Wie würden Sie den Stand von Digitalisierung, KI und Automatisierung in der Branche beschreiben? Und wie sehen Sie die zukünftigen Entwicklungen?

Mohamed Harrou: Wir haben auf der Messe gesehen, dass die Themen Digitalisierung, KI und IT-Sicherheit für die Branche so wichtig sind, um auch künftig mitspielen zu können, innovativ und wettbewerbsfähig zu bleiben – und zwar für alle Unternehmen, nicht nur für die Windbranche. KI macht vor der Windbranche nicht Halt, sie ist gekommen, um zu bleiben. Das ist nicht so wie bei Blockchain, wo es viel Hype gab, aber wenig Produkt. KI kann heutzutage schon jeder nutzen. Jeder kann ChatGPT verwenden, man kann direkt, ohne sich groß damit beschäftigt zu haben, mit einem Chatbot reden. Und hinter den Kulissen ist natürlich noch viel mehr möglich, was hier auch die Aussteller zeigen. Das Thema IT-Sicherheit ist so präsent wie noch nie – leider durch die globalen Konflikte, die wir gerade erleben. Energie ist die Mutter aller kritischen Infrastrukturen. Wir haben auch andere kritische Infrastrukturen, Müllentsorgung zum Beispiel oder Lebensmittel. Aber ohne Strom geht nichts. Deswegen ist Energie sehr wichtig. Und als Erneuerbare wollen wir 100 % erneuerbar haben, also tragen wir als Windbranche Verantwortung, unsere Anlagen zu sichern und zur sicheren Stromversorgung des Landes beizutragen.

Auch der Gesetzgeber: Das neue IT-Sicherheitsgesetz, das eigentlich schon letztes Jahr kommen sollte, wird jetzt für dieses Jahr erwartet. Betreiber stehen hier im Fokus und werden in die Pflicht genommen, sich abzusichern – wichtig auch, um das eigene Investment zu schützen.

Wie sehen Sie den aktuellen Stand der Entwicklung?

Digitalisierung ist ein kontinuierlicher Prozess. Sie hat, wenn man so will, in den 70ern angefangen und hört auch niemals auf. Es gibt immer wieder neue, richtig coole Lösungen, die hier vorgestellt werden – zum Beispiel digitale Unterlegscheiben, die melden, wenn sich eine Schraube lockert.

Und wie schätzen Sie den Einsatz von KI und IT-Sicherheit ein?

KI ist noch am Anfang, auch in der Branche, aber es gibt schon Lösungen, die lange am Markt verfügbar sind. Zum Beispiel Turbit von Michael Tegtmeier – er sitzt hier gerade auf der Bühne bei der Podiumsdiskussion – ist schon lange dabei und bietet KI-Produkte an. Bei der IT-Sicherheit ist das Thema auch nicht neu, aber es gibt noch sehr viel Luft nach oben. In den letzten Jahren wurde das oft als Kostenfaktor abgetan. Jetzt merkt man ein Umdenken in der Branche. Auch ohne gesetzlichen Druck stellen viele Betreiber fest: Wir haben hier Millionen investiert. Die Gefahr ist real, sie ist nicht abstrakt. Und wir müssen Anstrengungen unternehmen, um unser Invest zu schützen.

Das betrifft alle Bereiche der Windbranche?

Eigentlich alle Bereiche der Wirtschaft. Man kann sagen, dass jeden Monat ein sehr großes Unternehmen in Deutschland pleitegeht wegen eines Hacks.

 

Finden Sie hier einen Auszug des Interviews für neue energie:

Welche Themen und Angebote finden Besucher in der Digital+-Area?

Wir haben auf der einen Seite die Digital+-Area. Hier geht es um IT-Sicherheit, Digitalisierung und KI. Wir haben mehrere Aussteller, eine tolle Bühne, wo gerade die Panel-Diskussion stattfindet, und ein Vortragsprogramm über die nächsten vier Tage. Auf der anderen Seite der Halle sind die jungen Innovativen, die Start-ups, die wirklich coole Produkte für die Windkraft anbieten – sehr neu, sehr junge Unternehmen mit Lösungen, die es vielleicht so noch gar nicht gibt.

Haben Sie spezielle Empfehlungen aus dem Programm?

Wir haben ein tolles Programm aufgestellt, es ist schwierig, Highlights rauszupicken. Jeden Tag gibt es eine Panel-Diskussion zu einem dieser drei Themen mit tollen Sprechern und spannenden Inhalten. Außerdem haben wir jeden Tag am Ende einen Workshop zu einem der drei Themen: Heute zur IT-Sicherheit, morgen zu KI und am Donnerstag zur Digitalisierung. Das sind wirklich Workshops zum Mitmachen, keine Frontalbeschallung. Und anschließend gibt es einen Stammtisch, wo man sich bei einem Getränk und ein paar Snacks mit den Sprechern und Ausstellern austauschen kann – ganz zwanglos den Abend ausklingen lassen.

Begleiten Sie alle Veranstaltungen persönlich?

Ja. Ich habe das Konzept für die Digital+-Area verfasst, das Forum und die Panels organisiert und werde – außer den KI-Teil, den macht mein Kollege Michael Darnieder – den Rest moderieren. Den Workshop IT-Sicherheit werde ich sogar selbst durchführen.

Das Interview führte Christiane Nönnig, Redakteurin für das Fachportal windindustrie-in-deutschland.de.


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