Den Kritikern der Erneuerbaren nimmt es den Wind aus den Segeln: Das Tempo, mit dem große Hybridkraftwerke entwickelt werden, zieht an. Wo Windparks mit Photovoltaikanlagen und sogar Speichern in einem Kraftwerk kombiniert werden, spielt die schwankende Energieerzeugung der jeweiligen Technologie keine große Rolle mehr.

Erste Kombinationen von großen PV­ und Windkraftanlagen erzeugen bereits Strom oder befinden sich in der Planung. Im rheinland­pfälzischen Einöllen wurde zum Beispiel ein Windpark mit einer Leistung von 15,9 MW um 3 MW Photovoltaik erweitert. In den Niederlanden entsteht ein Hybridkraftwerk aus einem 50­MW­Solarpark und einem 50­MW­Wind-park, die denselben Netzanschluss nutzen. Beim Energiepark Haringvliet in Süd­Holland wurden sogar 22 MW Windkraft, 38 MW Freiflächen­ Photovoltaik und ein 12­MW­Batteriespeicher kombiniert. Elektrolyseure, die grünen Wasserstoff produzieren, können ebenfalls mit eingebunden werden. Eine entsprechende Anlage ist beispielsweise im griechischen Vouzi Mantasia geplant: Hier sollen 200 MW Photovoltaik, ein 100­MW­Batteriespeicher und ein 50­MW­Elektrolyseur kombiniert werden.

Synergien nutzen

Sonne und Wind ergänzen sich nicht nur aus Sicht des großen Strom­ systems, sondern können auch am individuellen Standort Synergie­ effekte erzielen. Beispiel Anschlussleistung: Eine Photovoltaikanlage mit 10 Megawatt (MW) und ein Windpark mit ebenfalls 10 MW benötigen – sofern sie am selben Netzeinspeisepunkt angeschlossen sind – zusammen keine Netzkapazität von 20 MW, sondern kommen mit deutlich weniger zurecht. Das ergibt sich schlicht daraus, dass beide Techniken aufgrund der unterschiedlichen saisonalen Verteilung – mit Windmaximum im Winterhalbjahr und Sonnenmaximum in den Sommermonaten – kaum gleichzeitig Höchstleistungen liefern. Zudem sprechen auch die meteoro-logischen Gesetzmäßigkeiten für eine gewisse Gegenläufigkeit: Tage mit besonders viel Wind sind in der Regel durch Tiefdruckgebiete geprägt, an denen die Sonne wiederum nur wenig Chancen hat.
In seltenen Fällen kann es zwar vorkommen, dass viel Sonne und viel Wind zusammenfallen. Der Projektierer ABO Wind quantifiziert die Abregelungen der Photovoltaik allerdings im niedrigen einstelligen Prozentbereich, wenn diese die Netzinfrastruktur des Windparks nutzt. Die Synergien beschränken sich nicht auf die gemeinsamen Umspann-werke und Netzanschlüsse, es können auch weitere Infrastrukturen, etwa die Zuwegungen, gemeinsam genutzt werden. 

Die Netzbetreiber gehen mit solchen Ideen allerdings sehr unterschiedlich um. Fragt ein Investor wegen des möglichen Netzanschlusses seines Wind­Solar­Projektes an, gehen manche Netzbetreiber erst einmal davon aus, dass die Infrastruktur in der Lage sein muss, für beide Erzeugungs­ arten gleichzeitig die jeweils volle Maximalleistung abzuführen. Entwickeln Ingenieure dann ein Regelungs­ und Schutzkonzept, um die Kapazität des Netzanschlusses optimal zu nutzen, kann das die Netzbetreiber in der Regel überzeugen.

Speicher als weitere Komponente

In Kombination mit Batterien lässt sich der Strom noch besser vermark-ten: weil Prognoseabweichungen einfacher ausgeglichen und Lastspitzen gekappt werden können, die Lieferung von einem Teil des Stroms in lukrativere Stunden verschoben werden kann oder auch die Anlagen Regelenergie zur Netzstabilisierung liefern können. Solare Hybridkraft-werke mit Speichern liefern Strom gleichmäßiger, was auch die Finan­ zierung über Power Purchase Agreements (PPA) erleichtert.
Auch über die Innovationsausschreibung des EEG werden Photovoltaikan­lagen mit Speichern inzwischen speziell gefördert. Dafür müssen die Batte-rien ein Viertel des von der Anlage maximal erzeugbaren Stroms für zwei Stunden speichern können. Eine PV­Anlage mit 2 Megawatt muss also einen Speicher von mindestens 1.000 Kilowattstunden integriert haben. Ob und auf welche Weise die Batterien am Ende genutzt werden, ist dem Anlagen-betreiber dann allerdings freigestellt. Der Speicher muss zwar theoretisch die Möglichkeit bieten, als Regelenergiequelle qualifiziert zu werden, doch zwingend nutzen muss der Betreiber diese Option nicht.

Unterschiedliche Umsetzungsdauer

Allerdings gibt es bei der Kombination von Wind und Photovoltaik mitunter Reibungsverluste durch bestehende Unterschiede im Planungsablauf. Während PV­Projekte oft in zwei Jahren realisierbar sind, dauern Wind­ projekte zumeist viel länger. Das hat nicht nur genehmigungsrechtliche, sondern auch faktische Ursachen: Die Eignung eines Solarstandorts ist anhand von Einstrahlungskarten schnell geklärt, die Eignung eines Wind-standorts muss jedoch stets noch durch Messungen bestätigt werden. Diese ungleiche Situation führt dazu, dass Synergien in der Bauphase schwer möglich sind – oft fängt man zweimal an zu bauen.

Ahnen & Enkel, Agentur für Kommunikation (im Auftrag des BWE)


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