Herr Kubitza, rechnen Sie damit, dass sich mit dem European Green Deal die Bedingungen für europäische OffshoreWind-Projekte wesentlich verbessern?

Die europäische Kommission hat richtigerweise der Offshore-Windkraft eine tragende Rolle zugesprochen, um die angestrebte Klimaneutralität Europas bis 2050 zu erreichen, denn die Dekarbonisierung Europas erfordert eine grundlegende Umgestaltung des europäischen Energiesystems. OffshoreWindenergie ist dafür eine nachhaltige und sichere Energiequelle, sie ist kostengünstig, zuverlässig und sorgt für Arbeitsplätze in ganz Europa. Im Moment haben wir europaweit 20 GW installierte Leistung. Wenn wir also weitermachen wie bisher, werden wir den notwendigen Ausbau von 450 GW nicht schaffen. Die jeweiligen nationalen Ausbauziele müssen daher erhöht werden. Deutschland hat die eigenen auf 40 GW bis 2040 erhöht, doch auch hier brauchen wir mehr. Wir sehen ein Potential von bis zu 70 GW.

Was sind aktuell die größten Herausforderungen für die Planung europäischer Offshore-Wind-Projekte aus Betreibersicht?

Ich möchte drei Stichwörter nennen: Raumplanung, Koexistenz und Netzausbau. Die europäischen Regierungen der Anrainerstaaten arbeiten an den maritimen Raumplänen für die zukünftige Nutzung der Meere. Der Ausbau der Offshore-Windenergie sollte priorisiert werden, da sie ein wichtiger Baustein im Kampf gegen den Klimawandel ist. Beim Thema Koexistenz ist es so, dass auch andere wirtschaftliche sowie militärische Interessen bei der Nutzung der Meere eine Rolle spielen. Daher muss hier ein Gleichgewicht zwischen dem Ausbau der Offshore-Windkraft und diesen Interessen gefunden werden. Schließlich der Netzausbau: Wir
glauben, dass wir ein europäisch vermaschtes Netz schaffen sollten, das auf Clustern von Windparks basiert. Dies ermöglicht den Handel zwischen den Märkten und verbessert gleichzeitig die Disposition und die Versorgung. Diese Vision eines fortschrittlichen OffshoreNetzes mit Inter-Konnektoren, die auch als Exportkabel dienen und schließlich zu speziellen Energieknotenpunkten führen, sollte schrittweise aufgebaut werden. Entsprechend reformierte Regulierungen mit einfacheren Genehmigungsverfahren und effektiven Anreizen für den Bau von Übertragungsnetzen können ebenfalls helfen, die notwendigen Netz-Verstärkungen rechtzeitig vorzunehmen.

Was kann bei der Steuerung der Projektbeteiligten verbessert werden?

Wir sehen die Raumplanung als einen sehr wichtigen Schritt, den die europäischen Regierungen für den weiteren Ausbau der Offshore-Windkraft angehen müssen. Bei allen Herausforderungen aus regulatorischer Sicht muss sichergestellt sein, dass der verstärkte Ausbau der Offshore-Windenergie auf eine Weise erfolgt, die den Naturschutz und gesunde Ökosysteme respektiert. Das erfordert schnelle und transparente Abstimmungswege, einheitliche Genehmigungsverfahren und vor allem Ausschreibungsmodelle, die auf eine integrative und europäische Herangehensweise ausgelegt sind, um Investitionsrisiken zu minimieren und dafür zu sorgen, dass der Ausbau der OffshoreWindenergie weiter vorangetrieben wird.


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