Jörg-Uwe Fischer, Fachbereichsleiter New Energies bei der Deutschen Kreditbank (DKB), erklärt, worauf Planer jetzt bei der Finanzierung achten sollten.

Was hat sich verändert durch den Regierungswechsel?

Wir sehen, dass sich die neue Regierung vielversprechende und vor allem ambitioniertere Ziele setzt und verspricht, zur Zielerreichung natürlich auch die entsprechenden Rahmenbedingungen zu verbessern. Jetzt müssen wir schauen, wie diese Versprechen im weiteren Jahresverlauf in verlässliche Gesetzgebung umgesetzt werden. Wenn das, was da versprochen wird, ernsthaft umgesetzt wird, wird es zu einer deutlich positiven Entwicklung für uns alle führen. Darauf bereiten sich die Planer nach unserem Eindruck gerade vor.

Sind PPAs ein Finanzierungstrend?

Vorhaben ohne EEG-Vergütung sind ein großer Trend. PPA-Finanzierungen sind inzwischen im PV-Geschäft schon fast etabliert. Im Bereich der Windenergie ist es noch etwas Neues. Dort sind die Ausschreibungen in der Vergangenheit unterzeichnet gewesen. Jeder Bewerber hat einen Zuschlag bekommen. Jetzt erhöht sich die Nachfrage und es kommen verstärkt neue Genehmigungen. Insofern könnte die Windfinanzierung über PPA nun auch ein neuer Trend werden. Dies insbesondere wenn die Strompreise weiterhin so hoch bleiben.

Aber für die PPA-Finanzierung ist es doch erstmal besser, oder?

Kurzfristig gesehen schon. Die Frage ist ja, inwiefern man sich dort langfristig auf hohem Niveau absichern kann. Wenn man sich heute die Terminmarkt-Preise für die nächsten fünf Jahre ansieht, sehen wir, dass sie bereits innerhalb dieser fünf Jahre wieder niedriger werden. Und wenn man an zehn Jahre denkt, sind die angebotenen PPA- Preise wieder deutlich unterhalb der Strompreise, die derzeit im Ein- oder Zweijahres-bereich erzielbar sind. Dann haben Sie wieder kaum Vorteile gegenüber einer aktuellen EEG-Vergütung.

Wie geht die DKB mit Risiken in PPAs um?

Für das PPA-Geschäft haben wir interne Mindestanforderungen definiert. Wir versuchen mit jedem Offtaker, also dem Grünstrom-Abnehmer, einen bilateralen Standardvertrag zu verhandeln, der diese Mindest-anforderungen erfüllt. Wenn der Offtaker jemand ist, mit dem wir schon den Standardvertrag abgestimmt haben, ist alles weitere meist relativ einfach. Mit den ganz großen Energieversorgern haben wir bereits den ein oder anderen Standardvertrag abgestimmt. Diese sind dann jedoch jeweils individuelle Verträge zwischen uns und dem Offtaker, also nichts, was darü ber hinaus offiziellen Charakter hat.

Was gibt es zu berücksichtigen in diesen Standardverträgen?

Zum Beispiel, dass möglichst nur „Pay-as-Produced“-Strukturen von uns begleitet werden, bei denen unser Kunde sich nicht verpflichtet, Bänder oder festgelegte Stromproduktionsmengen zu liefern. Sonst sind wir weit weg von einer halbwegs standardisierten Finanzierung. Es wird in diesem Fall deutlich schwieriger, in der Projektfinanzierung alle Risiken unter einen Hut zu bringen.

Was für PPA-Projekte werden zur Finanzie rung bei Ihnen angefragt?

Das Thema PPA ist bei Wind noch etwas neuer als bei PV. Bisher wollte noch niemand ein Weiterbetriebsprojekt mit uns finanzieren. Wenn es um Projektfinanzierungen geht, sind das im Normalfall neu zu errichtende Projekte; im Regelfall Freiflächen-Solarparks. Wir hatten auch schon ein oder zwei Windparks als Anfrage. Neue Windparks mit PPA sind jedoch noch die absolute Ausnahme.

Wie hoch ist der Eigenkapitalanteil in etwa?

Grundsätzlich hat sich das Thema EK in EEG-Projektfinanzierungen wettbewerbsbedingt weiter in Richtung niedrigere Eigenkapitalquoten verändert – wobei es meist darum geht, wieviel Eigenkapital benötigt wird, um die Kapitalfähigkeit ausreichend sicherzustellen. Es gibt aber auch so gute Projekte, die rein rechnerisch gar kein Eigenkapital benötigen. Dies sind dann die Fälle, in denen wir über einen Mindesteigenkapitalanteil verhandeln, damit es aus Bankensicht noch eine angemessene Risikoverteilung gibt. Unstrittig ist aber auch: Bei einer PPA-Finanzierung sind und müssen die Eigenanteile deutlich höher sein, als bei einer EEG-basierten Finanzierung. Weil man sich rein privatwirtschaftlich in den Themen Wirtschaftlichkeit, Bonität des Offtakers und Marktpreis-risiken bewegt.

Über wie viel Jahre finanzieren Sie?

Bis zu 20 Jahren. Wobei es auch manchmal Anfragen nach kürzerer Finanzie rung gibt, bei denen es heißt: Wir wollen schneller tilgen und benötigen beispielsweise nur 15 Jahre. Der Regelfall sind aktuell aber die 20 Jahre Laufzeit.


Finanzieren Sie Hybridprojekte mit Wind, Solar, Agrar, Speicher oder Was-serstoff in verschiedenen Kombinationen?

Gerade in Verbindung mit Speichern: Ja, das tun wir. Wasserstoff-Projekte grundsätzlich auch, wobei wir bisher wenige Projekte sehen, die bereits reif für die Umsetzung sind. Aber all diese Themen schauen wir uns sehr gern an.

Haben Sie noch einen Tipp für Planer?

Die Themen, die uns gerade umtreiben, sind Kostensteigerungen aufgrund von Rohstoffknappheit und logistischen Themen, die Projekte im Windbereich verzögern können und teurer werden lassen. Dort sollten die Planer selbst zeitnah schauen, wie sich das auf ihre Wirtschaftlichkeit auswirkt. Das andere Thema, welches wir immer im Auge haben: Wie lange haben wir noch diese niedrigen Zinsen? Und was passiert, wenn am Kapitalmarkt die Zinsen wieder steigen? Das wirkt sich dann natürlich sofort spürbar auf die Wirtschaftlichkeit der Projekte aus. Unterm Strich sieht es also politisch und regulatorisch ganz vielversprechend aus. Aber man sollte unbedingt ein paar Themen im Sinne der Wirtschaftlichkeit im Auge behalten.

Das Interview führte Nicole Weinhold im Auftrag des BWE. Es wurde zuerst in der Fachzeitschrift Erneuerbare Energien abgedruckt.


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