„Positive Grundstimmung spürbar“

Die richtige Art der Finanzierung ist wegen der Höhe, Dauer und Komplexität vieler Investments im Bereich erneuerbarer Energien von herausragender Bedeutung für den wirtschaftlichen Erfolg eines Projekts. Für Kapitalgeber sind langfristig sichere Rahmenbedingungen optimal für ein Engagement. Gerade damit kann die dynamische, aber – systembedingt – volatile Windindustrie nicht aufwarten. Wie also ist die Stimmung in der Branche aktuell? Darüber haben wir mit erfahrenen Branchenexperten gesprochen.

Geopolitische Risiken

Preisrallye bei Rohstoff- und Transportkosten, Inflation und der daraus resultierende Zinsanstieg einerseits, zeitraubende Genehmigungsverfahren und regulatorische Eingriffe wie die Strompreisbremse andererseits: Die Liste der Herausforderungen, denen sich Unternehmen und Investoren aktuell gegenübersehen, ist lang – und wächst. Dazu kommen geopolitische Risiken auf internationaler Ebene (Beispiel: russischer Angriffskrieg auf die Ukraine) bis hin zu kommunalen Herausforderungen (Beispiel: Naturschutz).

Kein einfaches Bankgeschäft

„Die Finanzierung von Infrastrukturinvestments im Bereich erneuerbarer Energien ist kein einfaches Bankgeschäft“, sagt deshalb auch Inka Klinger, Head of Project Finance im Bereich Infrastruktur und Energie der Hamburg Commercial Bank AG. Das Hamburger Finanzinstitut ist seit über 25 Jahren als Finanzierer im Bereich erneuerbare Energien tätig. „Seitdem haben wir zu vielen Erfolgsgeschichten in diesem Bereich beigetragen“, so Klinger. „Unsere Finanzierungslösungen basieren auf einem tiefen Geschäftsverständnis für unsere Partner und ihre Ziele.“

Wichtiger Begleiter

Und genau danach suchen Unternehmen. „Die Bank wird immer die solide Säule in der Finanzierung sein. Denn Banken sind als professionelle Akteure mit zwei Jahrzehnten Erfahrung im Markt wichtige Begleiter“, bestätigt Fabian Sösemann, Geschäftsführer GP Joule Plus GmbH, stellvertretend für viele Branchenunternehmen.

Inflation und Zinsanstieg

Erfahrung ist auch notwendig vor dem Hintergrund einer steigenden Inflation und der daraus resultierenden höheren Zinsen. Investoren und Projektierer sind davon gleichermaßen betroffen: „Die neuen Rahmenbedingungen wirken sich auf Finanzierungsdauer und -höhe aus“, sagt Alexandra Pohl, Gruppenleiterin Erneuerbare Energien Deutschland bei der DZ BANK. „Die Ansprüche ans Eigenkapital können steigen, weil der Zinssatz seinen Hebel hat.“

EE-Investments gut finanzierbar

Die erfahrene Bankerin sagt aber auch: „Nichtsdestotrotz sind Projekte weiterhin gut finanzierbar.“ Das zeigt sich auch in den Büchern der DZ BANK. Auf 6,5 Milliarden Euro sind die Projektfinanzierungen für erneuerbare Energien der DZ BANK im vergangenen Jahr angewachsen. Ganz wesentlich hat das deutsche Erneuerbare-Energien-Geschäft dazu beigetragen. Die Gruppe SFIE beschäftigt sich marktseitig mit dem Ausbau der Erneuerbaren in Deutschland und hat im vergangenen Jahr in Zusammenarbeit mit den zuständigen Kredit-Einheiten ein Rekordergebnis beim Neukreditvolumen erzielt.

Erneuerbare ein attraktives Geschäft

Die Zahlen belegen, dass die Finanzierung von Projekten im Bereich erneuerbarer Energien für Banken attraktiv und wichtig ist. Die Hamburg Commercial Bank AG bietet neben Betriebsmittellinien, kurz- und langfristigen Projektfinanzierungen, Akquisitionsfinanzierungen, HoldCo- und Pipelinefinanzierungen auch Liquiditätsmanagement sowie Produkte zum Risikomanagement.
„Die Märkte sind im Umbruch und in einem kontinuierlichen Wandel. Der Liquiditäts- und Finanzierungsbedarf hat sich verändert und damit auch der Beratungsbedarf und Beratungsansatz von uns. Wir sind heute diesbezüglich deutlich breiter aufgestellt als noch vor einigen Jahren“, sagt Inka Klinger.

Positive Grundstimmung

Den frischen Wind, der vor allem aus der Politik in die Branche bläst (siehe Artikel: Markt national), bestätigt auch Andreas Euler, zuständig für Programmkredite bei der Rentenbank: „Bei allen Herausforderungen, vor denen die Branche steht, ist gerade in dem Bereich Windenergie ja schon eine sehr positive Stimmung wahrzunehmen. Das merken wir auch.“

Zukunftsfeld Sektorkopplung

Als „spannendes Zukunftsfeld“ für sein Bankhaus sieht Euler Power to Gas. „Dazu gehören Wind und Photovoltaik ebenso wie – gerade auch im Zusammenspiel mit Biogas – Speicherlösungen sowie Wärme- und Nutzungskonzepte“, zählt Euler auf. „Diese Kombination wird die Herausforderung mittelfristig sein, aber dann auch einen echten Mehrwert für den Strommarkt liefern“, so Euler.

Herausforderung Strommarktdesign

Ein anderes sei, so die Einschätzung des Branchenexperten, ein „neues Vergütungssystem der Stromerzeugung aus Erneuerbaren“. „Die Idee, ein neues Strommarktdesign zu entwerfen, ist ein absolut spannendes Thema, das neue Impulse für die Refinanzierung von Investments liefern kann“, so Euler.

Schlüsselfaktor Erneuerbare

Infrastrukturinvestments sind ein Schlüsselfaktor für die nachhaltige Entwicklung von Deutschland und Europa. Die Verlagerung des Schwerpunkts auf erneuerbare Energien eröffnet neue Möglichkeiten, bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich. Insgesamt zeigen sich die befragten Finanzierer trotz der Herausforderungen zuversichtlich, auch bei den aktuellen und zukünftigen Entwicklungen im Bereich erneuerbarer Energien ein wichtiger Partner der Erneuerbaren zu bleiben.

Dieser Text ist ein Auszug aus dem Branchenreport 2024, den Sie kostenlos lesen oder downloaden können.

BWE_Branchenverzeichnis_2024_DE.pdf
Im Branchenreport stellt sich das "Who is who" der deutschen Windbranche vor. Von A wie Ausbildungsunternehmen bis Z wie Zugangstechnik. Ebenfalls wieder mit ...