In der vierten Onshore-Auktion im Februar 2018 reichten die Zuschlagspreise von 3,8 bis 5,28 ct/kWh, bei einem Durchschnitt von 4,73 Cent. Damit hat sich das Vergütungsniveau im Vergleich zum EEG 2014 fast halbiert. Und mit diesem Preis von 4,73 Cent entwickelt sich laut Bundesverband WindEnergie (BWE) ein „belastbarer echter Marktwert“ heraus. Eine Analyse von Agora Energiewende vom Mai 2017 kommt zu dem Ergebnis, dass die Vollkosten an guten Standorten in Deutschland auf 3 bis 4,5 Cent/kWh sinken könnten.

Der Wettbewerbsdruck wirkt sich auf die Herstellerpreise aus. Ende 2017 betrug der durchschnittliche Anlagenpreis bei Neuaufträgen nach Angaben des Herstellers Vestas 740.000 Euro je Megawatt und war damit 22 Prozent niedriger als nur ein Jahr zuvor, so die Analyse von Overmöhle Consult. Möglich wird diese Entwicklung laut Agora durch ein weiteres Wachstum der installierten Leistung und der Rotorblattflächen. Die dadurch erzielten Mehrerträge würden die Mehrkosten bei weitem übersteigen. Kostenreduktionen seien auch bei den Pachtpreisen und den Wartungskosten möglich, die in Deutschland deutlich höher seien als im internationalen Durchschnitt.

Ausschreibungen bewirken Techniksprung

Der deutsche Markt war 2017 laut der Fachagentur Wind fest in der Hand von fünf Herstellern: Enercon, Vestas und Nordex lieferten drei Viertel aller Neuanlagen, mit GE und Senvion zusammen kommen sie auf 94 Prozent. Als Reaktion auf die Ausschreibungen haben diese Hersteller effizientere Anlagen auf den Markt gebracht. So zeichnen sich etwa Enercons neue Modelle E-126 EP3 und E-138 EP3 der 3-MW-Klasse für mittlere und schwächere Standorte durch eine größere überstrichene Rotorkreisfläche und eine höhere Nennleistung aus. Dadurch steigt der Ertrag der E-126 nach Herstellerangaben um 13 Prozent. Die Antwort von Vestas auf die Ausschreibungen ist eine neue Anlage der 4-MW-Klasse, die V136-4.2 MW für Mittel- und Starkwindgebiete. Vestas verspricht Mehrerträge von bis zu 21 Prozent im Jahr gegenüber dem vergleichbaren Vorgängermodell. Nordex geht mit seinem neuen „Kraftpaket“ N149/4.0-4.5 in die Ausschreibungen. Dessen überstrichene Rotorkreisfläche ist um 62 Prozent gestiegen, auch die maximalen Turmhöhen sind noch einmal um 23 auf 164 Meter gewachsen. Den größten Sprung hat GE mit seiner 4.8 MW-Anlage gemacht. Die 158 Meter Rotordurchmesser bedeuten den Längenrekord unter den Onshore-Anlagen. Möglich wurde diese technische Leistung laut GE durch die Übernahme des dänischen Rotorblattherstellers LM Anfang 2017.

Neben den deutlichen Leistungs- und Effizienzsteigerungen müssen die Hersteller aber auch sämtliche Prozesse optimieren, von der Produktion über den Transport und der Logistik bis zu Aufbau und Inbetriebnahme. Besonders deutlich wird das auch in der Offshore-Windkraft: Hier sind die Herausforderungen nach den ersten Null-Cent-Geboten im April 2017 noch größer. Diesen Geboten liegt die Annahme zugrunde, dass sich die am Markt verfügbare Anlagenleistung von derzeit knapp 10 MW bis zur geplanten Inbetriebnahme der Projekte Mitte des nächsten Jahrzehnts auf 13 bis 15 MW erhöht. Dadurch sollen die Stromgestehungskosten so weit sinken, dass sich der Betrieb der Anlagen allein durch den Verkauf des Stroms an der Börse oder an Industriebetriebe finanzieren lässt.