Im aktuellen Feldtest wird von April bis September 2022 untersucht, wie sich die Kombination aus Soft- und Hardware verhält, wenn mehrere Abnehmer gleichzeitig um den Verbrauch des verfügbaren Ökostroms konkurrieren. Ziel des Projekts ist es, die Nutzung des Stromnetzes flexibel zu gestalten. MITNETZ STROM will es auf diese Weise Kunden ermöglichen, lokalen Strom aus erneuerbaren Energien gerade dann zu nutzen, wenn er verfügbar ist.
Funktionsweise Feldtest
Die Teilnehmer der Feldstudie verfügen als Nutzer eines Elektrofahrzeugs über eine hauseigene Wallbox. Zudem sind sie in ein intelligentes Energiemanagementsystem (EMS) eingebunden, das als einzige Hardware in Form einer kleinen Kommunikationsbox in ihrem Haus installiert wurde. Aufgrund gemessener Daten wird prognostiziert, wann im Netzgebiet die Sonne scheint oder der Wind weht. Daraus lässt sich ableiten, wie viel lokaler grüner Strom im Netz verfügbar ist. Diese Informationen erhalten die Test-Kunden über die MyFlex App, dank deren Hilfe sie wissen, wann sie wieviel Strom zum Laden des Elektroautos nutzen können.
„Der Kunde sagt uns über die MyFlex App, wann er seine Fahrt beginnen will. Das EMS gleicht den gewünschten Startzeitpunkt und den entsprechenden Zeitrahmen zum Laden mit unseren Prognosedaten ab“, beschreibt Bahn das Funktionsprinzip. Wenn viele Kunden gleichzeitig Strom tanken wollten, sorge MITNETZ STROM für eine optimale Abstimmung der Ladevorgänge. Inwieweit dies funktioniert, solle anhand der künstlich geschaffenen Konkurrenzsituation des Feldtests überprüft werden.
Die MyFlex App setzt dabei verschiedene Anreize. „Da in Phasen mit hoher Einspeisung aus erneuerbaren Energien auch der CO2-Fußabdruck niedrig ist, kann ein flexibler Kunde mit seinem klimaschonenden Verhalten einen Beitrag zur Energiewende leisten“, erklärt Bahn. „Da zur gleichen Zeit auch die Netzentgelte auf einem niedrigen Tarif liegen, lässt sich hier zusätzlich auch noch Geld sparen.“
Die intelligente Software bietet zudem den Kunden die Möglichkeit, die Abnahme des Ökostroms entsprechend ihrer persönlichen Bedürfnisse zu priorisieren. Zudem nehmen die Kunden automatisch an einem Markt teil, auf dem Flexibilitäten gehandelt werden.
Dabei hebt Bahn hervor, dass der Netzbetreiber die Ladevorgänge koordiniert und die individuellen Ankunfts-und Abfahrtszeiten der Kunden berücksichtigt. „So gelingt es MITNETZ STROM kundenorientiert zu steuern und mehr Strom durch das bestehende Netz zu transportieren.“
Kunden testen Zusammenspiel
Einer der Pilotkunden, die sich nun auch am Feldversuch beteiligen, ist Robby Kupper. Der 28-Jährige fährt pro Woche zwischen 400 und 600 Kilometer mit seinem E-Auto. Seit Mitte März testet er das Zusammenspiel von EMS und MyFlex App und zeigt sich hochzufrieden: „Ich habe die Variante Kostensparen eingestellt und das System funktioniert einwandfrei. Die Wallbox lädt mein Auto dann, wenn günstiger Ökostrom zur Verfügung steht“, berichtet er. „Als es am Anfang kleinere Startschwierigkeiten gab, haben die Techniker umgehend reagiert“, so Kupper.
Er sieht in dem Projekt des Netzbetreibers eine vielversprechende Lösung, um lokal erzeugten Ökostrom und vor Ort bestehenden Bedarf in Einklang zu bringen und so vorhandene Stromnetze besser auszulasten, etwa, indem die Batterien der Elektrofahrzeuge als flexible Speicher genutzt werden.
FlexHub
Bereits seit 2019 arbeiten zahlreiche wissenschaftliche Einrichtungen und Unternehmen an dem Forschungsprojekt „FlexHub – Verteiltes Flexibilitätsdatenregister für Strommärkte der Energiewende“, einem Vorhaben, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert wird. Innerhalb des Projekts wird ein Flexibilitätsdatenregister mit einem Energiemarkt für flexible Verbraucher und Erzeuger entwickelt. Neben MITNETZ STROM sind FGH e.V. (Konsortialführer), Fraunhofer FIT, Fraunhofer FKIE, EnergieDock UG im Unterauftrag der HAW Hamburg, Kiwigrid GmbH und RWTH Aachen die Partner des Forschungsvorhabens.
Pressekontakt
Evelyn Zaruba
Pressesprecherin
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