Den größten Teil eines Rotorblatts liefern glas- und kohlenstofffaserverstärkte Kunststoffe (GFK und CFK), die zudem fest mit weiteren Materialien verbunden werden. So sind die Schalen des Rotorblattes als Sandwich aufgebaut: Faserverbundstoffe, Balsaholz und PET oder PVC-Schaum bilden ein festes Konstrukt. Die Gurte bestehen ausschließlich aus GFK oder CFK. Voraussetzung für ein wirkliches Recycling ist daher zunächst ein sauberes Trennen dieser Materialien. Die Herausforderung ist hier vor allem die Lösung der Glas- und Karbonfasern aus dem umgebenden Epoxidharz. Erst dann können sie gleichwertig wiederverwertet werden.

Die Herausforderung: Recycling statt Downcycling
Die Methoden dafür gibt es bereits. Dass derzeit trotzdem so wenige Rotorblätter recycelt werden, hat unterschiedliche Gründe:
- Viele Rotorblätter werden über ihre berechnete Lebensdauer hinaus weiterverwendet oder nach dem Abbau zum Weiterbetrieb verkauft [1][2]. Sie sind also (noch) nicht im Recycling-Prozess.
- Das Trennen der Materialien ist energieaufwändig und damit teuer. Die Produktion neuer Glasfasern ist deutlich kostengünstiger.
- Auch wenn die Menge von voraussichtlich 83.000 Tonnen Rotorblattmasse, die bis 2037 [3] das Ende ihrer geplanten Lebensdauer erreicht haben, enorm klingt, ist es doch eine verhältnismäßig kleine Masse. Zum Vergleich: Die Stadt Bremen hatte allein im Jahr 2021 ein Haushaltsmüllaufkommen von 300.000 Tonnen [4]. Die Errichtung von Sortier- und Recyclinganlagen für Rotorblätter ist daher nur wirtschaftlich, wenn die Prozesse möglichst energieeffizient und automatisiert ablaufen und hochwertige Restmaterialien liefern.
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Den ausführlichen Artikel von Niels Ludwig zum Recycling von Rotorblättern können Sie hier auf dem Blog des Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme abrufen.
Über den Autor: Niels Ludwig kommt aus der industriellen Rotorblattfertigung. Seit April 2020 ist er als Senior Engineer am IWES tätig und beschäftigt sich mit dem Recycling und der Produktion von Rotorblättern und deren Komponenten. Als kommissarische Leitung der Abteilung Rotorblättern koordiniert er verschiedenste Forschungsprojekte.
Verweise:
[1] siehe Internationaler Marktplatz der windindustrie – wind-turbine.com
[2] siehe Bundesnetzagentur, Marktstammdatenregister Erweiterte Einheitenübersicht | MaStR
[3] Aus der im Projekt RecycleWind entwickelten Datenbank des Institut für Energie und Kreislaufwirtschaft an der Hochschule Bremen GmbH, erweitert durch das Fraunhofer IWES.
[4] vgl. Freie Hansestadt Bremen, Abfallwirtschaftsplan und Abfallbilanzen
Quelle: Fraunhofer IWES