Herr Stamatelopoulos, die letzten Jahre waren nicht erfreulich für die Arbeitsplätze in der Windenergie. Was war da los?
Georg-Nikolaus Stamatelopoulos: Die Beschäftigungssituation war mal besser, das ist richtig. 2017 sind deutschlandweit über 25.000 Arbeitsplätze im Bereich Windenergie abgebaut worden. Der Abbau lief synchron mit der reduzierten Zahl von Neubauprojekten. Das lag vor allem an den politischen Rahmenbedingungen und der Akzeptanz und Beteiligung vor Ort. Dabei benötigen wir die Erneuerbaren mit der Windenergie ganz besonders und sollten diese massiv ausbauen. Dadurch würden auch neue Arbeitsplätze entstehen und die regionale Infrastruktur auch im ländlichen Raum stärken. Die Windbranche bietet hochattraktive berufliche Perspektiven.
Woher sollen Ihrer Meinung nach die ganzen Fachkräfte kommen?
Georg-Nikolaus Stamatelopoulos: Bei der EnBW sind wir seit fast 10 Jahren dabei, unser Portfolio grundlegend umzugestalten. Und wir beschäftigen sehr viele Mitarbeitende im Bereich Erneuerbare Energien. Den Kolleginnen und Kollegen aus der konventionellen Erzeugung möchten wir ebenfalls eine Perspektive in unseren Zukunftsfeldern anbieten. Ich bin sehr optimistisch, dass dieser Wandel gelingt.
Was muss getan werden, um den Ausbau der Windenergie und damit auch Arbeitsplätze zu sichern und neue zu schaffen?
Georg-Nikolaus Stamatelopoulos: Wir begrüßen das Ziel der neuen baden-württembergischen Landesregierung und die Vergabeoffensive zur Windkraft ausdrücklich. Jetzt muss aber auch Verbindlichkeit geschaffen werden und die Umsetzung losgehen. Alle zur Verfügung stehenden Flächen müssen rechtssicher durch Gestattungsverträge vergeben sein; daher müssen die Ausschreibungen sofort starten. Nur so können auch die artenschutzfachlichen Untersuchungen initiiert werden. Bei den derzeit benötigten Projektlaufzeiten von durchschnittlich 30 Monaten bis zum Erhalt der Genehmigung und Lieferzeiten von 18 Monaten wären wir mit den ersten Inbetriebnahmen im Jahr 2026. Wenn all das ideal funktioniert, entstehen auch entsprechend viele Arbeitsplätze.
Noch eine Frage in eigener Sache. Was erwartet die EnBW vom Länderspezial Baden-Württemberg?
Georg-Nikolaus Stamatelopoulos: Dass der BWE länderspezifische Spezialveranstaltungen durchführt, ist ausgezeichnet. Wir nehmen als EnBW sehr gerne an allen Länderspezials teil und unterstützen die Events auch als Sponsor. Damit wollen wir unsere Anerkennung für die hervorragende Arbeit des Verbandes zum Ausdruck bringen und in allen Bundesländern Flagge zeigen. Auch wenn wir ein baden-württembergisches Unternehmen sind, sind wir in ganz Deutschland mit unseren Aktivitäten vertreten. Die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen sind in jedem Bundesland unterschiedlich; das können wir mit den Länderspezialen sehr gut und differenziert betrachten. Und gemeinsam mit dem BWE sind wir schließlich stärker.
Vielen Dank für das Gespräch.
Herr Dr. Stametelopoulos ist Teil einer Diskussionsrunde zum Thema Wirtschaftsfaktor Windenergie anlässlich des BWE-Länderspezials Wind in Baden-Württemberg (10.-11.6.2021).
Das könnte Sie auch interessieren: