In Abhängigkeit von der Wasserstoffnachfrage und des Umfangs der heimischen Bedarfsdeckung können die damit verbundenen volkswirtschaftlichen Effekte im Jahr 2050 stark variieren. Wie das Wuppertal Institut und DIW Econ berechneten, könnte die Bruttowertschöpfung (je nach Elektrifizierungsgrad bei der Energieversorgung) zwischen jährlich rund 2 und 30 Mrd. Euro liegen. Auch die damit verbundene Zahl an Arbeitsplätzen liegt bei unterschiedlichen Szenarien zwischen 20.000 und 800.000 zusätzlichen Arbeitsstellen entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Wasserstoffherstellung – das heißt inklusive der Stromerzeugung, der Produktion der benötigten Anlagen und aller damit direkt und indirekt verbundenen Vorstufen.
Insbesondere durch die Errichtung und den Betrieb von Windkraft- und PV-Anlagen sowie deren Vorleistungsbranchen ergeben sich ökonomische Effekte, aber auch durch die eigentliche Wasserstoffherstellung mittels Elektrolyse sowie durch Speicherung und Transport. Die Wertschöpfungskette um Wasserstoff endet mit der Nutzung in Verkehr, Industrie und Gebäude. Beispiele dafür sind die Herstellung von wasser-stoffbasierten Hochöfen in der Stahlindustrie oder die technische Umstellung des Flug- und Schwerlastverkehrs auf Wasserstoff. So gab etwa der Energieversorger Uniper m letzten Jahr bekannt, am alten Kohlekraftwerksstandort in Wilhelmshaven künftig grünen Wasserstoff produzieren zu wollen, um die CO2-Reduktion in der Stahlindustrie zu forcieren. Damit könnten Teile der am Standort bereits vorhandenen Infrastruktur künftig für einen Strukturwandel und weitere Beschäftigung sorgen.
Auch der Einsatz von Wasserstoff im Flugverkehr wird vielfach ausgebaut. Das Unternehmen Airbus etwa kündig-te an, bis zum Jahr 2035 ein mit Wasserstoff betriebenes emissionsfreies Flugzeug auf den Markt zu bringen. Und in Brandenburg koordiniert ein Forschungsverbund Arbeiten mit synthetischen Kraftstoffen, um den CO2-Ausstoß im Luftverkehr zu senken. Am Rande des 160 Hektar großen Flugplatzgeländes Schönhagen soll auf einer Fläche von zwölf Hektar Strom aus Erneuerbaren-Energien-Anlagen erzeugt und für die Herstellung von Wasserstoff genutzt werden. Weitere Anlagen filtern CO2 aus der Luft und in einem Reaktor wird aus beidem zusammen synthetisches Kerosin hergestellt. Eine ganz neue Flughafeninfrastruktur könnte auf diese Weise entstehen, die für den Flugbetrieb sowohl Strom als auch Wasserstoff und synthetisches Kero-sin zur Verfügung stellt. Der Einsatz von Wasserstoff und die damit verbundenen Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte hängen derzeit aber noch von diversen Faktoren und nicht zuletzt von etlichen politischen Hürden ab. Für die Produktion von sauberem Wasserstoff braucht es jedoch vor allem eines: Erneuerbare Energien. Ohne deren verstärkten Ausbau scheint es bis zum Ziel des emissionsfreien Fliegens noch ein weiter Weg.