Die Bedeutung von Großbatteriespeichern (BESS) für die Energiewende ist unbestritten – sie gelten als eine wesentliche Schlüsseltechnologie für ein stabiles und flexibles Stromsystem. Jüngste Extrempreisspitzen und Herausforderungen bei der Stromversorgung haben gezeigt, dass ein flexibles Stromsystem essenziell für eine stabile und kosteneffiziente Versorgungssicherheit ist. Neben dem Ausgleich von Einspeiseschwankungen übernehmen Batteriespeicher zunehmend wichtige Systemdienstleistungen – von Regelleistung über Schwarzstartfähigkeit bis hin zur Bereitstellung von Blindleistung. Diese Vielseitigkeit macht sie systemrelevant und eröffnet neue, diversifizierte Erlösmöglichkeiten.

Co-Location – der neue Standard?

Von großer Dynamik ist momentan das Thema „Co-Location“ geprägt. Co-Location beschreibt die Kombination aus einer EE-Anlage (meist PV) und einem BESS. Explizit besteht eine „echte“ Co-Location, sobald sich die verschiedenen Assets gegenseitig in ihrer Betriebsweise einschränken, aber auch ergänzen. Insbesondere PV-Projektentwickler setzen aktuell zunehmend auf Co-Location Projekte, da eine Reihe von PV-Projekten, in-folge gesunkener EEG-Zuschläge und niedriger PPA-Preise, wirtschaftlich stark unter Druck stehen. Regelmäßig wird inzwischen einer ganzen Reihe von Marktteilnehmern verkündet, dass sie zukünftig alle PV-Projekte mit einem Batteriespeicher planen. In der bisherigen Regulatorik war es infolge des Ausschließlichkeitsprinzips nicht möglich, die Erlöse der PV-Anlage durch einen zusätzlichen Batteriespeicher zu verbessern. Durch regulatorische Änderungen im Rahmen des Solarspitzengesetzes wird sich dies zukünftig ändern. Es wird ermöglicht, Grünstrom in einem Batteriespeicher, welcher auch aus dem Netz laden darf, zwischenzuspeichern, ohne dass dieser Strom seine Förderfähigkeit aus dem EEG verliert. Je nach konkreter Ausgestaltung durch die BNetzA, wird dies zukünftig wahrscheinlich ein wichtiges Upside für PV-Projekte darstellen.
Daneben gibt es weitere Argumente, die für eine Co-Location sprechen. Aus wirtschaftlicher Sicht ist es kosteneffizient, wenn sich die beiden An-lagen die Infrastruktur, u.a. Umspannwerke, teilen. Zudem kann der Netzausbaubedarf geringer ausfallen, wenn ein Teil der PV-Erzeugung während der Erzeugungsspitzen, welche meist mit niedrigen Spotpreisen einhergehen, direkt im Speicher zwischengespeichert werden können. Allerdings schränkt die zusätzliche Erneuerbaren-Einspeisung an einem gemeinsam genutzten Netzanschlusspunkt den Betrieb des Speichers ein. Die Auswirkungen beim BESS-Einsatz am Spotmarkt sind, aufgrund der häufigen Gleichzeitigkeit von niedrigen Preisen und hoher erneuerbaren EE-Erzeugung, allerdings überschaubar. Mögliche Einschränkungen des BESS bei der Erbringung von Regelleistung fallen hier etwas stärker ins Gewicht.

Betrachtet man die hohe Anzahl der aktuellen BESS-Netzanschlussanfragen, stellt der Netzzugang zunehmend eine größere Herausforderung für die Realisierung von Batteriespeicherprojekten dar. Ein gemeinsam von der EE-Anlage und dem BESS genutzter Netzanschluss kann hier mitunter Abhilfe schaffen, da die Erweiterung eines bestehenden Anschlusses in der Regel einfacher und schneller vollzogen werden kann.

Neben einer Reihe von Vorteilen eines Co-Location-Projekts darf ein wichtiger Aspekt nicht übersehen werden: Die potenziellen Erlöse eines Stand-Alone-Speichers sind generell höher, da er nicht den Einschränkungen der Einspeisung einer EE-Anlage unterliegt. Ob sich dies auch in einer höheren Projektrendite niederschlägt, hängt maßgeblich von der individuellen Kostenstruktur und potenziellen Synergien zwischen BESS und EE-Anlage ab.

Ein weiterer entscheidender Faktor für die Realisierung und den wirtschaftlichen Erfolg eines Speicherprojekts, sind die Akzeptanz des Geschäftsmodells und die Finanzierungsstruktur bei Kapitalgebern, Banken und Investoren. Derzeit entwickeln viele Finanzierer in Deutschland aktiv Finanzierungskonzepte für Co-Location-BESS-Projekte. Allerdings befinden sich einige dieser Ansätze noch in Frühphasen, da insbesondere die Bewertung der Erlösströme und Synergieeffekte in solchen Co-Location Projekten eine komplexe Herausforderung darstellt.

Business Case – zu gut, um wahr zu sein?

Die Vermarkter von Batteriespeichern werben derzeit mit hohen erreichbaren Erlösen und damit einhergehenden kurzen Amortisierungsdauern der Anlagen. Auch angesichts dessen, stellt sich natürlich die Frage, wie stabil dieses Erlösniveau bei einem weiterhin starken Batteriezubau mittel- und langfristig ist. Insbesondere eine denkbare Kannibalisierung, vor allem in der Regelleistung, und damit möglicherweise einhergehende Erlösrückgänge werden intensiv diskutiert. Als mahnen-des Beispiel wird oftmals auf UK verwiesen, da hier der Speichermarkt reifer ist als in Deutschland und die Speichererlöse inzwischen gefallen sind. Ob die Preisentwicklung in den deutschen Regelleistungsmärkten allerdings einem ähnlichen Pfad folgen wird, ist aktuell noch nicht abschließend beurteilbar und ist auch nicht direkt vergleichbar. Fakt ist, schon seit 2023 könnte der gesamte Primärregelleistungsbedarf in Deutschland von Batteriespeichern gedeckt werden. Die letzten zwei Jahre haben aber keinen strukturellen Verfall der Preise gezeigt – viel-mehr sehen wir eine starke Saisonalität, d.h. höhere Volatilität in den Sommermonaten.

Quintessenz

Die Bedeutung von Batteriespeichern im Energiemarkt wächst rasant – sowohl als eigenständige Lösung als auch in Kombination mit Erneuerbaren Energien im Co-Location-Modell. Während Co-Location durch die gemeinsame Nutzung von Infrastruktur und die Entlastung des Netzes wirtschaftliche Vorteile bieten kann, bleiben die langfristige Rentabilität und die regulatorischen Rahmenbedingungen zentrale Fragen. Auch die Finanzierbarkeit spielt eine entscheidende Rolle: Viele Banken entwickeln derzeit Finanzierungskonzepte für Co-Location-BESS-Projekte, doch insbesondere die Bewertung der Unsicherheiten in den Erlösströmen stellt weiterhin eine Herausforderung dar.

Gleichzeitig sind die Erlösperspektiven für Batteriespeicher weiterhin exzellent, auch wenn Unsicherheiten über zukünftige Marktbedingungen bestehen. Festzuhalten bleibt allerdings: Die Nachfrage nach Flexibilität wird infolge zunehmender Volatilitäten weiter steigen. Batteriespeicher werden aufgrund ihrer technischen Fähigkeiten und offensichtlichen energiewirtschaftlichen Vorteile eine zentrale Rolle bei der Stabilisierung und weiteren Dekarbonisierung des Energiesystems spielen. Wer sich frühzeitig mit den richtigen Strategien positioniert, kann von diesem dynamischen Markt profitieren.

Dieser Beitrag erschien im BWE-BerteiberBrief 1-2025.


Passend zum Thema:

Von energiewirtschaftlichen bis planungs- und genehmigungsrechtliche Anforderungen - Wir machen Sie fit für die Projektierung von Batteriegroßspeichern!
Anschluss an das Netz und an bestehende Infrastruktur
Lädt er oder lädt er nicht? Damit Ihr BESS-Projekt nicht am Netzanschluss scheitert, informieren Sie sich zu Ihren Möglichkeiten beim NVP und der gemeinsamen Nutzung von bestehender ...
Welche Besonderheiten gibt es bei der Grundstückssicherung für BESS-Projekte zu beachten? Von der Laufzeit bis zum Rückbau - wir sagen Ihnen, was in den Vertrag kommt.
Lohnt das Investment? Erfahren Sie, welche Erlöschancen und Vermarktungsoptionen es gibt und welche wirtschaftlichen Betrachtungen bei der Auslegung zu beachten sind.