Und auch beim neuen PV-Park ist wieder ein „Bundesstraßen-Ohr“ Teil der Solarpark-Fläche. Dort gaben nun Regierungspräsident Klaus Tappeser, Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer und swt-Geschäftsführer Ortwin Wiebecke den offiziellen Startschuss für das Großprojekt.

Die Fläche des neuen Solarparks auf den Traufwiesen ist riesig: Auf knapp acht Hektar erstreckt sich das Areal neben der Bundesstraße B27 in Fahrtrichtung Stuttgart von der Abfahrt nach Lustnau/Bebenhausen/Böblingen bis zum swt-Solarpark „Lustnauer Ohren“. Dieser war bislang der größte Freiflächen-PV-Park Tübingens – und wird jetzt mit dem neuen Projekt gleich um das Achtfache seiner Größe übertroffen. Das gesamte Bebauungsplanverfahren konnte in eineinhalb Jahren durchlaufen werden, nachdem der Tübinger Gemeinderat im Juli 2022 den Bebauungsplan aufgestellt und ein frühzeitiges Beteiligungsverfahren angestoßen hatte. Von der Idee bis zur Umsetzung vergingen nur knapp zwei Jahre. Die Stadtwerke Tübingen haben den Solarpark komplett in Eigenregie entwickelt und setzen das Projekt nun zusammen mit Fachfirmen und Partnern aus der Region um.

Regierungspräsident Klaus Tappeser sagt:

„Dieses Projekt unterstreicht eindrucksvoll, wie mit vereinten Kräften und innovativen Ansätzen die Energiewende vor Ort realisiert werden kann. Uns als Regierungspräsidium war es ein besonderes Anliegen, die Universitätsstadt Tübingen und ihre Stadtwerke beim Bau des Solarparks Traufwiesen schnell und unkompliziert zu unterstützen.“

Boris Palmer, Oberbürgermeister der Universitätsstadt Tübingen und Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Tübingen sagt:

„Jetzt beginnt der Bau der größten Tübinger Solaranlage – auf einer Fläche, auf der eigentlich die neue Bundesstraße verlaufen sollte. Da aber nur der Himmel weiß, wann die kommt, haben wir zugesichert, dass an dieser Stelle die Solarmodule demontiert werden, wenn die Straßenbauer wirklich anrücken. Dieser Pragmatismus und das hohe Tempo in der Umsetzung bringen uns unserem Ziel, Tübingen bis 2030 klimaneutral zu machen, einen riesengroßen Schritt näher. Dafür danke ich allen Beteiligten“.

Ortwin Wiebecke, Geschäftsführer der Stadtwerke Tübingen:

„Der Solarpark Traufwiesen zeigt vor allem eins: Es geht! Wir können große PV-Parks in überschaubarer Zeit umsetzen. Das ist die Geschwindigkeit, die wir für Projekte der Erneuerbaren Energien brauchen, um mit wirklich großen Schritten bei der Energiewende voranzukommen. Mein Dank geht daher an den Gemeinderat und die zuständigen Behörden, die es durch beherzte Entscheidungen und zügigere Verfahren ermöglicht haben, den beeindruckenden Solarpark noch in diesem Jahr Wirklichkeit werden zu lassen. Mein Dank geht außerdem an unsere Partner, die ebenfalls ein schnelles Tempo beim Bau des Solarparks an den Tag legen.“

Große Dimensionen für große Sonnenstrom-Erträge

Die technischen Zahlen sind beeindruckend: 15.045 Solarmodule werden verbaut. Sie können als bifaziale Module Sonnenlicht auf beiden Seiten aufnehmen und in Ökostrom umwandeln. 23 Wechselrichter, drei Trafostationen und eine Übergabestation sorgen für die Einspeisung des Sonnenstroms ins Stromnetz. Entsprechend hohe Stromerträge erwarten die Stadtwerke: Rund 8.800 Megawattstunden pro Jahr. Damit können 1.955 Vier-Personen-Haushalte mit Ökostrom versorgt werden. Der Solarpark erzeugt so viel Strom wie 1.700 PV-Dachanlagen. Im Vergleich mit fossilen Heizarten spart die Anlage pro Jahr rund 5.800 Tonnen an klimaschädlichem CO₂ ein. Der erzeugte Ökostrom soll nach Möglichkeit über einen Direktvertrag (Power-Purchase-Agreement) vermarktet werden. Dadurch kommt der Solarpark Traufwiesen ohne EEG-Förderung aus. Die Errichtung des Solarparks übernimmt die Fachfirma Schoenergie GmbH und die Module liefern der ortsansässige swt-Partner BayWa r.e. Solar Trade und sein Tochterunternehmen Solar Energy Systems GmbH.

