Recycling of Rotor Blades ganz oben auf der Agenda

Rotorblätter von Windenergieanlagen sind schwer zu recyclen, weil sie aus Verbundmaterial, insbesondere Glasfaserverstärktem Kunstoff (GFK) und Kohlefasern, hergestellt werden. Weltweit sind im Windenergiesektor aktuell 2,5 Mio Tonnen Verbundmaterial in Gebrauch – und ein wesentlicher Teil der in der EU installierten Windenergieanlagen wird zwischen 2020 und 2030 das Ende ihrer Lebensdauer erreichen.

Bis 2030 müssen wir mit jährlich 52.000 Tonnen Verbundabfall aus Rotorblättern rechnen, erklärte Marylise Schmid, Analyst in Environment and Planning, WindEurope. Es sei höchste Zeit, Lösungen für einen geschlossenen Produktkreislauf zu finden. Hierzu gehören allererst ein europäisches Deponieverbot für Rotorblätter, wie sie WindEurope initiiert hat, und eine branchenübergreifende Entwicklung von Lösungen für Recycling und Wiederverwertung. Obwohl es unterschiedliche Technologien zum Recyclen und Wiederverwerten von Rotorblättern gibt und die Zahl der Anbieter von Verbundstoffrecycling wächst, sind die meisten Lösungen entweder noch nicht wirtschaftlich oder umfassend verfügbar.

Blick in eine Recyclinganlage

„Co-Processing“ ist aktuell die einzige Lösung, die bereits verfügbar und in der Lage ist, dies wirtschaftlich umzusetzen. Wie diese Technologie für das Verarbeiten großer Volumen und Recycling sämtlicher GFK-Bestandteile aussieht, erklärte Mika Lange, Leiter Entsorgung GFK / CFK, neowa GmbH. Welche Anforderungen an das Trennverfahren gestellt werden, wie sich das Recycling von Recycling von CFK-Bauteilen bis zur Ermöglichung der höherwertigen Verwertung in der Zementindustrie gestaltet wurde im anschließenden im Video „dem Gang durch die Anlage“ nochmals deutlich, die Frank J. Kroll, Geschäftsführer von Neowa präsentierte – gefolgt von einer lebhaften Diskussion mit den Teilnehmern im Anschluss.

Dass die Verbundmaterialentsorgung und -Wiederverwertung eine branchenübergreifende Aufgabe und gleichzeitig eine Geschäftsmöglichkeit ist, zeigte Katelyn Huber, Product Life Cycle Leader von LM Windpower A/S auf. Mit innovativen Projekten und Partnerschaften über die gesamte Wertschöpfungskette arbeiten Rotorblatthersteller am Ausbau des Recyclings von Verbundmaterial.

Zement aus Rotorblättern für neue Türme

Einblick in die Wiederverwertung von aus der Verarbeitung von Rotorblättern gewonnenem Zement bot Tanja Freiburg, Geschäftsführerin von Geocycle. „Den Kreislauf schließen vom Abbau von Windtürmen und Rotorblättern bis zur Zementlieferung für Fundamente und Türme“ hieß der treffende Titel Ihres Beitrags. Die Methode des Co-Processing ermöglicht die gleichzeitige Rückgewinnung von Energie und Rohstoffen aus Verbundmaterial. Sie ist Beispiel einer angewandten Kreislaufwirtschaft – von der Demontage und Grobzerkleinerung über weitere Vorverarbeitungsschritte und Rückgewinnung von Energie und Baustoffen im Zementofen bis zur Nutzung für alternative Brenn- und Rohstoffe. So stehen alternative Kraftstoffe zur Verfügung und mit dem hergestellten Zement werden neue Windtürme und Fundamente gebaut.

Im abschließenden Überblick zum Recycling von Verbundmaterial erläuterte Dr. Steffen Czichon, Leiter der Abteilung Rotorblätter am Fraunhofer Institut IWES, die Vor- und Nachteile der verschiedenen Technologien. Kurz- und mittelfristig ist Co-Processing die bewährte Recycling-Technologie. Doch auch die Pyrolyse sei eine tragfähige Option. Der Erfolg der Recycling Technologien wird letztlich jedoch nicht nur vom technologischen Fortschritt, sondern auch von ökonomischen und gesetzlichen Grenzen bestimmt. Steffen Czichon schloss mit einer „provokanten“ Frage: Können wir Rotorblätter herstellen, die leichter zu recyclen sind?