Meistens endet das Leben eines Windparks mit einem Knall: mit zertrümmertem Beton, einem Feuerwerk von Sprengungen und armdicken Stahlplatten, die wie Strohhalme wegknicken und den eingeschnittenen Windturm ins „Fallbett“ legen – und damit die Fläche für das Repowering frei machen.

„Etwa hundert Anlagen sprengen wir in diesem Jahr“,

sagt Rosita Kandlhofer, Prokuristin der Reisch Sprengtechnik aus Peißenberg in Oberbayern. Dafür fahren die Experten um Sprengmeister Eduard Reisch freilich hoch zu den Preußen: Fast nur dort stehen die alten Anlagen.

Denn beim Repowering kehrt die Windenergie zu ihren regionalen Wurzeln zurück. Dort, wo vor Jahrzehnten bastelnde Idealisten mit dem Ausbau der Windkraft starteten, werden heute auch die meisten Windräder in den Ruhestand geschickt. Gut 10.000 Megawatt (MW) ausgeförderte Windenergie zählt aktuell Jürgen Quentin, der Datenexperte der FA Wind. Und die stehen überwiegend in Niedersachen (2.600 MW), Brandenburg (1.500 MW) und Schleswig-Holstein und NRW (jeweils etwa 1.300 MW). Bis 2028 steigt laut Quentin die installierte Leistung der ausgeförderten Windräder auf gut 17.000 MW – auch hier liegen die vier Bundesländer deutlich vorne. In Bayern stehen bis 2028 nur etwa 350 MW zum Repowering an. Aber das ist nur das Minimum der Anlagen, die tatsächlich ersetzt werden. Tatsächlich sind viele Anlagen schon ab dem fünfzehnten Betriebsjahr „fällig“ (siehe „Timing: Eine Frage von Kosten und Nutzen“).

 

„Wir sprengen alles weg“

Darum machen gerade die im Norden früh gebauten Stahlbetontürme von Enercon einen großen Teil der Aufträge der Firma Reisch aus.

„Wir sprengen alles weg, ob Stahlturm oder Betonturm“,

erklärt Kandlhofer, die freudig eingesteht, dass das Geschäft boomt. Von null auf hundert Anlagen 2024 in nur sechs Jahren. Den ersten Turm haben die Bayern 2018 gesprengt. Seitdem geht es bergauf.

Im ersten Halbjahr 2024 lag der Repowering-Anteil am Zubau in Deutschland schon bei fast 30 Prozent. Besonders häufig repowern die alteingesessenen Planer – also die Firmen, die schon früh genügend Kapital hatten, um die von ihnen entwickelten Windparks auch im eigenen Bestand zu halten und nicht an Investoren zu verkaufen, um damit die nächste Windparkentwicklung zu finanzieren. Dazu kommen die Neueinsteiger in den deutschen Markt, die in den vergangenen Jahren gezielt Bestandswindparks gekauft haben.

 

Repowering Anteil von einem Viertel bis zwei Drittel

Der Repowering-Anteil am Geschäft ist von Firma zu Firma verschieden. So erwartet PNE-Sprecher Alexander Lennemann für das Unternehmen in Cuxhaven einen Repowering-Anteil von einem Viertel. Andere Unternehmen rechnen sogar mit bis zu zwei Dritteln.

Der Repowering-Fachmann Peter Spengemann von WPD Windmanager erwartet insgesamt, dass der Anteil des Repowerings in Deutschland in den kommenden zwei bis drei Jahre „stark ansteigen wird“. Allein bei seinem Unternehmen befänden sich aktuell rund 40 Repowering-Projekte in der Planungspipeline.

„Die Projektierer haben beim Repowering den Vorteil einer deutlich klareren Projekt-Pipeline gegenüber der Neuentwicklung“,

sagt Spengemann.

Denn der Betreiber wisse „sehr gut, welche Projekte wo und wann für ein mögliches Repowering anstehen.“

Der zweite zentrale Punkt ist für ihn der Zugang zu den Landeigentümern, zu denen es im besten Falle jahrzehntelange gute Beziehungen gibt. Dabei gehe der Zubau weit über das oft genannte „1-MW-Altanlage wird mit 3 MW repowert“ hinaus. Vor allem die jährlichen Stromerträge steigen deutlich stärker an als um den Faktor 3.

„Wir erreichen oft sogar den fünffachen Jahresertrag“,

sagt Spengemann.

 

Repowering ist einfach – wenn sich alle einig sind. Schwieriger wird es, wenn die Landeigentümer nicht mehr mit dem bisherigen Betreiber der Windräder zusammenarbeiten möchten.

„In diesen Fällen müssen die Parteien entweder für eine Lösung kooperieren oder das Repowering muss warten, bis die Nutzungsverträge des alten Betreibers auslaufen“,

so Spengemann.

Dann verzögert sich das Repowering oft tatsächlich bis zu dem Zeitpunkt, wo das Recht auf Einspeisevergütung ausläuft und die gemeinsamen Verträge enden.

 

Dieser Text ist ein Auszug aus dem aktuellen Branchenreport, den Sie kostenlos lesen oder downloaden können.

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