Mansfelder Land – Beteiligung neu gedacht

Zwischen den markanten Spitzkegelhalden des Mansfelder Landes steht der Windpark Wansleben. Für Jahrhunderte hat der Bergbau die Region geprägt. Ein sichtbares Erbe dieser Tradition sind jene Abraumhalden, auf denen die Bergleute das nicht verwertbare Gestein aufgeschichtet haben. Dank ihrer charakteristischen Form werden sie die „Pyramiden des Mansfelder Landes“ genannt.

Heute erfindet sich die Region neu. Vor über zwanzig Jahren haben Windkraftunternehmen hier den Windpark Wansleben aufgebaut, den Ørsted nun zukunftsfit gemacht hat. Acht alte Südwind S70-Anlagen hat das Unternehmen durch fünf leistungsstärkere Anlagen von Vestas ersetzt. Durch die Modernisierung hat sich die Gesamtleistung des Windparks verdoppelt. Für die neue Nutzung als Windkraftregion ist die Geschichte des Bergbaus immer noch bedeutsam. Für den Tiefbau von Braunkohle wurden Schächte ins Erdreich getrieben, die bis heute bestehen. Für die neuen Windkraftanlagen sind deshalb besondere Fundamente nötig, die durch sogenannte Rüttelstopfsäulen bis zu 30 Meter tief im Untergrund verankert wurden und ungewöhnlich breit sind.

Außergewöhnlich ist auch die Form der Bürgerbeteiligung, die Ørsted für den Windpark Wansleben entwickelt hat. Von Einwurfschreiben über einen Aufruf im Gemeindeblatt bis hin zu Gesprächen mit den Projektentwicklern vor Ort hat Ørsted das ganze Register der Bürgerbeteiligung genutzt. Neue Wege hat das Unternehmen mit einem Ökostrom-Bonus beschritten: Jeder Bewohner der Gemeinde Wansleben, der einen Ökostromtarif nutzt, bekommt dafür eine jährliche Zuzahlung in Höhe von derzeit 50 €. Damit möchte das Unternehmen einen zusätzlichen Anreiz schaffen, auf grüne Energie umzusteigen.

Wansleben - Repowering I und II Alt  Neu
Anzahl der Anlagen 8 5
Anlagen Südwind S70  2 × Vestas V136 
3 × Vestas V150
Leistung 12 MW 24 MW
Inbetriebnahme 2002 2023

Windpark Elster – Sechsfacher Ertrag bei einem Drittel der Anlagen

Der Repowering-Prozess des Windparks Elster im Landkreis Lutherstadt-Wittenberg beeindruckt durch seine Dimensionen: 50 Windkraftanlagen werden abgebaut, 16 neue errichtet. Trotzdem wird die Stromproduktion um das Sechsfache gesteigert – dank moderner Siemens Gamesa-Anlagen (SG 6.6-155) mit 165 Meter Nabenhöhe und einer Nennleistung von 6,6 MW. Zum Vergleich: Die Nennleistung der alten Enercon E-40 lag bei 600 Kilowatt. Gleichzeitig verringert sich die Fläche des Parks um ein Drittel.

Die Betontürme der neuen Anlagen stehen bereits, ab Ende des Jahres werden sie durch Stahlturmelemente aufgestockt. Danach folgen Rotoren und Gondeln. Die Rotorblätter sind 77,5 Meter lang, stammen aus Portugal und werden nach Rostock verschifft. Die Inbetriebnahme ist für das Frühjahr 2025 geplant. Beeindruckend ist auch der Aufwand, mit dem die Natur geschützt wird. Rund 1.000 Zauneidechsen wurden vorübergehend händisch umgesiedelt. Damit sie während der Bauzeit nicht zurückkehren, hat der Projektentwickler VSB zehn Kilometer kniehohe Eidechsenzäune errichtet. Eine sogenannte Ernteabschaltung stellt zudem sicher, dass die Windkraftanlagen stillgelegt werden, wenn in der Nähe Felder bestellt werden. Frisch bearbeitete Ackerflächen ziehen Greifvögel an, besonders während der Jungenaufzucht. Durch die Abschaltung können sie ungestört jagen – ein wirksamer Schutz für die Tiere.

