Wie bewertet Cimbergy die Rolle von Schleswig-Holstein als Taktgeber in der deutschen Energiewende und was braucht das Bundesland, um seine führende Rolle in der Windenergie langfristig zu sichern?
Hans-Detlef Feddersen:
„Schleswig-Holstein spielt eine zentrale Rolle in der deutschen Energiewende und hat sich als Vorreiter im Ausbau erneuerbarer Energien etabliert. Das Bundesland profitiert von hervorragenden Windbedingungen, die große und verlässliche Energiemengen ermöglichen. Allerdings ist die derzeitige Infrastruktur nicht mehr ausreichend, insbesondere die Netzinfrastruktur weist massive Engpässe auf, die für einen weiteren Ausbau der Erneuerbaren behoben werden müssen. Es ist notwendig, die Bedingungen für den Netzanschluss zu ändern, sodass ein Anschluss auch ohne die vollständige Einspeisung der erzeugten Energie möglich ist.
Die stetige Entwicklung der zur Verfügung stehenden Flächen und die Vielfalt der Akteure sind heute groß und müssen erhalten bleiben, um die Akzeptanz zu sichern. Für die langfristige Sicherung der führenden Rolle von Schleswig-Holstein sind mehrere Maßnahmen erforderlich: eine enge Zusammenarbeit mit der Politik und der Verwaltung, die Bereitstellung der notwendigen Flächen, was für 2027 in Planung ist. Außerdem braucht es kontinuierliche Investitionen in die Netzinfrastruktur, die Förderung von Forschung und Entwicklung, und auch die Förderung der Akteursvielfalt ist entscheidend.
Cimbergy trägt durch die Entwicklung und Betriebsführung von Windenergie- und Solarprojekten, von der ersten Idee der Kundinnen und Kunden bis zur Inbetriebnahme der kundeneigenen Windenergieanlage, aktiv zur Energiewende bei. Wir binden die Menschen vor Ort ein, kennen die Akteure und sind bereit, notwendige Lösungen zu finden. Unsere Projekte fördern die regionale Wertschöpfung und stärken die Regionen zusätzlich durch die kommunale Beteiligung gemäß §6 EEG. Wir setzen uns für die Stärkung der Akzeptanz und Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger ein und schaffen Arbeitsplätze, um die Energiewende nachhaltig zu unterstützen.“
Cimbergy hat bereits langjährige Erfahrung als Dienstleister, der den Menschen vor Ort bei der Realisierung ihrer Wind- und Solarprojekten hilft. Welche Herausforderungen und Potenziale sehen Sie derzeit für diese Bürgerenergieprojekte, insbesondere im aktuellen politischen Umfeld Schleswig-Holsteins?
Jens Godau:
„Die Bürgerbeteiligung ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Energiewende. Unsere Projekte sind keine Projekte mit Bürgerbeteiligung, sondern es sind die Projekte der Bürgerinnen und Bürger. Ein gutes Beispiel dafür ist der Leitfaden Bürgerwindpark, der zur windWert2024 in einer neuen Auflage erschienen ist. Dieser Leitfaden ist online unter echter-buergerwindpark.de abrufbar und unterstützt die Bürgerinnen und Bürger bei der Realisierung ihrer eigenen Windprojekte.
In Schleswig-Holstein gibt es bereits etablierte Modelle der finanziellen Beteiligung. Unsere Kunden sind die Bürgerinnen und Bürger vor Ort. Modelle mit echter Bürgerbeteiligung, bei denen die Projekte in Bürgerhand bleiben, fördern die Akzeptanz und Unterstützung der Menschen vor Ort.
In der Windbranche gibt es immer neue Herausforderungen, wie z. B. die Anpassung an neue gesetzliche Rahmenbedingungen und die darauf basierenden Prospekterstellungen. Es ist wichtig, eine faire und transparente Beteiligung sicherzustellen, um das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger zu gewinnen.
