Wie der Windwärmespeicher in Nechlin zeigt, kann dieser Strom aber sinnvoll vor Ort zur Wärmeerzeugung genutzt werden. Denn die Windenergieanlagen werden besonders häufig im Winter abgeschaltet, wenn die Heizungen in den Häusern am meisten Wärme bereitstellen müssen. Sobald bei starkem Wind die Anlagen bei Nechlin abgeschaltet werden, springen die Heizstäbe im Windwärmespeicher automatisch an. Das Windfeld ist direkt über ein Stromkabel mit dem Speicher verbunden. Dort wird mit Heizspiralen rund eine Million Liter Wasser auf bis zu 93 Grad Celsius erwärmt. Bei Bedarf wird das Warmwasser dann in das örtliche Nahwärmenetz abgegeben. Bei starkem Wind benötigt der Speicher nur wenige Stunden zum Aufheizen und kann das Dorf bis zu zwei Wochen vollständig mit Wärme versorgen. Dabei ist die Windwärme aus Nechlin nicht nur hundertprozentig CO2-frei, sondern auch deutlich günstiger als eine Ölheizung.
Vorbild für andere Dörfer und Städte an Windenergiestandorten
Staatssekretär Fischer machte die Bedeutung des Windwärmespeichers für die Energiewende deutlich: „Der Speicher ist ein gutes Beispiel dafür, wie mittels der Power-to-Heat-Technologie überschüssiger Strom aus erneuerbaren Energien für die Wärmeversorgung genutzt werden. Er leistet einen Beitrag dazu, dass auch die Wärmewende endlich vorankommt.“ Für ENERTRAG-Gründer Jörg Müller ist Nechlin ein Vorbild für Dörfer und Städte an Windstandorten. In Brandenburg besitzen beispielsweise Städte wie Prenzlau oder Pasewalk bereits ein eigenes Wärmenetz, das genutzt werden könnte. Auch in zahlreichen Dörfern können Nahwärmenetze wie in Nechlin leicht und günstig verlegt werden. „Damit kann man den Windstrom vor Ort unkompliziert nutzen, um viele tausend Haushalte günstig und CO2-frei zu beheizen. Es gibt damit eine echte Alternative zu den alten CO2-Schleudern, die Kohle, Öl und Gas verbrennen“, unterstrich Jörg Müller.
Rechtliche Weichen müssen neu gestellt werden
Der Windwärmespeicher Nechlin ist Teil des WindNODE-Netzwerks und des SINTEG-Förderprogramms. Das Bundeswirtschaftsministerium hat für die SINTEG-Schaufensterprojekte rechtliche Sonderregeln geschaffen, ohne die der wirtschaftliche Betrieb des Windwärmespeichers unmöglich wäre. Unklar ist derzeit, wie es nach Ende des SINTEG-Programms Ende November 2020 mit der Windwärme in Nechlin weitergeht. Jörg Müller stellt dabei eine klare Forderung an die Politik: „Nur durch rechtliche Änderungen im EEG und bei der Stromsteuer können Millionen Menschen Zugang zu günstiger und CO2-freier Wärme bekommen. Es ist absurd, dass im Vergleich zu Öl und Gas auf Windwärme ein Vielfaches an staatlichen Abgaben zu zahlen ist. Dadurch verpufft wertvolle Energie ungenutzt.“