Der Windturbinen-Hersteller Siemens Gamesa hat die schwachen Geschäftszahlen für das erste Quartal 2022 bestätigt. Der Umsatz ist rückläufig, das bereinigte operative EBIT negativ. Untern Strich verbleibt ein Verlust von - 400 Millionen Euro (Mio. Euro). Die Gründe liegen unter anderem in Unterbrechungen in der Lieferkette und anhaltenden Anlaufschwierigkeiten der Siemens Gamesa 5.X-Plattform.
Deutlicher Umsatzrückgang und EBIT negativ - Auftragspipeline gut gefüllt
Siemens Gamesa hat im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2022 (Oktober - Dezember 2021) einen Umsatz von 1,83 Mrd. Euro erzielt. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Rückgang von 20,3 Prozent (Q1 2021: rd. 2,3 Mrd. Euro). Das bereinigte operative EBIT ist negativ und liegt bei - 309 Mio. Euro. Im Vorjahr hat Siemens Gamesa im ersten Quartal 2021 noch ein Plus von 121 Mio. Euro ausgewiesen. Per Saldo verbleibt ein Verlust von - 403 Mio. Euro (Q1 2021: + 11 Mio. Euro).
Als Gründe für die schwache Geschäftsentwicklung im ersten Quartal nennt der RENIXX-Konzern Unterbrechungen in der Lieferkette, die nun voraussichtlich länger andauern werden als bisher angenommen und durch die anhaltenden Auswirkungen der COVID-19-Pandemie noch verstärkt werden. Diese Spannungen in der Lieferkette haben bei Siemens Gamesa zu einer unerwartet hohen Kosteninflation geführt, die vor allem das Segment Windkraftanlagen (WTG) betrifft. Darüber hinaus wirkten sich die Anlaufschwierigkeiten der Siemens Gamesa 5.X-Plattform auf die Produktion und den Zeitplan der Projektausführung aus.
"Wir befinden uns nach wie vor in einem sehr komplexen Marktumfeld mit Unterbrechungen und geringer Transparenz in der Lieferkette. In diesem Zusammenhang ergreifen wir weiterhin Maßnahmen zum Schutz unserer Rentabilität und zur Anpassung an diese Dynamik, die auch in den kommenden Monaten anhalten wird“, so der scheidende CEO Andreas Nauen.
Gut gefüllt sind bei Siemens Gamesa die Auftragsbücher: Im ersten Quartal erreichte der Auftragseingang angetrieben durch ein Wachstum der Aufträge in den Segmenten Service und Offshore ein Volumen von 2,5 Mrd. Euro. Insgesamt ergibt sich damit eine Auftragspipeline mit einem Volumen von 33,6 Mrd. Euro, was gegenüber dem Vorjahr einem Plus von 11,6 Prozent entspricht.
Angepasste Prognose bestätigt
Basierend auf den Ergebnissen des ersten Quartals und den Aussichten für den Rest des Jahres 2022 bestätigt Siemens Gamesa die am 20. Januar 2022 auf der Basis der vorläufigen Geschäftszahlen angepasste Prognose. Beim Umsatz wird nunmehr ein Rückgang zwischen -9 Prozent und -2 Prozent erwartet, gegenüber der bisherigen Bandbreit von -7 Prozent bis -2 Prozent. Die bereinigte EBIT-Marge der Gruppe vor PPA- und I&R-Kosten wird voraussichtlich zwischen - 4,0 Prozent und +1,0 Prozent liegen (vorher zwischen +1 Prozent und +4 Prozent). Trotz des komplexen kurzfristigen Umfelds hält SGRE an seiner langfristigen Vision für das Geschäft fest und strebt eine EBIT-Marge vor PPA- und I&R-Kosten von +8 Prozent bis +10 Prozent an.
Jochen Eickholt tritt am 1. März Nachfolge von Andreas Nauen als CEO an
Angesichts der anhaltenden Probleme bei Siemens Gamesa muss der bisherige SGRE CEO Andreas Nauen seinen Hut nehmen. Nachfolger von Nauen als CEO wird Jochen Eickholt, Mitglied des Vorstands von Siemens Energy. Eickholt wird am 1. März die Leitung von Siemens Gamesa übernehmen.
"Siemens Gamesa steht in seinem Onshore-Geschäft in einem sehr schwierigen Markt vor großen Herausforderungen, und wir haben eine Führungskraft ernannt, die sich in der Bewältigung komplexer operativer Situationen und in der erfolgreichen Sanierung unterdurchschnittlich laufender Geschäfte bewährt hat", so Miguel Angel López, Vorsitzender des Verwaltungsrats von Siemens Gamesa.
Jochen Eickholt trat im Januar 2020 in den Vorstand von Siemens Energy ein, wo er für die Geschäftsbereiche Power Generation und Industrial Applications sowie Asien-Pazifik und China verantwortlich ist. Während seiner mehr als 20-jährigen Karriere bei Siemens hatte Eickholt eine Reihe von Führungspositionen inne, darunter Chief Executive Officer von Siemens Mobility und Chairman und Managing Partner der Siemens Portfolio Companies.
Siemens Gamesa Aktie unter Druck
Die Aktie des im regenerativen Aktienindex RENIXX World gelisteten Windturbinen-Herstellers kann an den ersten beiden Tagen der Handelswoche um 3,6 Prozent auf 18,85 Euro zulegen (02.02.2022, Schlusskurs, Börse Stuttgart), verliert den Großteil am heutigen Handelstag bislang aber wieder. Bis zum Mittag gibt die Aktie von Siemens Gamesa in einem allgemein schwachen Börsenumfeld um 3,0 Prozent auf 18,38 Euro nach (03.02.2022, 11:25 Uhr, Börse Stuttgart).
Quelle: iwr