Unser Ansatz bei Cimbergy ist es, eng mit den Gemeinden und Bürgerinnen und Bürgern zusammenzuarbeiten. Die Projekte bleiben in Bürgerhand, und wir bieten reine Dienstleistungen an. Wir entwickeln maßgeschneiderte Beteiligungsmodelle, die die Bedürfnisse und Erwartungen der Menschen vor Ort berücksichtigen. Dabei legen wir großen Wert auf echte Teamarbeit und Vertrauen.“
Welche Rolle spielt KRITIS in der Windenergiebranche und warum ist die DIN ISO 27001-Zertifizierung für Cimbergy als Dienstleister von besonderer Bedeutung?
Arne Möbest:
„Die Windenergiebranche spielt eine zentrale Rolle in der nachhaltigen Energieversorgung. Wind- und Solarparks mit einer gebündelten installierten Nettonennleistung von 104 MW oder mehr gelten als kritische Infrastruktur (KRITIS). Das bedeutet, dass sie für die Stabilität und Sicherheit unserer Energieversorgung von großer Bedeutung sind.
Angesichts der zunehmenden Bedrohungen durch Cyberangriffe und unsichere Märkte erwarten wir, dass die gesetzlichen Vorgaben in der Zukunft weiter verschärft werden. Diese Maßnahmen sind notwendig, um auf die sich ständig wandelnden Herausforderungen zu reagieren und die Sicherheit und Stabilität unserer Energieversorgung zu gewährleisten. Als Unternehmen müssen wir proaktiv handeln und uns auf diese verschärften Anforderungen vorbereiten, um weiterhin eine zuverlässige und sichere Dienstleistung anbieten zu können.
Wir als Branche der Erneuerbaren Energie tragen eine immense gesellschaftliche Verantwortung. Die Sicherstellung einer stabilen und sicheren Energieversorgung ist nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch ein Beitrag zur gesellschaftlichen Stabilität und zum Wohlstand. Indem wir unsere Infrastrukturen schützen und resilient gestalten, leisten wir einen entscheidenden Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung und zur Sicherheit unserer Gesellschaft.
Der Gesetzgeber gibt durch die KRITIS-Verordnung ein wichtiges Signal in die Branche. Es muss verstanden werden, dass wir als Unternehmen von mehr IT-Sicherheit und Resilienz profitieren. Wir müssen den Ball allerdings aufnehmen und aktiv Maßnahmen ergreifen, um diese Vorgaben umzusetzen und unsere Systeme zu schützen.
Die KRITIS-Verordnung ist nicht nur für Betreiber von Windparks von Bedeutung, sondern auch für Service-Unternehmen, technische Betriebsführer und andere Dienstleister. Diese Akteure spielen eine entscheidende Rolle bei der Wartung, Überwachung und Sicherstellung des reibungslosen Betriebs der Windparks. Eine enge Zusammenarbeit und die Einhaltung der Sicherheitsvorgaben sind daher essenziell, um die gesamte Wertschöpfungskette der Windenergiebranche zu schützen und zu stärken.
Für unsere Kunden bedeutet dies eine erhöhte Verlässlichkeit sowie Sicherheit und Vertrauen in unsere Dienstleistungen. Mit unserem Beitrag zur Stabilität und Sicherheit der Energieversorgung stärken wir das Vertrauen unserer Kundinnen und Kunden. Cimbergy bleibt handlungsfähig – wir übernehmen Verantwortung und fördern die Zuverlässigkeit der Windenergieprojekte.“
Hans-Detlef Feddersen kommt ursprünglich aus der Landwirtschaft, ist Mitgründer der ersten Bürgerwindparks in Deutschland (1991) und seit 2002 Geschäftsführer (Cimbergy).
Arne Möbest ist Diplom-Ingenieur (Fachrichtung Regenerative Energietechnik) und seit 2013 Geschäftsführer (Cimbergy).
Jens Godau ist Diplom-Wirtschaftsingenieur (Fachrichtung Energie- und Umweltmanagement) und seit 2017 Geschäftsführer (Cimbergy).
Cimbergy GmbH & Co. KG ist Hauptsponsor des BWE-Branchentages Schleswig-Holstein am 15. Mai 2025.
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