„Deutschland schließt seine Klimaschutzlücke und ist auf Klimakurs. Als drittgrößte Wirtschaftsnation weltweit können wir sagen: weniger Treibhausgase sind möglich, auch mit wachsender Konjunktur in den kommenden Jahren. Der starke Ausbau erneuerbarer Energien und der Netze sowie der Emissionshandel sind Garanten für den kontinuierlichen Rückgang klimaschädlicher Treibhausgase. Die Daten zeigen: Kärnerarbeit, Hartnäckigkeit und Konsequenz lohnen sich. Wir haben in diesen drei Jahren Deutschland beim Klimaschutz auf Kurs gebracht und den Weg bereitet. Er muss nun entschieden und ehrgeizig verfolgt werden. Alle Sektoren müssen ihren Beitrag leisten – vor allem bei Verkehr haben wir großen Nachholbedarf, bei Gebäuden haben wir die wichtigen Weichen gestellt, es braucht aber eine konsequente Umsetzung und Kontinuität. Aufgabe der zukünftigen Bundesregierungen muss es daher sein, weiter in die Transformation der Wirtschaft zu investieren, um die gesetzten Klimaziele zu erreichen“,

sagte Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck. 

Die gesetzlich erlaubte, angepasste Jahresemissionsgesamtmenge von 693,4 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten (Mio. t CO₂-Äq.) wird 2024 recht deutlich unterschritten. Die UBA-Projektionsdaten 2025 zeigen zudem, dass das Ziel, die THG-Emissionen bis 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 zu mindern, mit den schon implementierten klimapolitischen Instrumenten weiter in greifbarer Nähe ist – vorausgesetzt, dass diese weiterhin konsequent umgesetzt werden. Bis 2030 würden die Treibhausgasemissionen um 63 Prozent gemindert. Im Zeitraum 2021–2030 werde die sektorübergreifende Jahresemissionsgesamtmenge sogar mit 81 Mio. t CO₂-Äq. übererfüllt werden. Das gelingt aber nur, weil durch die fortschreitende Energiewende die Emissionen in der Energieerzeugung überproportional sinken und so die Zielverfehlungen der Sektoren Verkehr und Gebäude nach Klimaschutzgesetz (KSG) ausgleichen.

Es bestätigt und verschärft sich hingegen, dass Deutschland seine Ziele zur EU-Klimaschutzverordnung (Effort Sharing Regulation, ESR) zwischen 2021 und 2030 deutlich zu verfehlen droht. Die voraussichtliche Gesamtlücke im Zeitraum 2021 bis 2030 beträgt derzeit 226 Mio. t CO₂-Äq. Dies liegt v.a. begründet in den unzureichenden Fortschritten in den Sektoren Verkehr und Gebäude, die mittel- und langfristig auch zum Problem für die Transformation zur Klimaneutralität werden können. Ohne schnelle Nachsteuerung in diesen Sektoren drohen sprunghaft ansteigende CO₂-Preise sowie hohe Strafzahlungen an andere EU-Staaten. Die Gelder für Letzteres sollten besser für Investitionen zur Transformation und Treibhausgasminderung in Deutschland eingesetzt werden.

Aktuell und in Zukunft leistet die Energiewirtschaft – und hier insbesondere die Stromerzeugung – einen überproportionalen Beitrag zur Emissionsminderung. So ist die Minderung 2024 vor allem auf einen starken Rückgang der Emissionen aus der fossilen Energiewirtschaft um rund 17,6 Mio. CO₂-Äq. zurückzuführen – und das trotz des vollständigen Ausstiegs aus der Kernenergie im Jahr 2023. Maßgeblich dafür war der starke Anstieg der erneuerbaren Energien beim Bruttostromverbrauch in Deutschland mit einem Anteil von rund 54 Prozent. Der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien und ein schnelles Ende der Kohleverstromung sind die zentralen Pfeiler für die Klimaschutzziele bis 2030 und müssen daher unbeirrt weiterverfolgt werden. Laut UBA-Projektionen wird die Energiewirtschaft bis 2030 weiterhin einen überproportionalen Beitrag zur Treibhausgasminderung leisten und ihre kumulierten Ziele im Zeitraum 2021 bis 2030 mit 250 Mio. t CO₂-Äq. sogar übererfüllen.

