Laut Bundesverband Erneuerbare Energie e. V. (BEE) zeigt der Monitoringbericht zur Energiewende: Die Energiewende bedarf keiner Neuausrichtung. Der Ausbau der Erneuerbaren und der Netzausbau müssen ambitioniert weitergehen und das Gesamtsystem mit Flexibilisierung, Digitalisierung und mehr regionaler Steuerung zur besseren Marktintegration der Erneuerbaren stärker in den Fokus genommen werden.

Dr. Simone Peter, BEE-Präsidentin:

„Die Gutachter und Bundeswirtschaftsministerin Reiche unterstrichen bei der Vorstellung ausdrücklich das Festhalten an den Klimazielen, am Erneuerbaren-Ausbauziel von 80 Prozent bis 2030 und an einem ambitionierten Netzausbau. Das Gutachten stellt auch klar, dass nur bei einem starken Anstieg des Strombedarfs der vollständige Erhalt der gegenwärtigen Industriestruktur gesichert, die Sektorenkopplung umgesetzt und der Bedarf von neuen (KI-)Rechenzentren gedeckt werden kann. Der Ausbau der Erneuerbaren muss also unvermindert weitergehen. Es geht nicht um das Ob, sondern um das Wie der weiteren Umsetzung der Energiewende“,

Zum vollständigen Statement des BEE: Keine Neuausrichtung nötig!

BWE-Geschäftsführer Wolfram Axthelm erklärt:

„Der Monitoringbericht an sich ist eine sehr gute Arbeitsgrundlage. Viele Punkte, die wir schon seit längerem gerade im Bereich Flexibilitäten vorgeschlagen haben, spielen dort eine Rolle. Darauf kann man aufbauen. Wir sagen aber auch: Die Bundesregierung muss von höheren Strombedarfen ausgehen, sonst strahlt sie kein Signal der Zuversicht aus.“

BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek machte bei der Pressekonferenz zur Eröffnung der Husum Wind deutlich:

„Die Windenergie ist bereit, Verantwortung zu übernehmen.“

Weiter erläuterte sie: 

„Das Gutachten ist eine solide Arbeitsgrundlage für die kommenden Jahre. In der Interpretation der Ergebnisse hätten wir uns allerdings mehr Ambitionen und einen optimistischeren Blick nach vorne gewünscht. Es kommt nun darauf an, aus dem Bericht die richtigen Schlüsse für die Zukunft der deutschen Energiepolitik zu ziehen. Besonders für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft braucht es positive Impulse statt einer Reduktion der Ziele. Für alle der im Monitoring benannten Problemfelder, besonders in den Bereichen Netze und Flexibilitäten, hat die Branche der Erneuerbaren umfangreiche Lösungen in Angebot. Wir stehen zum Dialog mit dem Ministerium bereit.“

 

 

Weitere Statements aus der Branche:

Stefan Rouenhoff, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Wirtschaft und Energie:

„Wir müssen beim Ausbau der erneuerbaren Energien die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft viel stärker in den Fokus rücken. Und das bedeutet: Die Systemkosten müssen von nun an vollumfassend mitgedacht werden, denn die erneuerbaren Anlagen sind keine Nischentechnologien mehr. Sie sind die zentrale Energiequelle in Deutschland. Und deshalb ist es an der Zeit, dass auch sie mehr Systemverantwortung übernehmen und ihren Beitrag zur Versorgungssicherheit und zur Bezahlbarkeit in unserem Land leisten.“

 

Tobias Goldschmidt, Minister für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur des Landes Schleswig-Holstein:

„Ich möchte einmal sagen, dass das Energiewende-Monitoring mit Blick auf die erneuerbaren Energien erst mal ein gutes Dokument ist, was die Grundlage für so etwas wie ein Energiewende-Konsens in unserem Land bilden könnte. Problematisch ist das Narrativ und sind auch die zehn Punkte der Bundeswirtschaftsministerin, die aus meiner Sicht von dem Willen geprägt sind, zu polarisieren und die verschiedenen Akteure der Energiewende auseinanderzutreiben. Hier stehen also zwei Dokumente nebeneinander und ich glaube, dass es unsere Aufgabe in der nächsten Zeit ist, aus dem wirklich sehr sehr guten Energiewende-Monitoring eine gute Nachjustierung für die Energiewende zu machen, die den verschiedenen Akteuren Planungssicherheit, Verlässlichkeit und mit Perspektive gibt. […] Ich möchte dazu aufrufen, das aus dem wirklich sehr guten Monitoring, der sehr guten Grundlage, dann auch wieder sehr gute Energiewende-Politik werden kann. Das haben wir in Schleswig-Holstein in der Vergangenheit häufig vorangetrieben. Und das werden wir auch in Zukunft machen.“

