Matthias Brandt ist gelernter Diplom-Volkswirt. Schon vor seinem Abschluss beschäftigte er sich mit Fragestellungen im Bereich der Windenergie. Seit 2005 verantwortet er den Aufbau und die Zusammenführung verschiedener eigenständiger Serviceeinheiten unter dem Dach der Deutschen Windtechnik. 2007 wurde Matthias Brandt in den Vorstand der Deutschen Windtechnik berufen. Er verantwortet im Rahmen seiner Funktion als Vorstand die gesamte Unternehmensentwicklung inklusive Digitalisierungs- und Internationalisierungsprozessen. Darüber hinaus engagiert er sich in zahlreichen Gremien, Fachausschüssen, Beiräten und Arbeitskreisen sowie als Referent und Autor zum Thema Energie und Wind. Im Jahr 2024 beschäftigte die Deutsche Windtechnik mehr als 2.150 Mitarbeiterende in den Bereichen Onshore- und Offshore-Windenergie. Das Unternehmen hat Standorte in Europa, Nordamerika und Ostasien.

 

Wie beurteilen Sie den aktuellen Stand der Energiewende?

Wir alle – Politik, Behörden, die Energiebranche und unsere Gesellschaft insgesamt – sind gefordert, die im Rahmen der Energiewende formulierten Ziele durch den Ausbau von Erneuerbaren zu erreichen und darüber hinaus auch für deren Akzeptanz zu sorgen. Selten haben die verschiedenen Teilnehmenden so eng miteinander agieren müssen, um diese Ziele zu erreichen und Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten. Die Regierung hat im letzten Jahr einen starken flankierenden und verlässlichen politischen Rahmen gesetzt, indem nun hoffentlich langfristig gehandelt werden kann. Mit einem Anteil von über 50 Prozent am deutschen Strommix ist 2023 ein neuer Meilenstein gelungen, der zuversichtlich stimmt und uns alle motivieren sollte, dass wir auf dem richtigen Weg sind.  

 

Welchen Beitrag leistet Ihr Unternehmen auf dem Weg dorthin?

Nachhaltige Instandhaltung schafft den Grundstein dafür, dass Windenergieanlagen zuverlässig laufen, maximale Energieernte erzielen und zu guten ökonomischen Bedingungen sauberen Strom produziert. Insofern profitiert die Energiewende klar von der Servicebranche – und umgekehrt. Mit unserer breit aufgestellten Anlagenkompetenz, unseren flexiblen Vertragsvarianten, unseren Engineering-Qualitäten und dem eng geknüpften landesweiten Servicenetz stellen wir uns bestmöglich auf, um diesen Teil der Energiewende verantwortungsvoll voranzubringen. Dabei erfordern die neu hinzukommenden Windparks von uns die Bereitstellung weiterer Kapazitäten, technisch und personell. Technisch muss der Markt weiter aufpassen, dass die Anlagen nicht vom Hersteller „abgeschlossen“ werden. Das haben wir seit langem im Blick und bauen daher unsere Belegschaft in allen Geschäftsbereichen stetig weiter aus. Darüber hinaus investieren wir umfassend in Aus- und Fortbildung. Unser im letzten Jahr neu gegründeter Campus Deutsche Windtechnik führt bestehende und neue Maßnahmen unter einem Dach zusammen und entwickelt diese fortwährend weiter.

 

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Aus Sicht der Instandhaltung ist im deutschen Markt zu beobachten, dass die Hersteller momentan einen guten Verkäufermarkt haben. Vor allem kleinere und mittlere Projektentwickler und Betreiber sind zunehmend gezwungen, den Interessen der Anlagen-Hersteller zu folgen. So wird der Verkauf der Anlagen seitens einiger Hersteller immer öfter mit langfristigen Serviceverträgen, sehr reduzierten Daten- und Anlagenzugängen und einer geringeren Transparenz gekoppelt. Größere Projektentwickler und Betreiber haben gelegentlich etwas größere Chancen auf eine Einflussnahme der Vertragsgestaltung.

Konkret heißt dies oftmals, dass ohne die Unterstützung des Herstellers eine Vielzahl von Arbeiten durch Externe nicht möglich sind. Wie zum Beispiel Inspektionen, Reparaturen, Verbesserungen, Nachrüstungen, Datenanalyse und einiges mehr. Zudem besteht die Gefahr, dass die Unterstützung durch den Hersteller oder die Herausgabe von Zugängen doppelt bezahlt werden muss. Dies ist eine besondere Herausforderung des Windmarktes für eine freie und zukunftsgerichtete Instandhaltung.

 

Welche Rahmenbedingungen müssten aus Ihrer Sicht am dringendsten verbessert werden?

Insbesondere bei den Gegebenheiten rund um die Genehmigung scheint es noch viel Verbesserungspotenzial hinsichtlich des Zusammenspiels der verschiedenen Fachdisziplinen in Bezug auf Geschwindigkeit zu geben. Das hören wir von Projektentwicklern, das gehört aber nicht zu unseren eigenen Kompetenzen. Uns als Instandhalter liegt daran, latent auf die technischen Voraussetzungen hinzuweisen, die notwendig sind, um auf einen freien Instandhaltungsmarkt hinzuarbeiten. Daraus lassen sich dann auch weitere Rahmenbedingungen ableiten, die zum Beispiel bei Zugängen, Kennzeichnungen, Dokumenten etc. zu wichtigen Standards führen können. Das ist immer die Vorstufe von Automatisation, durch die dann weitere Kostenpotenziale gehoben werden können.

 

Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter, trotz zahlreicher Herausforderungen an den Zielen festzuhalten?

Unser Team von aktuell 2.190 internationalen Mitarbeiter*innen wächst und wächst. Viele bringen von sich aus hohe Motivation mit, einen Beitrag zum Gelingen der Energiewende zu leisten. Das zeichnet wahrscheinlich sehr viele in unserer tollen Branche aus. Parallel dazu machen wir viele Dinge im täglichen Arbeitsalltag, um gemeinsam mit unseren Kolleg*innen ein gutes Arbeitsklima zu pflegen. Denn mit Spaß und Freude ist auch die Motivation für die Aufgaben hoch. Insofern freuen wir uns, dass auch die Energiewende weiter in Fahrt bleibt, sogar noch an Geschwindigkeit zulegt, und jeder einzelne in unserem Unternehmen zum Gelingen beitragen darf.