Aktuell und auch bis zum Jahr 2030 bleibt der Sektor Verkehr weit entfernt von seinen Zielen. Im Jahr 2024 trägt er rund 143,1 Mio. t CO₂-Äq. zu den Gesamtemissionen bei, ein Rückgang von nur rund 1,4 Prozent gegenüber 2023 und damit rund 18 Mio. t über seinem Ziel. Der Sektor verfehlt auch die kumulierten Jahresemissionsmengen zwischen 2021 und 2030 um 169 Mio. t CO₂-Äq.

„Die zurückhaltende Nachfrage nach batterieelektrischen Autos sorgt mich. Der Markhochlauf von Elektroautos muss wieder deutlich mehr Fahrt aufnehmen. Am vereinbarten Ausstieg aus dem fossilen Verbrenner-Pkw 2035 sollte unbedingt festgehalten werden – das ist sowohl für den Klimaschutz als auch für die Planungssicherheit der Unternehmen wichtig. Entscheidend ist das Festhalten an den Zielvorgaben für 2030“, 

sagte UBA-Präsident Dirk Messner. Staatlich geförderte Leasingmodelle für kleine und effiziente Elektroautos mit geringen monatlichen Raten (so genanntes social leasing) können den Hochlauf nach französischem Vorbild unterstützen und klimafreundliche Mobilität dort ermöglichen, wo einkommensschwache Menschen auf das Auto angewiesen sind.

Auch im Gebäudesektor werden die Emissionsvorgaben nicht eingehalten, zugleich zeigt sich ein träger Emissionsrückgang. um rund 2,4 Mio. t CO₂-Äq., oder 2,3 Prozent gegenüber 2023, auf 100,5 Mio. t CO₂-Äq., erlaubt waren 95,8 Mio. t CO₂-Äq. für 2024. Wesentlicher Treiber für den leichten Rückgang ist die milde Witterung, wodurch weniger geheizt wurde. Bis 2030 verfehlt der Sektor die kumulierten Jahresemissionsmengen zwischen 2021 und 2030 um 110 Mio. t CO₂-Äq.

Im Industriesektor sind die Emissionen 2024 mit einem leichten Plus von 0,1 Prozent auf 153 Mio. t CO₂-Äq. nahezu konstant. Ein Anstieg der Emissionen in der Eisen- und Stahlindustrie und der chemischen Industrie wurde durch Rückgänge in der Zementindustrie ausgeglichen. Bis 2030 liegt die Industrie weiter auf Kurs und übererfüllt ihr Ziel kumuliert im Vergleich zu den Projektionen 2024 mit 73 Mio. t CO₂-Äq. Unter anderem langsamer steigende Preise im EU-Emissionshandel für die Industrie (ETS I) bis 2035 sorgen für mehr Emissionen. Zugleich führen die aktuellen Konjunkturentwicklungen und deren Berücksichtigung bis 2030, insbesondere in energieintensiven Branchen, zu weniger Emissionen als in den Projektionsdaten des Vorjahres. Die Projektionen zeigen mit Blick auf die Dekade nach 2030, dass die langfristige Transformation noch nicht ausreichend implementiert ist. Hierfür braucht es den schnelleren Ausbau von Infrastrukturen, insbesondere für Strom- und Wasserstoffnetze, und insgesamt mehr Planungssicherheit, beispielsweise durch grüne Leitmärkte, also staatlich geschaffene oder geförderte Märkte für treibhausgasneutrale Produkte, sowie die Sicherung von Förderinitiativen wie der „Bundesförderung für Dekarbonisierung der Industrie“.

Sektorübergreifend und langfristig besteht noch nicht ausreichend Planungssicherheit für die Transformation zur Treibhausgasneutralität. Mit den jetzigen Maßnahmen erreicht Deutschland bis zum Jahr 2040 eine Minderung um rund 80 Prozent gegenüber 1990, das KSG-Ziel sieht aber von mindestens 88 Prozent Minderung vor. Für eine dauerhafte Treibhausgasneutralität ab 2045 ist es daher wichtig, sämtliche Minderungspotentiale zu heben, um den Bedarf an ausgleichenden Negativemissionen so klein wie möglich zu halten. Die Projektionsdaten 2025 zeigen, dass die Instrumente und Maßnahmen im Bereich natürlicher Kohlenstoffsenken weder auf eine Erhöhung noch auf Resilienz und Ausbau der Senke hinreichend ausgerichtet sind. Für die Stärkung der natürlichen Senkenleistung braucht es u.a. die verstärkte Förderung von Waldumbau, Waldmehrung, Aufbau des Holzproduktspeichers (mehr langlebige Holzprodukte) und Humusaufbau, also Erhöhung des Kohlenstoffgehalts in mineralischen Böden.

 

Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK)


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