 

Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer VDMA Power Systems:

„Ein Realitätscheck zum Beginn der Legislaturperiode ist sinnvoll, um getroffene Annahmen zu überprüfen. Doch ist diese Metastudie sehr stark energiewirtschaftlich und kostenorientiert. Das greift zu kurz. Wir hängen derzeit beim Ausbau der Erneuerbaren hinterher. Wenn wir aber die langfristigen Ziele beibehalten und vor allem in den 2030er Jahren Tempo aufnehmen, hätte das deutlich höhere positive Effekte als eine dauerhafte Reduktion des Ausbaus, die jetzt im Raum steht.“

Jürgen Kerner, zweiter Vorsitzender der IG Metall:

„Um die Zukunft des Industriestandortes Deutschland zu sichern, brauchen wir die Erneuerbaren Energien. Deshalb ist es gut, dass die Bundesregierung das 80-Prozent-Ziel beim Ausbau der Erneuerbaren nicht infrage stellt. Allerdings haben wir Zweifel, ob tatsächlich mit einem geringeren Stromverbrauch gerechnet werden sollte. [...] Die Regierung sollte nicht nur auf die Kosten achten, sondern auch auf die Sicherung von Arbeit und Wertschöpfung in Deutschland und Europa. Die Kosten beim Netzausbau werden steigen. Die dafür notwendige Finanzierung muss langfristig sichergestellt sein.“

Zum vollständigen Statement von VDMA Power Systems und IG Metall: Keine ausreichende Klarheit

 

Julia Bläsius, Direktorin Agora Energiewende Deutschland:

„Den Erneuerbaren-Ausbau auf Basis einer niedrigeren Stromverbrauchsprognose für 2030 zu bremsen, ist kurzsichtig, kostspielig und sendet das falsche Signal an die heimische Wirtschaft. Unabhängig von der Nachfrageentwicklung verteuert ein gedrosselter Zubau von Wind- und Solarenergie den Strompreis 2030 um 2 Cent pro Kilowattstunde – für Haushalte und Unternehmen summieren sich die zusätzlichen Kosten 2030 so auf mindestens 12 Milliarden Euro. Dieser Kurs würde die gerade beschlossene Strompreisentlastung, die das Bundeswirtschaftsministerium mit rund 10 Milliarden Euro Haushaltsmitteln auf 2,4 Cent pro Kilowattstunde beziffert, fast vollständig zunichtemachen. Anstatt den Rotstift bei den Erneuerbaren Ausbauzielen anzusetzen und so den Strom zu verteuern, sollte die Bundesregierung besser Kostensparpotenziale beim Netzausbau und -betrieb nutzen, um die Strompreise zu senken.“

Zum vollständigen Statement von Agora Energiewende

 

Hartmut Brösamle, Geschäftsführer der WPD AG:

„Wir brauchen Planungssicherheit. Die Unsicherheit, die jetzt von der Ministerin in den Markt getragen wird, ist Gift für die Branche.“

 

Ulrich Schulze Südhoff, CCO des Windenergieanlagenherstellers Enercon:

„Es ist gut, dass Reiche am 80-Prozent-Ziel festhält. Aber wir merken, dass sich der Schwerpunkt verändert hat, hin zu einer effizienteren Nutzung des Stroms und Kostensenkung. Wir können dafür sorgen, dass die Strompreise sinken, aber wir brauchen von der Gesetzgebung mehr Markt im System.“

Er fordert unter anderem

„eine Priorisierung bei der Genehmigung von Batteriespeicher, die an Windparks oder Photovoltaikanlagen errichtet werden, einen Rechtsanspruch auf Überbauung des Netzanschlusses sowie die proaktive Nutzung von Speichern, auch um Versorgungssicherheit zu gewährleisten.“

 

Oliver Hummel, Vorstandsvorsitzender der naturstrom AG:

„Am Ziel von 80 Prozent Erneuerbaren am Bruttostromverbrauch bis 2030 festzuhalten und zugleich von einem deutlich niedrigeren Bedarf auszugehen, bedeutet das stillschweigende Eingeständnis, sektorenübergreifend – also inklusive Gebäude, Verkehr und Industrie – die Klimaschutzziele zu verfehlen.“

Zum vollständigen Kommentar von naturstrom

 

Lesen Sie hier weitere Kommentare und Einordnungen von Vertreter*innen der Branche: 

 


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