Wie viel Eis würde die Windenergieanlage am geplanten Standort ansetzen? In welche Richtung und in welcher Anzahl würden sich Eisobjekte von der Anlage lösen? Welche Maßnahmen sind zur Reduzierung des Risikos zu ergreifen? Diese und weitere Angaben sind Bestandteile einer fundierten Prognose, welche die TÜV NORD-Windenergiefachleute im Rahmen einer Risikobeurteilung für geplante Windenergieanlagen erstellen. Seit Kurzem arbeiten die Expertinnen und Experten dabei mit hochkomplexen Daten auf Basis des renommierten Wind Power Icing Atlas (WIce Atlas), welcher vom Technical Research Centre of Finland (VTT), einem der führenden europäischen Forschungsinstitute auf dem Gebiet der Klimatologie, entwickelt wurde.

„Mithilfe einer vom VTT eigens für TÜV NORD erstellten Eiskarte können wir Vereisungstage noch genauer für jeden Standort bestimmen und somit die Wirtschaftlichkeit und das Risiko durch Vereisung für geplante Windenergieanlagenstandorte noch präziser ermitteln“, erklärt Christine Peeck, Leiterin Wind & Technical Site Assessment bei TÜV NORD. Der als Grundlage verwendete WIceAtlas basiert auf umfangreichen, langjährigen Messungen und gibt weltweit Informationen über die jährliche Vereisung. So können Vereisungsdaten in sehr hoher räumlicher Auflösung und in verschiedenen Höhen, je nach Größe der geplanten Anlage, genutzt werden.

Prüfung der Vereisungsbedingungen am Standort

Im Rahmen des Planungs- und Genehmigungsprozesses von Windenergieanlagen begleitet TÜV NORD alle sicherheitsrelevanten, wirtschaftlichen und betriebsrelevanten Aspekte der Windparkplanung. Als Teil der Standortbeurteilung für Windenergieanlagen werden auch die Vereisungsbedingungen am Standort berücksichtigt – ein wichtiger Faktor für die Risikobeurteilung und Ertragsprognose. So prüft TÜV NORD etwa, welche Schutzobjekte, wie beispielsweise Straßen und Betriebsgelände, sich im Umkreis der geplanten Anlage befinden und wie stark gefährdet diese Objekte durch Eisabfall oder -abwurf wären. Dabei werden Schutzobjekte in einem Radius des 1,5-Fachen aus Rotordurchmesser plus Nabenhöhe betrachtet. Überschreitet die Anlage in der Risikobewertung bestimmte Grenzwerte, empfehlen die Windenergiefachleute verschiedene Maßnahmen wie beispielsweise das Anbringen von Warnschildern oder –leuchten oder eine Parallelstellung der Anlage zur Straße. Welche Maßnahmen umzusetzen sind, entscheidet die zuständige Genehmigungsbehörde.