umstellung auf erneuerbaren Strom ist alternativlos, wir gehen hier voran und werden dieses für unsere Kundinnen und Kunden weitestgehend kostenneutral gestalten. Zusätzlich werden wir unsere Zuhause-Produkte, die bereits über Grünstrom verfügen, mit regionalem Strom aus der Nordsee und aus regionalen Windparks sukzessive anreichern“, berichtet Stefan Dohler.

Entwicklung wesentlicher Kennzahlen im Geschäftsjahr 2020

Wolfgang Mücher, Finanzvorstand der EWE AG, erläutert zur Entwicklung des OEBIT: „Die Corona-Pandemie führte im Vertriebsbereich zu negativen Effekten, wie auch die milde Witterung im ersten Quartal des Jahres 2020. Positiv wirkten sich unter anderem die hohe Nachfrage nach Telekommunikationsprodukten, die Optimierung von Gasflexibilitäten, hohe Winderträge und die Vermarktung freier Kapazitäten der Erdgasspeicher aus.“

„Das hohe Konzernperiodenergebnis ist vor allem zurückzuführen auf Einmaleffekte, wie die Stichtagsbewertung der Energiebezüge“, so Wolfgang Mücher. Das Konzernperiodenergebnis bildet neben dem operativen Geschäft auch nicht-operative Effekte sowie das Zinsergebnis und Steuern ab.

Zur Umsatzentwicklung erläuterte Mücher: „Der Konzernumsatz im Jahr 2020 lag trotz Corona auf Vorjahresniveau. Die Effekte der milden Witterung und eines Corona-bedingten Preisrückgangs konnten unter anderem durch die erhöhte Nachfrage im Bereich Telekommunikation ausgeglichen werden.“ Der Personalaufwand hat sich im abgelaufenen Geschäftsjahr tarifbedingt und aufgrund von Einmalzahlungen erhöht. Im Durchschnitt waren im Geschäftsjahr 2020 9.141 Mitarbeitende (2019: 8.831 Mitarbeitende) im Konzern beschäftigt.

Der Einzelabschluss der EWE AG nach HGB beträgt für das Geschäftsjahr 2020 186,9 Millionen Euro (2019: 485,2 Millionen Euro). Daher spricht der Vorstand einen Dividendenvorschlag in Höhe von 186,9 Millionen Euro aus (2019: 146 Millionen Euro). „Mit 186,9 Millionen Euro schlägt der Vorstand den Anteilseignern der EWE AG eine nochmals höhere Dividende als im Vorjahr vor. Damit leistet der EWE-Konzern einen Beitrag für die wirtschaftliche Entwicklung des Nordwestens und die Finanzsituation der kommunalen Anteilseigner“, so Wolfgang Mücher.

Ausblick 2021

EWE erwartet für das laufende Geschäftsjahr des Gesamtkonzerns unter Berücksichtigung von Corona-Effekten, der anzunehmenden speziellen Branchenentwicklungen, der politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen und des fortgesetzt intensiven Wettbewerbs im Energiemarkt ein im Vergleich zu 2020 Operatives EBIT im Korridor zwischen minus 15 und plus fünf Prozent. Eine Ergebnissteigerung wird vor allem im Bereich Windkraft Onshore erwartet.

Termin
Den Bericht zum ersten Halbjahr veröffentlicht EWE am 27. August 2021.