Ein Power Purchase Agreement (PPA) ist vereinfacht gesagt ein langfristiger Stromliefervertrag zwischen einem Erzeuger und einem Verbraucher aus Industrie, Gewerbe oder Stromvertrieb. Beide Seiten können sich so über mehrere Jahre absichern: der EE-Erzeuger gegen sinkende und der Verbraucher gegen steigende Strompreise. Es kommt jedoch auf die genauen Details im Vertrag an.

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz hat die Energiewende zu einer Erfolgsgeschichte gemacht: Die feste Einspeisevergütung sorgte für einen starken Ausbau. Der wiederum hat dazu geführt, dass die Entwicklungskurve für die Erneuerbaren-Technologien in den letzten 20 Jahren rasant angestiegen und die Kosten rapide gesunken sind. Im ersten Halbjahr 2020 erzeugten Windenergieanlagen an Land und auf See rund 73 Milliarden Kilowattstunden Ökostrom – ein neuer Rekord. Die Branche sucht aber auch jenseits der EEG-Vergütung nach Erlösmöglichkeiten. Etwa mit Vermarktungsplattformen, auf denen Erzeuger Erneuerbarer Energien ihren Strom direkt an Endkunden verkaufen können.

In den letzten Jahren haben sich auch in Deutschland als weitere Option sogenannte Power Purchase Agreements (PPAs) immer mehr durchgesetzt. Angaben des Finanzdienstleisters Bloomberg New Energy Finance zufolge wurden im Jahr 2019 in 23 verschiedenen Ländern PPAs für saubere Energie in Höhe von insgesamt 19,5 Gigawatt unterzeichnet, die meisten davon in den USA. Das waren noch einmal 40 Prozent mehr als der bisherige Bestwert aus dem Jahr 2018 (13,6 GW).

Auch hierzulande wurden weitere PPAs abgeschlossen. So vermeldete etwa der dänische Energiekonzern Ørsted Anfang Dezember 2019, das bis dahin „weltweit größte PPA“ für den Windpark Borkum Riffgrund 3 in der Nordsee mit dem Chemieunternehmen Covestro abgeschlossen zu haben. Der Werkstoffhersteller aus Leverkusen werde „ab 2025 über 10 Jahre hinweg 100 Megawatt des produzierten grünen Stroms zu einem indexierten Festpreis“ beziehen. Martin Neubert, Executive Vice President und CEO von Ørsted Offshore, erklärte: „Unsere Vereinbarung mit Covestro ist der erste konkrete Schritt zur Sicherung stabiler Einnahmen für einen Teil der Stromerzeugung aus Borkum Riffgrund 3, der ohne Subventionen gebaut und betrieben wird.“

Zudem wurden für Windenergieanlagen an Land, die 2021 aus der EEG-Förderung fallen, auch im letzten Jahr weitere PPAs abgeschlossen. Das Unternehmen Hanse Windkraft beispielsweise gab bekannt, einen Abnahmevertrag für Strom aus Windkraft mit den Stadtwerken München und Siemens abgeschlossen zu haben. Hanse Windkraft ist eine Tochter der Stadtwerke München und auf den Kauf von Windparks spezialisiert, um diese
weiter zu betreiben. „Siemens erhält für seinen neuen Campus in Erlangen einen Großteil der benötigten Ökostrommenge von Windenergieanlagen, die ab 2021 aus der Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz fallen“, teilte Hanse Windkraft mit.

 

PPAs: Mehrkosten gegenüber Vergütungsinstrumenten

Obwohl PPAs im Idealfall für beide Seiten einen Vorteil bedeuten und Experten ihnen auch in Deutschland ein großes Potential bescheinigen, sind sie jedoch nicht dazu geeignet, das bisherige Vergütungsmodell des EEG zu ersetzen und den zuletzt stark eingebrochenen Ausbau der Windenergie voranzubringen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). „Langfristige Stromverträge für
Neuinvestitionen in erneuerbare Energien haben zwei Nachteile: Erstens erschwert das Ausfallrisiko des Stromabnehmers die günstige Finanzierung der Projekte, sodass die Kapitalkosten steigen, was gerade bei den kapitalintensiven erneuerbaren Energien die Gesamtkosten besonders erhöht. Zweitens erhöhen sich beim Stromabnehmer die Finanzierungskosten, da langfristige Stromverträge von Rating-Agenturen als Verbindlichkeiten
bewertet werden und damit die Bonität beeinträchtigen“, schreiben die DIWAutoren. Privat abgesicherte langfristige Stromverträge würden demnach Mehrkosten von etwa 29 Prozent gegenüber sicheren Vergütungsinstrumenten verursachen. „Für das Jahr 2030 entspricht das rund 3 Milliarden Euro pro Jahr.“

Für ein großes deutsches Stahlunternehmen sowie die großen Energieversorger „würde der Abschluss der nötigen privat abgesicherten PPAs, um auf 100 Prozent erneuerbare Energien umzusteigen, ihre Finanzkraft weit übersteigen.“ PPAs könnten „eine wichtige Rolle bei der Laufzeitverlängerung von bestehenden Erneuerbare-Energien-Anlagen spielen. Sie können aber nur zu erheblichen Mehrkosten für Neuinvestitionen in großem Umfang eingesetzt werden“, lautet das Fazit der DIW-Experten.


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