„Die Zubausituation in den drei mitteldeutschen Bundesländern ist ein Trauerspiel. Von Januar bis Mai dieses Jahres hat Sachsen nur zwei neue Windenergieanlagen errichtet, Thüringen fünf und Sachsen-Anhalt sechs. Demgegenüber steht in Sachsen-Anhalt aber der Rückbau von 19 Anlagen. Das Bundesland hat damit netto sogar Windenergieleistung verloren“, kritisiert Hermann Albers. Beim Zubau liegen die drei Bundesländer damit im bundesweiten Vergleich im hinteren Drittel.

Auch die Genehmigungssituation in den drei Bundesländern bleibt deutlich hinter dem Notwendigen zurück. In Sachsen wurden lediglich zwei neue Anlagen genehmigt, in Thüringen und Sachsen-Anhalt waren es jeweils neun. Bundesweit bietet sich ein ähnliches Bild. Wurden von Januar bis Mai 2021 noch 294 neuen Windenergieanlagen genehmigt, waren es 2022 nur 252. Das entspricht einem Rückgang der genehmigten Anlagen von 14,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

„Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt laufen Gefahr, deutlich an Attraktivität für Industrie und Wirtschaft zu verlieren. Unternehmen brauchen saubere Energie, um ihre eigenen Klimaziele quer durch die gesamte Wertschöpfungskette zu erreichen. Erneuerbare Energien sind immer mehr der entscheidende Standortvorteil für die Ansiedlung von neuen Unternehmen. Es wird Zeit, dass sich dieses Verständnis von der Windenergie als Chance endlich in den Köpfen der Verantwortlichen festsetzt. Auch die Windbranche selbst bietet mit ihrem gesetzlich fest eingeplanten Zuwachs in den kommenden Jahren gesicherte Arbeitsplätze in einer zukunftsträchtigen Branche“, so Hermann Albers weiter.

„Aktuell belastet die Branche zusätzlich ein fast ungehemmter Preisanstieg bei wichtigen Rohstoffen, die seit Jahresbeginn stark steigenden Zinsen und die massiv gestörten Lieferketten. Hier braucht es mehr Flexibilität, um bereits bezuschlagte Projekte auch tatsächlich in Betrieb nehmen zu können“, fordere der BWE-Präsident mit Blick auf die Gesetzesberatungen im Bundestag.

Der Bundesgesetzgeber stelle in diesen Tagen die Weichen, um bei Flächenausweisungen, Genehmigungstempo und Abgleich mit dem Artenschutz besser zu werden. „Wenn der Bund geliefert hat, sind die Bundesländer am Zuge. Sie müssen die bundesgesetzlichen Vorgaben zügig umzusetzen. Gelingt dies, kann der Ausbau der Windenergie einen wesentlichen Beitrag leisten, um die aufgrund globaler Krisen bestehende Energielücke zu schließen“, macht Hermann Albers deutlich.