Am Produktionsstandort der Volkswagen AG in Zwickau beispiels-weise ist die Fahrzeugproduktion seit 2010 um 3 Prozent gestiegen – der absolute CO2-Ausstoß in der Produktion dabei um 66 Prozent gesunken. Dies war insbesondere durch den externen Bezug von CO2-freiem Grünstrom und dem Einsatz von Blockheizkraftwerken möglich. Der beschleunigte Ausbau der Erneuerbaren Energien ist nicht nur der Schlüssel zur Erreichung der klimapolitischen Ziele, er ist Voraussetzung für das zentrale Modernisierungsprogramm des Industrie-Standorts Deutschland. Die Windenergie als diejenige Erneuerbare Energie mit dem höchsten Anteil am Strommix gehört schon heute zu den preiswertesten Formen der Energiegewinnung und wird zunehmend zum Standortfaktor für neue Fabriken und Produktionsanlagen.

Doch nicht nur die stromverbrauchende Industrie fordert den beschleunigten Ausbau der Windenergie ein. Auch die hochgesteckten Ziele beim Thema Wasserstoff und Sektorenkopplung machen weitere Windräder on- und offshore notwendig. Ihr Ausbau sichert die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie und gleichzeitig zehntausende vielfältige und zukunftsfähige Arbeitsplätze in ländlichen und vom Strukturwandel betroffenen Regionen. Neben den zahlreichen beruflichen Möglichkeiten an Firmensitzen profitieren Bürgerinnen und Bürger in den Standortgemeinden durch neue Wert-schöpfung und finanzielle Teilhabe. 

Im Corona-Jahr 2020 bot die Windenergie nochmals einen wirtschaftlichen Standortvorteil für die unter sinkenden Gewerbesteuer-einnahmen leidenden Gemeinden: Ihr Umsatz in Deutschland betrug über 15 Mrd. Euro überwiegend im Export. Die Windenergie liegt damit im Branchenvergleich unter anderem vor dem Textilgewerbe (rund. 11 Mrd. Euro). Auch im globalen Kontext wächst die Nachfrage nach Erzeugnissen der Windindustrie rasant. Davon profitiert auch die deutsche Windbranche, die jährlich Güter im Wert von mehreren Milliarden exportiert. Die Windenergie ist mit ihrer hohen Anzahl an Volllaststunden und ihrer guten Prognostizierbarkeit der Schlüssel, um eine stabile Versorgung der Großverbraucher sicherzustellen und gleichzeitig den CO2-Ausstoß Deutschlands zu senken. Die Energiewende ermöglicht der Bundesrepublik ihre Vorreiterrolle im internationalen Vergleich auszubauen und Maschinen und Know-how in die Welt zu exportieren. 

Entwicklung des Stromverbrauchs bis 2030

Der Bedarf an Strom aus Erneuerbaren-Energien-Anlagen steigt. Ende des Jahres 2022 gehen die letzten deutschen Atomkraftwerke vom Netz. Die in Deutschland existierenden Kohlekraftwerke werden zunehmend unrentabler. Und dennoch: Der Ausbau Erneuerbarer Energien, die so dringend für die Deckung des Strombedarfs in allen Bereichen benötigt werden, stockt. Im Stromsektor konnten sie sich zwar als tragende Säule etablieren. Doch auch in den Bereichen Industrie, Wärme- und Verkehrswende, die bislang mit fossilen Energieträgern bedient wurden, kommen neue Stromverbraucher hinzu, zum Beispiel Wärmepumpen, Elektrofahrzeuge und Power-to-X-Anlagen für grünen Wasserstoff. Doch bisher wird der zusätzliche Strombedarf, der mit ihrer Anwendung einhergeht, nicht ausreichend in die Ausbaupfade der Erneuerbaren Energien einkalkuliert. Der Bundesverband Erneuerbare Energie e. V. (BEE) hat daher in einem Szenario zum Stromverbrauch 2030 ermittelt, wie groß der Beitrag Erneuerbarer Energien im Jahr 2030 in Deutschland sein muss, um den bisherigen Klimaschutzambitionen auf deutscher und europäischer Ebene gerecht zu werden. Demnach müssen die Erneuerbaren bei einem Bruttostrombedarf von 745 TWh im Jahr 2030 einen Anteil von 77 Prozent beitragen, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Gleichzeitig muss die fossile Erzeugung von 329 TWh (2019) auf 169 TWh
(2030) sinken. 

Allein um das bisherige 65-Prozent-Ziel bis 2030 zu erreichen, müssten nach BEE-Berechnungen bis dahin jährlich knapp 5 Gigawatt (GW) Windenergie Onshore, 2 GW Windenergie Offshore, 10 GW Photovoltaik, 0,6 GW Bioenergie und je 50 Megawatt (MW) Geothermie und Wasserkraft installiert werden. Das bedeutet zugleich, dass dem massiven Einbruch bei der Windenergie, der sich erst langsam wieder erholt, und den ebenfalls noch zu schwachen Ausbauraten bei der Photovoltaik politisch gegengesteuert werden muss. Dafür müssen die Ausbau-pfade für neue Anlagen im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erheblich angehoben werden. Denn der konsequen-te Ausbau der Erneuerbaren ist die Grundvoraussetzung für die Versorgung mit grünem Strom sowie die Produk-tion von grünem Wasserstoff.