 

Schnelle Projektumsetzung trotz Herausforderungen

Bemerkenswert ist die schnelle Umsetzung dieses PV-Großprojekts. Auch deshalb, weil einige besondere Herausforderungen und Hindernisse bei der Planung zu bewältigen waren. Voruntersuchungen und historische Recherchen hatten ergeben, dass die Fläche als „bombardierter Bereich“ einzustufen ist. Bis zuletzt hatte eine Spezialfirma umfangreiche Untersuchungen und Aufgrabungen durchgeführt, bevor es grünes Licht für den Baubeginn gab. Eine weitere Schwierigkeit: Die Fläche auf dem Bundesstraßen-Ohr tangiert die Pläne des Planfeststellungsverfahrens für den Schindhaubasistunnel. Die Lösung: Durch die Festsetzung eines bedingten Baurechts kann die Anlage in diesem Bereich trotzdem gebaut werden und muss erst nach Erlass des Planfeststellungsbeschlusses beziehungsweise erst zum tatsächlichen Baubeginn an der Anschlussstelle Tübingen-Ost in Teilen zurückgebaut werden. Das hat den Vorteil, dass damit im ‚Ohrenbereich‘ schon bald große Mengen Ökostrom erzeugt werden können und nicht erst nach etwaigen Beschlüssen zum Schindhaubasistunnel.

 

Erstmals Agri-PV Teil eines Solarpark-Projekts

Auf der ‚Ohrenfläche‘ kommt im Solarpark „Traufwiesen“ zum ersten Mal auch das Konzept der Agri-Photovoltaik (Agri-PV) zum Einsatz. Um sich dem Thema möglichst ergebnisoffen zu nähern, hatten die Stadtwerke Tübingen gemeinsam mit der Universitätsstadt Tübingen im vergangenen Jahr einen öffentlichen Ideenwettbewerb durchgeführt. Zum Zug kommt auf den Traufwiesen die Firma Kleinblatt GmbH. Kleinblatt möchte einen Pilzgarten unterhalb der PV-Module aufziehen. Die geernteten Pilze sollen später lokal vermarktet werden. Zur Vorbereitung hatten im letzten Jahr bereits auf den Lustnauer Ohren zahlreiche Sensoren Messdaten geliefert, um die Bereiche unter den Modultischen mit dem idealen Klima für die Pilzzucht zu finden. Begleitet wird das Agri-PV-Projekt durch die Universität Hohenheim.

 

Großer Schritt für swt-Ausbaupfad und Klimaschutzziele Tübingens

Das Ziel der Stadtwerke Tübingen auf ihrem Ausbaupfad, bis 2024 75 Prozent des Tübinger Gesamtstromverbrauchs aus eigenen Erneuerbaren-Anlagen zu decken, haben die swt mit der Übernahme des PV-Parks im Bayerischen Alteglofsheim bereits zu Jahresbeginn erreicht. Der Solarpark Traufwiesen steuert nun weitere 2,2 Prozentpunkte bei. Und auch für die Ziele des Klimaschutzprogramms der Universitätsstadt Tübingen bedeutet der Solarpark einen größeren Sprung: Für das gesetzte PV-Ausbauziel von 200 Megawatt bis 2030 trägt die Anlage rund 4,3 Prozent bei.

 

Bautagebuch online:

Die Stadtwerke Tübingen begleiten den Bau des Solarparks Traufwiesen mit einem Bautagebuch. Es ist öffentlich und einsehbar unter: www.swtue.de/solarpark-traufwiesen.

Quelle: Stadtwerke Tübingen GmbH

 


Passend zum Thema: