DolWin4 und BorWin4 verbinden Nordsee-Windparks mit dem Übertragungsnetz an Land. Dafür verlegt Amprion rund 60 beziehungsweise 125 Kilometer Seekabel und etwa 155 Kilometer Erdkabel. Die Kabel unterqueren aus der Nordsee kommend die Insel Norderney sowie den Küstenschutzdeich in Hilgenriedersiel. Für die Bauleistungen hat Amprion Anfang des Jahres privatwirtschaftliche Bieterverfahren gestartet und nun das erste Gewerk vergeben: Die Ludwig Freytag GmbH & Co. KG aus Oldenburg erhält den Zuschlag für die Horizontalbohrungen zur Insel- und Deichquerung.
Umweltschonende Verfahren im Nationalpark Wattenmeer
„Die Bautätigkeiten im Nationalpark Wattenmeer sind eine besondere Herausforderung bei der Insel- und Deichquerung“, so Henning Kuchenbuch, zuständiger Projektleiter bei Amprion. „Wir freuen uns, mit Ludwig Freytag einen erfahrenen Partner an unserer Seite zu haben. Das Unternehmen hat in vergleichbaren Projekten schon mehrfach bewiesen, dass es sowohl den bautechnischen als auch den umweltfachlichen Herausforderungen gewachsen ist.“
Die Insel und der Deich werden im sogenannten HDD-Verfahren (Horizontal Directional Drilling) unterbohrt. In die Bohrkanäle werden Kabelschutzrohre eingebracht, in die anschließend die Gleichstromkabel eingezogen werden.
Für die Bauarbeiten nutzt Amprion ein behördlich festgelegtes Bauzeitenfenster zwischen Mitte Juli und Ende September. Die ersten vier der insgesamt zwölf Bohrungen beginnen im Sommer 2022 und bilden den Auftakt der Bautätigkeiten für DolWin4 und BorWin4. Die Besonderheit dabei: Amprion bündelt erstmals die Bohrungen für zwei Netzanbindungsprojekte im Küstenmeer. So können vier anstatt der bisher üblichen zwei Bohrungen pro Bauzeitenfenster umgesetzt werden. Die Fläche zur Baustelleneinrichtung auf Norderney möchte Amprion bereits Anfang 2022 einrichten. So können die damit verbundenen Materialtransporte und Erdbauarbeiten aus der touristischen Sommersaison ausgelagert werden.
Die Offshore-Netzanbindungssysteme DolWin4 und BorWin4
Die weitestgehend parallel verlaufenden Offshore-Netzanbindungssysteme DolWin4 und BorWin4 gehören zu den wichtigen Energiewende-Projekten in Deutschland. Sie sollen 2028 und 2029 in Betrieb gehen. Von den Nordsee-Windparks aus verlaufen die Kabel zunächst 60 bzw. 125 Kilometer auf See. Sie unterqueren die Insel Norderney und erreichen im Bereich Hilgenriedersiel die Küste. Von dort aus verlaufen sie noch rund 155 Kilometer als Erdkabel in Richtung der Umspannanlage Hanekenfähr in Lingen (Ems), wo Amprion sie an sein Übertragungsnetz anschließen wird. Dort geht Ende 2022 das Kernkraftwerk Emsland vom Netz. Über DolWin4 und BorWin4 wird die dadurch entfallende Erzeugungskapazität durch 1,8 GW Offshore-Windenergie ersetzt.