Die beiden bayerischen Verteilnetzbetreiber Bayernwerk Netz und LVN haben ein gemeinsames Pilotprojekt ins Leben gerufen, das den Anschluss von Erneuerbaren-Energie-Anlagen einfacher, schneller und kostengünstiger machen soll. Die beiden Energieunternehmen stellten kürzlich das Pilotprojekt „Einspeisesteckdose“ dem bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger vor. Dieses könnte schon bald wegweisend für ganz Deutschland sein. Im Rahmen des Projekts schaffen beide Verteilnetzbetreiber eigenständig zusätzliche Anschlussleistungen für Erneuerbare-Energie-Anlagen in ihren Umspannwerken.

Um die neue Infrastruktur zu unterstützen, plant Bayernwerk ein neues Umspannwerk in Niederviehbach im Landkreis Dingolfing-Landau. LVN rüstet das bereits bestehende Umspannwerk in Balzhausen mit einem zusätzlichen Transformator aus. Die leistungsstarken Transformatoren schaffen so eine direkte Verbindung vom örtlichen Mittelspannungsnetz zum bestehenden Hochspannungsnetz. Dadurch lässt sich noch mehr grün erzeugter Strom aus der Region aufnehmen. Dieser wird dann im gesamten Stromnetzverbund verteilt und transportiert.

Bisher mussten Netzbetreiber neue Erzeugungsanlage einzeln prüfen und einen spezifischen Netzverknüpfungspunkt erstellen – ein zeitaufwändiger und teurer Prozess. Mit der „Einspeisesteckdose“ wollen Bayernwerk und LVN diesen Prozess nun revolutionieren. Die Idee: Netzanschlüsse werden an zentralen Orten gebündelt, sodass mehrere Anlagen gleichzeitig und an einem Punkt einspeisen können.

 „Die Anlagen für erneuerbaren Strom müssen dorthin, wo die Netze sind. Nicht umgekehrt. Mit der Einspeisesteckdose haben wir eine schnelle, wirkungsvolle Lösung entwickelt. So stellen wir proaktiv zusätzliche Kapazitäten bereit. Dort können sich, regional gebündelt, Erneuerbare-Energie-Anlagen anschließen und einspeisen – das ist Energiewende ‚Plug and Play‘. Die Energiewende ist wie ein Buch mit 100 Kapiteln, aus dem aber meist nur das erste Kapitel ‚Erneuerbare Energie‘ und das letzte Kapitel ‚Klimaneutralität‘ gelesen werden. In den Kapiteln dazwischen steht aber, was die Transformation des gesamten Energiesystems bedeutet und was wir tun müssen, um zum Ziel zu kommen“,

erklärt Egon Westphal, Vorstandsvorsitzender der Bayernwerk AG. Auch Christian Barr, Vorstand der LVN, betont die Bedeutung des Projekts:

„Das Pilotprojekt Einspeisesteckdose zeigt, wie wir den Umbau des Energiesystems beschleunigen und effizienter gestalten können: vorhandene Prozesse und Regelungen hinterfragen im Hinblick auf ihr Optimierungspotenzial, neu aufstellen und mit neuen Lösungen in die Umsetzung gehen. Dafür müssen wir auch den rechtlichen und regulatorischen Rahmen weiterentwickeln. Denn mit dem Instrumentarium aus den Anfangszeiten der Energiewende werden wir die vor uns liegenden Herausforderungen nicht meistern. Innovativ, hochprofessionell, pragmatisch – so bringen wir die Energiewende in Bayern voran.“

Hubert Aiwanger, Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie ist überzeugt:

 „Mit dem Projekt Einspeisesteckdosen schaffen wir Planungssicherheit für Investoren, die Erneuerbare-Energie-Anlagen bauen wollen. Ich freue mich sehr über die Initiative der Verteilnetzbetreiber Bayernwerk und LVN. Die zusätzlichen Umspannwerke schaffen Abhilfe bei teuren Anschlusswegen und langen Wartezeiten für den Netzanschluss. Der Ausbau kann nur funktionieren, wenn auch die Kapazitäten bei den Einspeisepunkten ausreichend und regional zur Verfügung stehen. Das wird jetzt angepackt.“

Um sicherzustellen, dass die geplanten Flächen auch für Projektierer zugänglich sind, ist das Projekt auf eine enge Abstimmung mit den Kommunen ausgelegt. Ab Januar 2025 können sich Projektierer über ein Onlineportal auf die neuen Netzkapazitäten bewerben. Innerhalb von nur 10 Werktagen soll es dann eine verbindliche Rückmeldung geben – ein riesiger Vorteil in einem Bereich, der oft von langen Prüfprozessen geprägt ist.

 

Quelle: LEW Verteilnetz

Dieser Beitrag wurde redaktionell überarbeitet am 21.10.2024.


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