Windpark Elster Alt  Neu
Anzahl der Anlagen 50 16
Anlagen Enercon E-40 Siemens Gamesa SG 6.6-155
Leistung 30 MW 105,6 MW
Inbetriebnahme 2000-2002 2025

Lindenberg bei Berlin – Repowering am Autobahnkreuz

Eigentlich ist es der ideale Ort: Zwischen Baumärkten, einem Speditionsgeschäft und dem Autobahndreieck Barnim betreibt die Unternehmensgruppe Teut seit 13 Jahren sechs Windkraftanlagen am nördlichen Berliner Ring. In der Nähe verlaufen mehrere Hochspannungsleitungen und in wenigen Kilometern Entfernung liegt das Umspannwerk Malchow.

Hier könnte also ein sehr guter Ort für Windkraft sein – hätte der brandenburgische Landtag nicht 2022 beschlossen, dass Windkraftanlagen künftig mindestens 1.000 Meter von der nächsten Siedlung entfernt sein müssen. Diese Vorgabe wird durch den künftigen Regionalplan Uckermark-Barnim umgesetzt, der Vorranggebiete für Windkraft ausweist und damit bestimmt, an welchen Orten künftig Windkraftanlagen gebaut werden dürfen. Weil die regionale Planungsgemeinschaft zusätzlich eine Mindestgröße von 25 Hektar für Vorranggebiete vorsieht, wird der Standort für die Erzeugung von Windenergie künftig ausscheiden. Eine Baugenehmigung für ein Repowering zu bekommen, wäre unter diesen Voraussetzungen aussichtslos.

Der Eigentümer hat sich deshalb dafür entschieden, vier der sechs Windkraftanlagen vorzeitig zu repowern, was nach Laufzeiten zwischen 12 und 15 Jahren ein ungewöhnlicher Schritt ist. Trotz reduzierter Anzahl wird die Leistung des Windparks um mehr als 100 Prozent steigen – und zwischen Gewerbegebiet und Autobahn weiterhin grüner Strom für die Hauptstadt erzeugt werden.

Windpark Lindenberg Alt  Neu
Anzahl der Anlagen 4 3
Anlagen 3 × Senvion MM92
1 × Senvion 3.4M114
Nordex N163/6.X
Leistung 9,4 MW 20,4 MW
Inbetriebnahme 2009-2012 2024/2025

Windpark Uetersen – Windmüller werden, ab 250 Euro

Im Nordwesten von Hamburg betreibt Green Planet Energy seit über 20 Jahren den Windpark Uetersen. Gemeinsam mit Partnern soll dieser Windpark nun repowert werden. Im September 2024 hat die Genossenschaft mit einem symbolischen Spatenstich den Baustart gefeiert. Die sechs bestehenden Windkraftanlagen werden durch vier neue Anlagen von Nordex ersetzt. Dadurch steigt die Leistung des Windparks um fast das Dreifache. Mit dem geschätzten zukünftigen Ertrag von 50 Mio. kWh können zusätzlich 11.000 Haushalte mit Ökostrom versorgt werden.

Besonders am Windpark Uetersen ist die Form der Bürgerbeteiligung. In der Bürgerenergiegemeinschaft „Neue Energie Region Uetersen“ (NERU) haben sich 159 Anwohner*innen zusammengeschlossen, um gemeinsam in die neuen Anlagen zu investieren. Ihnen gehören nun 8,2 Prozent der Geschäftsanteile. Schon mit 250 Euro kann ein Geschäftsanteil erworben werden – eine niedrige Hürde, damit möglichst viele Menschen an der Energiewende teilhaben können.

Bereits im August dieses Jahres haben die Bauarbeiten für Zuwegungen und Kranstellflächen begonnen. Ab September wurden die Tiefgründungen und die Fundamente gebaut. Ab dem Frühjahr 2025 beginnt die Errichtung der neuen Anlagen und die alten Anlagen werden zurückgebaut. Die Inbetriebnahme ist für Mitte 2025 geplant.

