Aus Sicht des BWE Bayern kann der enorme zusätzliche Bedarf Bayerns an elektrischer Energie für Strom, Wärme und Verkehr im Wesentlichen nur mit einem starken Ausbau der Photovoltaik und Windenergie gedeckt werden. "Wind und Sonne bieten in Bayern die größten und am schnellsten zu realisierenden Potentiale", so der BWE-Landesvorsitzende. Sie würden sich darüber hinaus auch systemisch in idealer Weise ergänzen – mit entsprechend positiven Auswirkungen auf den Netzausbau und die Versorgungssicherheit in Bayern.
Bayerns besseres Windkonzept
Anhand aktueller Energieprognosen und eigener Berechnungen ergibt sich für den BWE ein Ausbauziel für den Freistaat von ca. 120 Terrawattstunden (TWh) Strom aus Erneuerbaren Energien bis 2040. Dies würde bedeuten, dass der jetzige Anteil aus regenerativen Ressourcen in Höhe von ca. 40 TWh verdreifacht werden müsste. Für die Windenergie lassen sich daraus laut BWE Bayern folgende Ausbaupfade ableiten:
> Bis 2030 Erhöhung der installierten Leistung von jetzt 2,5 Gigawatt (GW) auf ca. 8,5 GW. Dies entspricht einem Zubau von insgesamt ca. 1.200 Windenergieanlagen (WEA) bzw. ca. 130 WEA pro Jahr mit jeweils 5-6 MW Nennleistung. Hinzu kommt der in 2030 noch vorhandene WEA-Bestand von ca. 700 WEA mit 2 GW installierter Leistung.
> Bis 2040 wäre dieser Ausbau (= Zubau plus Repowering der genannten 700 WEA) dann in einem etwas höheren Tempo fortzusetzen (ca. 180 WEA pro Jahr), um letztendlich auf insgesamt ca. 3.000 WEA mit einer Nennleistung von ca. 18 GW zu kommen. Damit ließe sich dann mindestens 30 Prozent des in 2040 in Bayern verbrauchten Stroms erzeugen.
2%-Zielvorgabe bietet auch in Bayern ausreichend Flächen
Um die vorgenannten Ausbauziele zu erreichen, müssen in den Regionalplänen auch genügend Standortflächen ausgewiesen werden. Mit der 2%-Zielvorgabe der Bundesregierung stehen dafür aus Sicht des BWE auch in Bayern ausreichend Flächen zur Verfügung. Als Zwischenschritt bis 2030 hält der Branchenverband ca. 1% der Landesfläche für notwendig. Die jetzige 10H-Regelung lasse diese Ziele jedoch nicht ansatzweise erreichen und sei deshalb sofort aufzuheben.
Aufgrund der langen Zeiträume, die für die Ausweisung der Flächen, die Genehmigungsverfahren und die anschließende Realisierung der Anlagen benötigt werden, müsse das 2%-Ziel ab sofort gelten und bereits in die nächsten Planungsüberarbeitungen Eingang finden. Das bedeute aber nicht, dass tatsächlich 2% der Landesfläche bebaut oder versiegelt werden würden, so Bernd Wust. Für die genannten 3.000 WEA in Bayern dürfte die eigentliche Flächenversiegelung – im Wesentlichen durch Fundamente und anteilig auch durch Zuwegungen – bei höchstens 0,02% der Fläche Bayerns liegen.
Bayern ist Sonnen- und Windland zugleich
Als wirtschaftlich starkes und flächengrößtes Bundesland hat Bayern nach Meinung des BWE ideale Voraussetzungen für den Ausbau der Erneuerbaren Energien – insbesondere auch der Windenergie mit modernen Anlagen von deutlich mehr als 100 Metern Nabenhöhe. Allerdings fehle bislang auf politischer Ebene ein tragfähiges bayerisches Energiekonzept, um die notwendige Transformation weg von fossilen hin zu den regenerativen Energien zu bewältigen. "Eine faktische Blockade der Windenergie und eine Verklärung Bayerns als Sonnenland bieten keine Zukunftsperspektive", kritisierte deshalb der BWE-Landesvorsitzende.
Die Entwicklungen der letzten Wochen hätten zudem drastisch vor Augen geführt, wie abhängig Bayern von importierten fossilen Energieträgern und insbesondere von russischem Gas und Erdöl sei. Um möglichst viel des im eigenen Land verbrauchten Stroms selbst zu erzeugen und die Menschen und die heimische Wirtschaft sicher und kostengünstig mit Energie versorgen zu können, müsse Bayern alle Optionen für den Ausbau der Erneuerbaren nutzen. "Zum Glück ist Bayern mit Sonne und Wind gesegnet", so Bernd Wust.