E-Mobilität wird in den kommenden Jahren einen immer größeren Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten. Dabei geht es um weit mehr als das Fahren mit klimaneutral erzeugtem Strom aus erneuerbaren Energien. Die Akkus der Elektrofahrzeuge können auch als Zwischenspeicher genutzt werden. Davon können nicht nur die Besitzer dieser Fahrzeuge profitieren: Mittelfristig kann das bidirektionale Laden wirksam zur Flexibilisierung und Entlastung der Verteilnetze beitragen. Die Power2Drive Europe, die internationale Fachmesse für Ladeinfrastruktur und Elektromobilität, eröffnet einen Blick auf den derzeitigen Stand der Technik. Bereits einen Tag vorher werden bei der Power2Drive Europe Conference notwendige regulatorische Anpassungen diskutiert, die für den Durchbruch des bidirektionalen Ladens notwendig sind. Als Teil von The smarter E Europe, Europas größter Messeallianz für die Energiewirtschaft, findet die Power2Drive Europe vom 19. bis 21. Juni 2024 auf der Messe München statt, die Power2Drive Europe Conference am 18. und 19. Juni an gleicher Stelle.
Grundsätzlich muss beim bidirektionalen Laden von E-Auto-Traktionsbatterien zwischen drei Gruppen von Anwendungsfällen unterschieden werden: Bei Vehicle-to-Home (V2H) und Vehicle-to-Building (V2B)-Lösungen finden Speicherung und Verbrauch des Stromes vollständig in der Anlage des Nutzers, also des Privathaushaltes oder Unternehmens Behind-the-meter, also hinter dem Stromzähler, statt. Bei Vehicle-to-Grid (V2G) wird das E-Auto zum Bestandteil des Stromsystems und kann durch Entnahme und Einspeisung Flexibilisierungsdienstleistungen für das Verteilnetz erbringen.
V2H und V2B vor dem Markthochlauf
Schon in sehr naher Zukunft werden zahlreiche Endverbraucher, privat oder gewerblich, von Lösungen „Behind-the-meter“ profitieren können. Wie in einem stationären Speicher kann durch die Zwischenspeicherung von selbst erzeugten Strom, etwa aus der eigenen Photovoltaik (PV)-Anlage, der Eigenverbrauch erhöht werden. Wenn zeit- oder lastabhängige flexible Tarife nach Paragraf 41a des Energiewirtschaftsgesetzes angeboten und genutzt werden, bieten sich zusätzlich zum Teil erhebliche Einsparmöglichkeiten beim Bezug von Strom aus dem Netz. Da alle relevanten Fahrzeughersteller bereits an der Entwicklung von geeigneten Fahrzeugen für das bidirektionale Laden arbeiten oder erste Modelle bereits am Markt anbieten, ist für die kommenden Jahre mit einer dynamischen Entwicklung in diesem Bereich zu rechnen.
V2G und die Regulatorik
Für die unmittelbar netzwirksamen V2G-Lösungen fehlt noch der grundlegende regulatorische Rechtsrahmen. Markus Elsässer, Gründer und Geschäftsführer der Solar Promotion GmbH, erklärt in diesem Zusammenhang:
„Im Koalitionsvertrag hat sich die Bundesregierung ausdrücklich zum bidirektionalen Laden bekannt. Jetzt gilt es, dieses Bekenntnis mit Leben zu füllen. Insbesondere muss die Doppelbelastung von zwischengespeichertem Strom mit Netzentgelten, Abgaben und Umlagen beendet werden. Außerdem ist es aus meiner Sicht sehr wichtig, dass‚‘grüner‘ Strom seine Eigenschaft und die damit verbundene Förderung nach dem EEG auch bei einer Zwischenspeicherung in einem E-Auto-Akku behält.“
Großer gesamtgesellschaftlicher Nutzen
Durch bidirektionales Laden V2G ergäben sich weitere Vorteile für die Betreiber von E-Autos, da diese dann als Teil des Stromsystems auch in die Strommärkte eingebunden wären. Doch Markus Fendt, Managing Director von The Mobility House und einer der führenden Köpfe der Mobilitätswende in Deutschland, betont die gesamtgesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung dieses Bereiches:
„Bidirektionales Laden V2G ist aus einer Vielzahl von Gründen extrem sinnvoll und wichtig: Zum einen verringern wir den Redispatch deutlich, müssen also weniger Anlagen für erneuerbare Energien abschalten. Auf das Jahr 2022 berechnet hätte jedes Elektroauto, betrachtet man den reinen Strompreis, rund 40.000 Kilometer umsonst fahren können. Somit kann das bidirektionale Laden V2G die Verkehrswende ohne Fördergelder verbilligen und beschleunigen. Zum anderen reduzieren wir den Netzausbaubedarf. Außerdem würde sich durch V2G-Lösungen private Photovoltaik-Anlagen noch schneller amortisieren. Und schließlich realisieren wir in Deutschland Innovation in unserer Leitindustrie, der Automobilindustrie.“
Power2Drive Europe wächst deutlich
Innerhalb des Themenspektrums von The smarter E Europe gewinnt das Thema E-Mobilität deutlich an Bedeutung und Gesicht: Ein Drittel der Fachbesucher aller Messen von The smarter E Europe haben in einer Befragung Interesse am Thema E-Mobilität bekundet. So ist die Ausstellungsfläche der Power2Drive Europe gegenüber dem Vorjahr um 80 Prozent vergrößert worden.
Power2Drive Europe Conference: Austausch und Diskurs
Die Relevanz des Themas E-Mobilität spiegelt sich auch in der Power2Drive Europe Conference wider, die am 18. und 19. Juni 2024 Treffpunkt der Branche und ein Ort des Austausches und Diskurses von Experten, Machern und Vordenkern der neuen Mobilität sein wird. In diesem Jahr gab es eine Rekordanzahl an Einreichungen für Panels, Vorträge und Foren. Session Partner der Konferenz werden unter anderem die Charging Interface Initiative (CharIn e.V.), das niederländische Wissens und Informationszentrum für intelligente Ladeinfrastruktur ElaadNL, das ISEA Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe der RWTH Aachen, die Spezialisten für vernetztes und autonomes Fahren von SBD automotive und der europäische Elektromobilitätsverband AVERE sein.
Quelle: Power2Drive
Passend zum Thema:
- Aus den Medien 25.03.2024Laut Daten der Bundesnetzagentur haben Bayern und Nordrhein-Westfalen im Ländervergleich die meisten öffentlichen Ladepunkte.
- Expertenwissen23.02.2024Bis 2030 sollen in Deutschland eine Million öffentlich zugängliche Ladepunkte entstehen – der Anteil Erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch soll im ...
- Pressemitteilung, Expertenwissen05.02.2024Der Markt für Elektromobilität in Deutschland wächst im Jahr 2023 erneut stark. Der Bestand an reinen Elektroautos (ohne Plug-in-Hybride) steigt im Jahr 2023 ...