„Die Studie zeigt klar, was wir bereits seit Jahren immer wieder betonen: es gibt mehr als genug Flächen in der Bundesrepublik, die potenziell als Vorrangflächen für die Windenergie in Frage kommen. In allen Bundesländern kann das energiewirtschaftliche Potenzial der Windenergie deshalb stärker genutzt werden. Dass die verfügbare Flächenkulisse aktuell so deutlich hinter den Zielen der Bundesregierung zurückliegt, ist also keine Frage der Verfügbarkeit – es ist eine Frage des politischen Willens auf Landesebene“, ordnet Hermann Albers, Präsident Bundesverband WindEnergie, die Ergebnisse der Studie ein.

Unter Berücksichtigung öffentlich zugänglicher Daten hat die Neuauflage der Studie auf Basis einer bundesweiten Raumbewertung Potenzialflächen für die Windenergienutzung in den Bundesländern erarbeitet. Dazu wurden zunächst alle kategorischen Ausschlussflächen ermittelt. Die danach verbliebenen Flächen wurden in sechs verschiedene Konfliktrisikoklassen von Klasse 1 (sehr geringes Konfliktrisiko) bis Klasse 6 (sich überlagerndes, hohes Risiko) eingeteilt. Gemäß dieser Analyse sind 26,1 Prozent der Bundesfläche (93.268 km2) keine Ausschlussflächen.

„In den Flächenländern gibt es nachweislich mehr als genug Platz. Die Flächenpotenziale für den Ausbau der Windenergie und damit ausreichende Energieproduktion sind eindeutig vorhanden. Dies weisen wir auch für Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen nach. Die drei Länder hängen beim Ausbau bislang deutlich hinterher. Angesichts der energieintensiven Industrien besteht hier enormer Nachholbedarf. Für große Flächenstaaten wie Bayern oder Baden-Württemberg heißt das: die Zeit der Ausreden ist vorbei“, kommentiert der BWE-Präsident.

„Aber auch für die Stadtstaaten gilt: Potenziale sind vorhanden. Zusätzliche Optionen ließen sich durch die Nutzung der Windenergie in Industriegebieten und konfliktarmen Gewerbegebieten heben. Wie das geht, zeigen die 14 Windenergieanlagen im Hamburger Hafen“, so Hermann Albers. Dafür brauche es entsprechende regulatorische Anpassungen. Die Baugesetze des Bundes bieten hier Ansatzpunkte. Bundesweit ließen sich dadurch zusätzliche Flächenpotenziale in diesen Gebieten heben.

„Der Ausbau der Windenergie braucht Flächen, Flächen brauchen politischen Gestaltungswillen“, so Hermann Albers weiter. „Für uns gilt weiterhin: Auf 2 Prozent der Fläche lassen sich 200 GW Leistung installieren, die aus heutiger Sicht 770 TWh sauberen Strom liefern können. Dafür sind 30 – 35.000 Anlagen erforderlich. Angesichts des Krieges in der Ukraine und der dadurch ausgelösten Krise der fossilen Energieträger muss der Umstieg auf Erneuerbare Energien beschleunigt werden. Dies macht ggf. eine Anhebung der Strommengenziele erforderlich.  Das kann dazu führen, dass für die Windenergie mehr als zwei Prozent der Fläche notwendig werden. Die Fläche wäre vorhanden.“

Ausgewiesene Fläche müssten dabei in jedem Fall auch bebaubar und vollständig nutzbar sein. Gleichzeitig gelte es dafür Sorge zu tragen, dass die Flächen effektiv genutzt werden. Dafür brauche es einen modernen Anlagenpark. Hier könne die im Koalitionsvertrag angekündigte Vereinfachung für das Repowering eine entscheidende Weichenstellung werden.

„Um die starken Ziele zu erreichen, braucht es die Unterstützung in den Kommunen. Wir setzen daher auf deren bundeseinheitlich zu definierende Beteiligung. Potenzial für die Windenergie gibt es in allen Teilen unseres Landes mehr als genug“, so Hermann Albers abschließend.

Der Bundesverband regt an, die nun vorgelegte Studie im Bund-Länder-Kooperationsausschuss zu diskutieren, damit Politik und Branche zu einem gemeinsamen, fachlich fundierten Verständnis gelangen können.