Nun hat die LVN im bayerisch-schwäbischen Balzhausen die deutschlandweit erste Einspeisesteckdose in Betrieb genommen. Als Schirmherr des Projekts hat Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger an der offiziellen Inbetriebnahme teilgenommen. Das Konzept für die Einspeisesteckdose ist im Rahmen der Initiative „Verteilnetz und Erneuerbare Energien Bayern“ entstanden. Auch bei der Bayernwerk Netz ist eine Einspeisesteckdose im Bau.

„Wir haben eine Verteilnetzinitiative gestartet, weil wir bei der Energiewende mehr Koordinierung und Kosteneffizienz brauchen. Genau das soll die Einspeisesteckdose erreichen. Durch klug gesteuerte Auslastung können PV, Wind und Batteriespeicher an einem Netzanschluss einspeisen“,

sagt Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger.

„Die Einspeisesteckdose zeigt, wie wir die Herausforderungen der Energiezukunft pragmatisch und lösungsorientiert bewältigen können – ein echter Gamechanger! Nun geht es darum, dass wir die Leitprinzipien der Einspeisesteckdose – vorausschauender Netzausbau, Ausschreibung der Kapazitäten und Überbauung mehrerer Einspeiser auch im großen Maßstab und mit fairer Kostenverteilung umsetzen können. Hier müssen wir den rechtlichen und regulatorischen Rahmen auf Bundesebene entsprechend weiterentwickeln“,

sagt LEW-Vorstand Christian Barr.

„Die Bereitstellung der Netzkapazität, die Ausschreibung und der Mix verschiedener Energieträger am Netzanschlusspunkt ist ein praxistauglicher Weg zur optimalen Netzauslastung. So können wir Anlagen räumlich und zeitlich koordinierter ans Netzbringen und die volkswirtschaftlichen Kosten maßgeblich senken. Genau solche Lösungen brauchen wir für den Umbau unseres Energiesystems“,

sagt Barbara Plura, Projektleiterin für die Einspeisesteckdose bei der LVN.

Enorme Resonanz bei Ausschreibung

Physisch handelt es sich bei der Einspeisesteckdose um einen Transformator mit einer Maximalleistung von 80 MVA, den die LVN eigens für das Pilotprojekt auf eigene Kosten neu errichtet hat. Für diesen Transformator hat die LVN das bestehende Umspannwerk Balzhausen erweitert. Über das Umspannwerk sind das Mittelspannungsnetz aus dem Gebiet rund um Balzhausen sowie regionale Einspeiseanlagen an das Hochspannungsnetz angebunden. In dem Netzgebiet bietet das Hochspannungsnetz ausreichende Kapazitäten zur Aufnahme der Erzeugung aus erneuerbaren Energien. Die Kapazität der Einspeisesteckdose hat die LVN im Januar 2025 ausgeschrieben.

Besonders innovative Anlagenkonzepte wurden dabei in einer sogenannten Early-Bird-Phase gesondert berücksichtigt.  Bei der Einspeisesteckdose der LVN sind dies beispielsweise drei netzneutrale Batteriespeicher mit einer Gesamtkapazität von 61 Megawatt – sie fahren ihren Betrieb so, dass sie die vorhandenen Netzkapazitäten bei Einspeisespitzen aus Photovoltaik- oder Windanlagen nicht zusätzlich beanspruchen. Die Ausschreibung der Einspeisesteckdose bei der LVN traf auf enorme Resonanz: Innerhalb von vier Wochen gingen 20 Anfragen für insgesamt 445 MW Leistung ein – deutlich mehr als am Transformator der Einspeisesteckdose mit einer Leistung von 80 Megavoltampere möglich sind. Schließlich hat die LVN sieben Projekten mit einer Gesamtleistung von 126 MW anhand vorab veröffentlichter Kriterien zugesagt: Drei Batteriespeicher, drei PV-Parks sowie eine Windkraftanlage.

Effiziente Nutzung der Netzkapazität mit Mix verschiedener Energieträger

Drei Batteriespeicher, drei PV-Anlagen und eine Windkraftanlage speisen künftig an der Einspeisesteckdose in Balzhausen ein. Der Mix der verschiedenen Energieträger sowie entsprechende Anschlussvereinbarungen ermöglichen eine Überbauung der Netzanschlusskapazität um 60 Prozent. Das bedeutet: Die theoretische Gesamtleistung der Erzeugungsanlagen übersteigt die Kapazität der Einspeisesteckdose, falls alle gleichzeitig einspeisen würden. Da die Wind- und PV-Anlagen jedoch zu unterschiedlichen Zeiten Strom liefern, kann die tatsächliche Netzkapazität der Einspeisesteckdose optimal genutzt werden. Diese so genannte Überbauung ist ein praxistauglicher Weg zur maximalen Netzauslastung. Die LVN bietet entsprechende Anschlussverträge demnächst auch flächendeckend im Netzgebiet an.

Volkswirtschaftliche Kosten für Netzausbau halbiert

Im Pilotprojekt Einspeisesteckdose konnten die volkswirtschaftlichen Gesamtkosten für die Netzintegration der Erneuerbare Energien-Anlagen sowie der Batteriespeicher halbiert werden. Drei Hebel wirken zusammen: Zum einen wurde der Netzanschlussprozess bei der LVN als Verteilnetzbetreiber optimiert und gebündelt, was Zeit und Kosten sparte. Zum anderen teilen sich die Anlagen, die an der Einspeisesteckdose einspeisen, Infrastruktur, Bauaufwand und Anschlusskosten. Das transparente und strukturierte Verfahren schaffte Planungssicherheit und reduzierte Kosten seitens der Projektentwickler. Die Überbauung des Netzanschlusspunktes sorgt dafür, dass Netzkapazitäten technisch effizienter ausgelastet werden und sich zusätzlicher Netzausbau vermeiden lässt. Das reduziert insgesamt die Netzausbaukosten und stärkt damit den Wirtschaftsstandort.

Regulatorische Anpassungen für flächendeckenden Einsatz

Damit das Konzept der Einspeisesteckdose großflächig eingesetzt werden kann, braucht es eine Weiterentwicklung des rechtlichen und regulatorischen Rahmens auf Bundesebene. Dies umfasst eine gesetzliche Grundlage, die eine vorausschauende Bereitstellung von Netzkapazitäten durch Verteilnetzbetreiber fördert. Netzbetreiber benötigen zudem die Möglichkeit, die so geschaffenen Kapazitäten mittels Ausschreibung und verbindlich vorgesehener Überbauung optimal auszulasten. Ein zentrales Anliegen der LVN ist außerdem eine verursachergerechte und faire Kostenverteilung, bei der auch die Anlagenbetreiber einen angemessenen Beitrag zur Bereitstellung von Einspeisemöglichkeiten leisten.

Quelle: LEW Verteilnetz GmbH


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