Windpark Uetersen  Alt  Neu
Anzahl der Anlagen 6 4
Anlagen AN Bonus 1300/68 Nordex N149
Leistung 7,8 MW 22,8 MW
Inbetriebnahme 2001 2025

Bad Gandersheim – Aus vier mach eins

Am Rande des Harzes in Niedersachsen hat die Energiequelle GmbH vier in die Jahre gekommene Windkraftanlagen durch eine neue und leistungsstärkere Anlage ersetzt. Das Ergebnis: Trotz der deutlichen Verkleinerung des Windparks steigt der jährliche Stromertrag um das Fünffache.

Mitte Februar nahm Energiequelle die Windenergieanlage des Typs E-160 mit einer Leistung von 5,56 MW in Bad Gandersheim (Niedersachsen) in Betrieb. Wer über die A7 von Hildesheim nach Göttingen nach Süden fährt, sieht die neue Anlage dank einer Nabenhöhe von 166 Metern schon von weitem. Die Bauarbeiten begannen im Februar 2023 mit dem Rückbau der vier über zwanzig Jahre alten Anlagen.

Das Repowering der Windkraftanlagen bei Bad Gandersheim bringt dem Betreiber wirtschaftliche Vorteile und entlastet Gemeinden und Anwohner: Trotz höherer Leistung braucht es weniger Anlagen, und die langsamer drehenden Rotorblätter schonen das Landschaftsbild.

Bad Gandersheim Alt  Neu
Anzahl der Anlagen 4 1
Anlagen 2 × Enercon E-40 
2 × Enercon E-66
Enercon E-160
Leistung 4,8 MW 5,56 MW
Inbetriebnahme 2000-2002 2024

Windpark Bütow – Ein Drittel Stromkostenzuschuss

Der Windpark Bütow liegt direkt an der A19 in Mecklenburg-Vorpommern – vielen Ostsee-Reisenden dürfte er daher bekannt sein. Die 29 alten Windkraftanlagen stammen aus dem Jahr 1999 und wurden als Bürgerwindpark errichtet. Noch heute sind viele der damaligen Beteiligten aktiv.

Im ersten Schritt des Repowering-Projekts werden neun der 25 Jahre alten DeWind D4-48-Anlagen mit einer Nabenhöhe von 70 Metern und 600 kW Leistung abgebaut. Geplant ist, nach und nach alle 29 Altanlagen zu ersetzen. Zunächst werden sechs neue Nordex N163-Anlagen mit einer Nabenhöhe von 164 Metern und je 7 MW Leistung aufgestellt. Damit wird die Leistung des Windparks mehr als versiebenfacht und der Ertrag soll sogar um das Dreizehnfache steigen: Von 7,65 Mio. auf 102 Mio. kWh. Trotz der höheren Leistung wird die Anzahl der Anlagen deutlich reduziert. Zuwegung, Netzanschlüsse und andere Teile der bestehenden Infrastruktur werden nach Anpassung weiter genutzt. Eine besondere Herausforderung ist der Rückbau der alten DeWind-Anlagen, da der Hersteller nicht mehr am Markt ist.

Das Repowering erfolgt schrittweise: Ein Teil der alten Anlagen wird abgebaut, während die übrigen weiterlaufen – eine anspruchsvolle Aufgabe, laut Betreiber vergleichbar mit einer Operation am offenen Herzen. Die betroffenen Gemeinden unterstützen das Projekt aktiv. Enertrag, seit vielen Jahren vor Ort, bietet den Anwohnern in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Malchow einen attraktiven Windkraftbonus an: Jeder Anwohner, der bei dem regionalen Enertrag-Partner Kunde ist, bekommt am Ende des Jahres eine Bonus-Zahlung. Dessen Höhe ist noch nicht klar, wird aber nach Schätzungen des Unternehmens etwa ein Drittel der jährlichen Stromkosten ausmachen.

Windpark Bütow Alt  Neu
Anzahl der Anlagen 9 6
Anlagen DeWind D4-48 Nordex N163
Leistung 5,4 MW 42 MW
Inbetriebnahme 1999 in Bau

Dieser Text ist ein Auszug aus dem aktuellen Branchenreport, den Sie kostenlos lesen oder downloaden können.

 


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