Herr Dr. McGovern, der 3. Windbranchentag Rhein/Main/Saar findet in Anlehnung an die „For Future“-Bewegungen dieses Jahr unter dem Motto „Wind Energy for Future – Warum wir Teil der Lösung sind“ in Mainz statt. Welchen Einfluss haben die Schülerdemonstrationen auf die Klimaschutzdebatte in Hessen und die Arbeit der LEA?
Dr. McGovern: Die Fridays for Future-Demonstrationen und die damit verbundene gesellschaftliche Aufmerksamkeit bei den Zielen der LEA und bei der bundesweiten Klimaschutzdebatte sorgen für einen spürbaren Rückenwind auch in Hessen. Die Frage, ob Energiewende und Klimaschutz nötig sind, hat damit auch die junge Generation eindeutig beantwortet. Die LEA kümmert sich parallel in Hessen darum, dass jetzt auch wirksame Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt werden.
Das Engagement der Schüler hilft dabei auch Themen mit gesellschaftlichen Widerständen konstruktiv anzugehen, wie etwa die Relevanz von Suffizienz und Einsparung, oder die Akzeptanz von prägnanten Maßnahmen, wie etwa der Errichtung von Windenergieanlagen.
Der Windenergieausbau in Hessen stockt, im 1. Halbjahr 2019 wurde keine Anlage in Betrieb genommen. Eine Ursache sind Konflikte zwischen Projektierern, Kommunen und Bürgern bei der Windparkplanung vor Ort. Richtet die LEA ein Angebot an die Akteure in diesen festgefahrenen Situationen und was wünschen Sie sich in diesem Zusammenhang von den beteiligten Unternehmen der Windenergiebranche?
Dr. McGovern: Ein bundesweit beachtetes Angebot der LEA ist das „Bürgerforum Energieland Hessen“. Hier bieten wir Kommunen eine kommunikative Unterstützung in Fragen und Konflikten rund um die Energiewende an. Das kann über klassische Bürgerinformationsveranstaltungen passieren oder über individuelle Formate wie Infomärkte, Workshopgruppen oder Mediationsangebote.
Hierbei vermitteln wir neutrale Sachinformationen, die auch über unser Format der „Faktenpapiere“ für interessierte Akteure, Mandatsträger und Bürger allgemeinverständlich aufbereitet wird.
Die Unternehmen der Windbranche rufen wir dabei immer auf, offen und frühzeitig in den Dialog mit Kommunen und der Bürgerschaft zu treten. Denn Anwohner und kommunale Entscheidungsträger fühlen sich nur dann involviert, wenn sie im Planungsprozess mitgenommen werden, statt nur ein fertiges Ergebnis präsentiert zu bekommen. Die LEA steht hier auch den Branchenunternehmen als Ansprechpartner zu Verfügung.
In dem EU-Projekt Firespol sollen Verbesserungsmöglichkeiten der Finanzierungsinstrumente von Erneuerbare-Energien-Projekten identifiziert werden. Neben Hessen beteiligen sich sechs europäische Partnerregionen an dem Projekt. Warum wurde Hessen als Region ausgewählt und wie sieht Ihre Zwischenbilanz nach einem guten Jahr Projektlaufzeit aus?
Dr. McGovern: Die Finanzierungsseite von Projekten zu erneuerbaren Energien steht im Fokus dieses europäischen Verbundprojektes. Mit innovativen Finanzierungsmechanismen können interessante Beteiligungsmöglichkeiten für private und öffentliche Investoren geschaffen werden und gleichzeitig der Ausbau von erneuerbaren Energien sowie dessen Akzeptanz unterstützt werden.
Hessen ist mit seiner Erfahrung, der geografischen Lage und dem Finanzplatz Frankfurt bestens geeignet, um im Austausch für die europäischen Partner einen Mehrwert zu bieten.
Als Zwischenbilanz halten wir fest, dass es in allen Regionen ein hohes Maß an Unkenntnis über innovative Finanzierungsmethoden gibt, die Wertschöpfungsperspektive von erneuerbaren Energien noch unterbelichtet ist und sich der Austausch mit europäischen Partnern lohnt.
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Vielen Dank für das Gespräch!